Genaue Prüfung der Quellen ist wichtig
Nur wenige Tierschützer, neben Mülln auch Organisationen wie PETA oder Animal Equality, recherchieren investigativ und filmen verdeckt. Genutzt wird ihr Material aber auch von Journalisten. Edgar Verheyen etwa arbeitet für das ARD-Polit-Magazin „Report Mainz“ und hat mit den drastischen Aufnahmen von Tierschützern schon viele Skandale mit aufgedeckt: Quälereien in Wiesenhof-Putenställen, leidvolle Tiertransporte, das Elend in Zoogeschäften. Die Bilder, die er bekommt, muss er allerdings genau unter die Lupe nehmen:
Ist selbst Hausfriedensbruch erlaubt?
Dennoch werden Verheyen und seine Kollegen oft von Firmen verklagt, bislang ohne Erfolg. Auch Tierschützer, die die Aufnahmen liefern, landen eher selten vor Gericht. Man arbeite einerseits immer öfter mit Insidern, die Zugang zu den Tieren haben, so Friedrich Mülln von der SOKO Tierschutz. Andererseits hilft den Tierschützer der sogenannte "rechtfertigende Notstand". Prof. Jens Bülte, Rechtswissenschaftler an der Uni Mannheim und Tierschutzexperte, erklärt, was dahinter steckt: "Sie dürfen ein geringeres Unrecht begehen, um ein größeres Unrecht aufzudecken und damit zu beenden.“ Das heißt, dass selbst Hausfriedensbruch im Notfall gedeckt ist.
Klagen über mangelnden Ermittlungswillen
Der Verein SOKO Tierschutz hat so allein 2019 einiges erreicht: 20 Ermittlungsverfahren gegen Tierquäler, eine Schlachthaus-Schließung und die Verurteilung eines Schweinezüchters aus Merklingen im Alb-Donau-Kreis. Doch die meisten Tierschutzskandale kommen gar nicht erst vor Gericht, und wenn, sind die Strafen milde. Selbst in schweren Fällen könne man die Freiheitsstrafen ohne Bewährung an zwei Händen abzählen – in über 40 Jahren, so Bülte. Der Rechtswissenschaftler beklagt ebenso wie Tierschützer einen wenig ausgeprägten Ermittlungswillen der Staatsanwaltschaften und erklärt ihn sich so:
Erst kürzlich hat die Staatsanwaltschaft Mosbach Ermittlungen gegen Amtstierärzte eingestellt, die 2018 im Schlachthof Tauberbischofsheim schwere Tiermisshandlungen nicht verhindert haben. Begründung: sie hätten ja ohnehin nicht einschreiten können. Eine Komplettkapitulation der Behörden?
Den grausamen Bildern werden sich Tierschützer jedenfalls weiter aussetzen- auch Reporter Edgar Verheyen, der allerdings gesteht, dass das nicht leicht fällt: