Drosophila Melanogaster nervt

So bekämpfen Sie eine Fruchtfliegen-Plage

Stand
Autor/in
Marcus Netscher
Veronika Simon
Portraitbild von Veronika Simon, Multimedia-Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell
Moderator/in
Jonathan Hadem
Onlinefassung
SWR1

Die kleinen Quälgeister strapazieren unsere Nerven und das bis in den Herbst und Winter. Hier erfahren Sie, wie Sie die Plage erfolgreich bekämpfen und warum die Fliegen gar nicht so schlimm sind.

Fruchtfliege nicht gesundheitsschädlich

Vorab kann erstmal Entwarnung gegeben werden: Fruchtfliegen (lat. Drosophila Melanogaster) sind nicht gesundheitsschädlich und auch kein Zeichen für schlechte Hygiene. Die Fliegen selbst sind laut Kriminalbiologe Mark Benecke sogar eher reinlich: "Die sind harmlos, die sind schön, die sind auch sauber. Die Tiere putzen sich den ganzen Tag und haben eine harte Oberfläche".

Von der Frucht-, Tau- oder Obstfliege geht also, auch wenn sich viele vor den kleinen Quälgeistern ekeln, keine Gesundheitsgefahr für uns aus. Im Gegensatz zu einigen anderen Insektenarten übertragen sie keine Krankheiten.

Sie können nichts vergiften, sie können nichts anstecken.

Anders als bei Schimmel, sei es laut Benecke auch "total egal", wenn man eine Frucht isst, in der eine Fruchtfliege sitzt: "Wenn da wirklich mal ein oder zwei Larven herumkriechen, könnte man die abwaschen. Man kann es rausschneiden – aber die sind ja überhaupt nicht irgendwie gefährlich." Es ist also vollkommen ausreichend, das Obst abzuwaschen, vorausgesetzt es ist noch nicht verfault. Sollte man doch mal versehentlich eine Larve oder ein Ei verspeisen, sollte das keine Auswirkungen haben. Sie werden es nicht einmal bemerken. Auch wenn die Vorstellung ekelerregend ist, passiert das häufiger als gedacht.

In der Forschung beliebt

Fruchtfliegen sind auch nützlich – und zwar für die Forschung. Drosophila melanogaster nennen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sie. In bestimmten Forschungsfeldern ist sie eines der wichtigsten Versuchstiere, wenn nicht sogar das wichtigste. Veronika Simon aus der SWR Wissenschaftsredaktion erklärt das mal genauer.

Laut Veronika Simon ist der wichtigste Grund dafür wahrscheinlich der überraschendste: Die Fruchtfliege und wir sind uns nämlich ähnlicher, als man denkt. Schätzungsweise 60% unserer Gene stimmen überein und das reicht, um grundlegende Fragen der Entwicklung oder Genetik zu erforschen.

Dazu kommt, dass Fliegen sehr geringe Ansprüche an ihren Wohnraum stellen, ergänzt die Wissenschaftsredakteurin. Man kann sie einfach in Plastikröhrchen halten. Unten füllt man die Röhrchen mit etwas Hefemischung, oben kommt ein Stopfen rein und dann kann man sie in Kisten zu Abertausenden in großen Regalen lagen. Das ist ziemlich günstig und unkompliziert, kein Vergleich zu größeren, anspruchsvolleren Tieren wie Mäusen oder Fischen.

Außerdem vermehren sich Fliegen ziemlich schnell. In der Küche nervt das ziemlich, wenn man aber zum Beispiel genetische Untersuchungen macht und etwas über mehrere Generationen hinweg beobachten will, ist das sehr praktisch, so Simon.

Das ganze Jahr aktiv

Die Fruchtfliege mag Temperaturen um die 25 Grad. Sind die gegeben, dauert es nur zehn Tage, bis sich aus dem Ei eine Larve und daraus eine Fruchtfliege entwickelt. Bei nur fünf Grad weniger, also 20 Grad, braucht sie schon fast doppelt so lange. Doch erst bei Temperaturen unter zehn Grad vermehren sich die Fliegen nicht mehr.

Der Grund, warum wir uns oft auch im Herbst und Winter mit der "Drosophila Melanogaster" herumärgern müssen, ist schlicht, dass nicht nur in unseren Küchen, sondern auch in den meisten Supermärkten und Lagerhallen Temperaturen herrschen, die den Insekten das Überleben ermöglichen.

Eine Fliege reicht

Ein einziges Weibchen, eingeschleppt durch den Einkauf im Supermarkt, kann schon für eine Fliegenplage sorgen, da es bis zu 400 Eier zum Beispiel auf überreifem oder faulendem Obst ablegen kann. Einmal geschlüpft, überleben die Weibchen der Spezies unter idealen Bedingungen bis zu acht Wochen, die Männchen nur zehn Tage. Ohne Nahrung schafft es der kleine Quälgeist aber keine 24 Stunden.

Fruchtfliege
Die "Drosophila Melanogaster" ist eine von rund 50 bei uns existierenden Fliegenarten. Sie wird gemeinhin als Frucht-, Tau- oder Obstfliege bezeichnet. Also sogenannte "Kulturfolger-Art" hat sich die Fliege an die Bedingungen und den Lebensraum des Menschen angepasst.

So beenden Sie die Plage

Ist die Invasion erst in vollem Gange, sollten Sie zunächst alles herumstehende Obst abdecken oder verzehren. Obst verströmt einen leichten Essiggeruch, den Menschen nicht wahrnehmen können. Dieser Geruch zieht Fruchtfliegen an, schon bevor die ersten Druckstellen am Obst zu sehen sind. Lassen Sie auch keinen Obst-Saft oder Wein offen stehen und spülen sie Teller, Besteck und Gläser an denen sich Obst- und Obstsaft- oder Weinreste befinden können immer sofort ab. Lassen Sie außerdem die Spülmaschine öfter laufen, denn auch sie ist eine bevorzugte Brutstätte. Gleiches gilt für den Biomüll und den Kaffeesatzbehälter des Kaffeeautomaten.

Aktiv können Sie mit einem kleinen Schälchen oder einer Untertasse mit einer Saft-, Essig- und Spülmittelmischung vorgehen. Stellen Sie diese Fliegenfalle an besonders betroffenen Stellen auf und mit etwas Geduld ist die Plage schnell vorbei.

Das Obst regelmäßig abzuwaschen, hält Kriminalbiologe Benecke für keine gute Idee. Das Wasser, das am Obst bleibt, oder die Bakterien eines schmutzigen Handtuchs würden größeren Schaden anrichten: "Das erzeugt wahrscheinlich viel mehr Schaden als jede Taufliege jemals anrichten könnte. So gesehen braucht man sich ja eigentlich gar nicht drum zu kümmern, und soll einfach recht selbstbewusst sein Obst essen".

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