Im Weltcup ist Windsurfer Sebastian Kördel eine große Nummer. Doch bei der bisherigen olympischen RS:X-Klasse hatten nur leichtgewichtige Sportler eine Chance. Bei den Olympischen Spielen in Paris gibt es nun eine neue Disziplin: IQ-Foil. Und dort will der Weltmeister von 2022 zu einer Medaille gleiten.
Sebastian Kördel schwärmt vom IQ-Foil
Sebastian Kördel schwärmt von dieser Art des Surfens. Endlich hat ein großgewachsener, mehr als 70 Kilo wiegender Sportler beim Windsurfen in den eher schwachwindigen Gebieten echte Chancen mit neun Quadratmeter Segelfläche und einem Board mit Hydrofoil.
Am Bodensee sei das ja quasi von vorne herein in seiner DNA gewesen, meint der 33-Jährige. Denn normalerweise sei dort relativ wenig Wind. Daher sei er immer große Segel gefahren. Und mit denen mache man nicht so viele Tricks, sondern fahre so schnell wie möglich geradeaus. Man dürfe keine Angst vor Geschwindigkeit haben, sondern könne das Gefühl der Freiheit auf dem Wasser genießen. An einem Nachmittag von Bodmann bis nach Lindau und zurück gleiten, 150 Kilometer in fünf Stunden, das mache Spaß.
Sebastian Kördel begann im Segelboot
Kördels Liebe zum Wasser begann allerdings in einem Optimisten, einer ganz kleinen Segel-Jolle. "Da hat mich mein Vater, ein begeisterter Segler, hineingesetzt. Aus dem Optimisten habe ich aber die Windsurfer gesehen, die viel schneller waren, an mir vorbei geflogen sind. Da hab ich zum Papa gesagt: das will ich auch machen."
Mit sechs Jahren begann Kördel an der Surfschule Radolfzell. Anfangs reichte ihm eine halbe Stunde hin- und her zu surfen, noch war der Ehrgeiz nicht geweckt. Der Moment der "Windsurfliebe" komme bei jedem in dem Moment, wenn Geschwindigkeit aufgebaut wird, das Brett über die eigene Welle rutsch und man ins "gleiten" kommt. Das sei ein ganz besonderes Gefühl, in den Schlaufen zu stehen, im Trapez zu hängen und rasant über das Wasser zu gleiten, davon komme keiner mehr los.
Sebastian Kördel war lieber auf dem See als in der Vorlesung
Als Schüler und als Wirtschaftswissenschaft-Student an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen verbringt Sebastian Kördel möglichst viele Stunden auf dem Bodensee. "Ich war auch ab und zu während der Vorlesung auf dem Wasser, musste aufpassen, dass mich keiner sieht. Aber wenn schon mal guter Wind ist."
Ein Praxis-Semester absolviert Kördel in Kapstadt, schreibt seine Bachelorarbeit und nutzt danach die Chance, Profi zu werden. Seitdem ist er in der ganzen Welt unterwegs, tankt aber immer Kraft bei der Familie in Aach und den Freunden am Bodensee. Und egal, ob Kind oder Erwachsener, ob Amateur oder Profi eines bleibe immer gleich: Man brauche viel Biss, müsse dranbleiben, denn Wind & Wasser, Segel & Board seien nicht immer der beste Freund.
Sebastian Kördel siegt bei der WM 2022 in Brest
Seit 2019 gibt es dass IQ-Foil. Sebastian Kördel bescherte es den emotional schönsten Moment bei der WM 2022 in Brest. In Frankreich waren 160 Surfer aus 24 Nationen am Start. Den ersten windstillen Tagen folgen 14 packende Rennen - am Ende jubelt Kördel. "Du bist der Beste der Welt. Das ist ein überwältigendes Gefühl. Auch jetzt bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich daran denke."
Der Ehrgeiz ist geblieben, die neuen Ziele hat er klar im Blick: die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Also packt er sich sein Rennrad und quält sich, was Kondition, Kraft, Ausdauer betrifft.
Der Traum von der Olympia-Medaille
Sobald man beim "Foilen" am Fliegen sei, habe man soviel Effizienz und Power, dass es wichtig sei, schwer zu sein und gleichzeitig extrem fit, weil man auch eine extreme Cardio-Belastung habe. Der Spagat zwischen Fitness und Gewicht muss gelingen, darüber hinaus brauche man gute Nerven, die richtige mentale Einstellung.
Seine Grundeinstellung für die Olympischen Spiele: "Es ist die größte Bühne, die es im Sport gibt, vor allem, bei so einer Nischensportart wie Windsurfen. Der Traum von Paris ist definitiv eine Medaille."