Die 40-Jährige aus Morbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich) kam am alten Hafen von Doha nach ihren vier Sprüngen aus 20 m Höhe mit 291,80 Punkten auf Rang sechs. "Wahnsinn", sagte Bader mit Blick auf die Anzeigetafel: "Ich bin so glücklich, dass ich so nah an der Weltspitze dran bin, ich kann es kaum glauben." Eine Top-10-Platzierung habe sie sich in ihren "wildesten Träumen gewünscht". Am ersten Wettkampftag hatte Bader nach zwei von vier Runden als beste Deutsche mit 128,70 Punkten auf Rang zehn gelegen.
Nach ihren spektakulären Sprüngen sprach sie offen über ihre Ängste: "Da ging ganz viel voraus in der Vorbereitung, gemischte Gefühle: viel Angst, viele Zweifel", sagte sie und nannte einige Sorgen. "Weiß ich, wo ich bin in der Luft? Habe ich die Kontrolle? Da gehen einem natürlich viele Szenarien durch den Kopf", ergänzte sie. "Für mich war auch so eine Angst: Was denken die Leute? Ich bin Mutter, ich bin alt vergleichsweise. Mit 40 bin ich hier schon die Erfahrenere." Ihre Familie habe den Wettkampf gespannt zu Hause verfolgt, berichtete Bader und verriet mit Blick auf einen schwierigen Sprung in ihrem Wettkampfprogramm: "Meine Mutter hat gesagt: kein Risiko. Da konnte ich mich doch nicht so ganz dran halten."
Die Magie des High Diving
Hoch oben über dem Wasser, kurz vor dem Absprung 20 Meter in die Tiefe spürt Anna Bader die Magie. "Diese Freiheit, diese Höhe, der mentale Aspekt und vor allem der Reiz, trotz des Risikos diesen einen, perfekten Sprung zu zeigen" - für die 40-Jährige ist das Klippenspringen bis heute "einfach die schönste Sportart".
Zurück bei der WM nach schwerem Unfall
Bei der Weltmeisterschaft in Doha stand sie wieder auf der ganz großen Bühne, auch wenn das vor eineinhalb Jahren kaum vorstellbar war. Denn im September 2022 passierte es: Bader kam bei einem Sprung in der Schweiz falsch auf, war bewusstlos und wurde aus dem Wasser gerettet.
Drei Tage habe sie mit einer Gehirnerschütterung und einem leichten Pneumothorax im Krankenhaus verbracht, berichtet Bader im Gespräch mit dem SID. "Es hätte sicherlich auch noch schlimmer ausgehen können, aber für mich war es schon sehr drastisch, nachdem ich ungefähr 18 Jahre unfallfrei gesprungen bin", sagt die Weltklassespringerin.
"Ich habe tatsächlich auch in Erwägung gezogen, aufzuhören", sagt Bader. Aber auch als Vorbild für ihre beiden Kinder habe sie weitergemacht, auch wenn sie sich "wirklich Vorwürfe gemacht" habe. Doch "Fehler gehören dazu, man lernt daraus und lässt sich nicht unterkriegen", sagt Bader. Außerdem beinhalte das Karriereende, das sie sich wünsche, nicht, "aus dem Wasser gezogen zu werden". Etwa ein halbes Jahr später stand sie bei einem Weltcup in Fort Lauderdale wieder hoch oben. "Es war, als wäre ich genau dort, wo ich hingehöre", erinnert sich Bader.
Anna Bader - eine Pionierin des Klippenspringens
Begonnen hat ihre Liebe zum Klippenspringen vor rund 20 Jahren. Damals habe es noch nicht viele Wettkämpfe gegeben, "erst recht nicht für Frauen", erzählt Bader: "Ich sage nicht ganz ohne Stolz, dass ich da auch eine Pionierin war." Die mehrfache Europameisterin des eigenständigen Wettbewerbs der europäischen Klippenspringerinnen war bereits bei der WM-Premiere der Sportart dabei, die unter High Diving firmiert. In Barcelona sicherte sich Bader 2013 Bronze.