Die Erinnerung schmerzt noch immer. Die Olympischen Spiele in Paris sollten für Ricarda Funk der Karrierehöhepunkt werden, aber es wurde ein Tiefpunkt. 50 Strafsekunden wegen eines Torfehlers machten alle Hoffnungen auf eine Medaille im Bruchteil einer Sekunde zunichte.
Olympische Spiele | Kanu-Slalom Ricarda Funk nach Enttäuschung von Paris: "Ich träume weiter"
Nach Gold in Tokio wollte sich Slalom-Kanutin Ricarda Funk in Paris ihren Traum von "richtigen" Olympischen Spielen mit Fans erfüllen und mit einer weiteren Medaille krönen. Platz elf war es am Ende, die Enttäuschung riesengroß. Beim Empfang für die Olympia-Rückkehrer kam nun alles wieder hoch.
Familie und Freunde als Seelentröster
Sie wollte das Golderlebnis bei den publikumsfreien Pandemiespielen von Tokio jetzt mit Familie und Freunden in Paris wiederholen. Stattdessen waren die nun als Seelentröster gefragt. Es sei ihr nicht unangenehm, vor laufender Kamera zu weinen, Tränen zu zu vergießen. "Ich hätte gar keine andere Wahl gehabt, ich konnte sie gar nicht unterdrücken".
Denn hinter Ricarda Funk lagen drei harte Jahre, Pandemie überwunden, topfit für die Olympischen Spiele und dann das. "Es steckt so viel Herzblut, Leidenschaft und Arbeit darin, hätte meine Tränen gar nicht zurückhalten können." So sehr hatte sich die professionelle und sympathische Leistungssportlerin auf Paris gefreut. "Es war von mir ein Lebenstraum. Wir freuen uns und zeigen es. Warum soll ich nicht auch zeigen, dass ich traurig bin." Gut, dass Familie und Freunde da waren, beim Wettkampf und direkt danach.
Schmerzvoller Tiefpunkt bei Olympia in Paris
"Der Rückhalt war einfach unglaublich. Ich bin unfassbar dankbar für alle Menschen, die mir liebe Worte geschenkt haben. Meine Familie und Freunde waren alle vor Ort. Die haben mich aufgefangen nach dem Wettkampf", sagt Ricarda Funk.
Mit etwas Abstand sieht sie inzwischen auch das Positive an ihrer Leistung in Paris. "Ich bin selbst überrascht über mich, denn eigentlich bin ich eine Perfektionistin und sehe überall den Fehler. Aber ich bin stolz, wie ich mit dem Druck klargekommen bin. Ich war frei von negativen Gedanken und von Selbstzweifel. Ich war diese Raubkatze, die in sich ruht und ready ist für den Angriff", beschreibt Funk die Situation, als Olympiasiegerin und Topfavoritin in Paris am Start gewesen zu sein.
Scheitern gehört im Sport dazu
Dass es am Ende nicht gereicht hat, ist zwar bitter für die 32-Jährige, aber inzwischen erkennt sie die Lektion, die jeder Sportler und jede Sportlerin in der Karriere erleben muss. "Rückschläge und das Scheitern gehören im Sport definitiv dazu. Die haben mich auch dahin gebracht, wo ich heute stehe. Ohne sie wäre ich 2021 nicht Olympiasiegerin geworden", erzählt Ricarda Funk. Unterstützung bekam Funk nach dem Rennen in Paris auch vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). "Eine Sportpsychologin war vor Ort, hat mich direkt aufgefangen, wir haben lange Gespräche geführt, das hat mir sehr geholfen".
In Bad Neuenahr-Ahrweiler geehrt
Der Sieg von Tokio bleibt für immer und deshalb durfte sie sich nun trotz oder gerade wegen des Misserfolgs von Paris ins Goldenen Buch eintragen. Eigentlich mit drei Jahren Verspätung, aber in ihrer Heimat ist Ricarda Funk ohnehin eine Sympathieträgerin und nach dem Tokio-Olympiasieg stand das Ahrtal ganz im Zeichen der damaligen Flutkatastrophe.
"Das Feuer brennt noch"
Obwohl Ricarda Funk als Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin schon jeden Titel gewonnen hat, ist der Erfolgshunger noch nicht gestillt. Die Leidenschaft für den Sport ist noch immer da und die Karriere deshalb auch noch nicht zu Ende , im Gegenteil: "Vier Jahre sind zwar lang und eine Olympiaquali macht man nicht eben mal so. Das ist mental ein Kampf, definitiv. Aber ich merke schon, in mir brennt das Feuer noch. Deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass ich das nochmal auf mich nehme", so Ricarda Funk, die damit für die Olympischen Spiele in vier Jahren in Los Angeles plant. Dem Sport in Rheinland-Pfalz bleibt eine seiner erfolgreichsten Sportlerinnen noch eine ganze Weile erhalten.