Ihre Stimme zitterte. Im Interview mit SWR Sport war es Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema anzumerken, dass ihr der Tod des ehemaligen Trainers Tore Alexandersen immer noch nah geht. Darum will Allianz MTV Stuttgart das wichtige Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag (20.2./ 19 Uhr) gegen Fenerbahce Istanbul auch für ihn spielen. "Wenn wir Titel oder gewonnene Spiele feiern können, hat man ihn immer im Kopf und Herzen dabei."
Tore Alexandersen starb an Prostata-Krebs
2020 wurde bei Tore Alexandersen Prostatakrebs diagnostiziert. Er arbeitete trotzdem als Volleyballtrainer weiter und war erfolgreich. In der Saison 21/22 gewann er das erste Double aus Meisterschaft und Pokalsieg der Vereinsgeschichte. Ein Jahr später wurde Alexandersen erneut mit dem MTV deutscher Meister. Es sollte sein letzter Triumph als Trainer sein. Vor nicht einmal drei Monaten verstarb Tore Alexandersen an der schweren Krankheit mit 55 Jahren. Ein Schock für das gesamte Team.
Alexandersens Tod hat die Mannschaft noch nicht verarbeitet
Der Verlust des Trainers beschäftigt das Team immer noch. "Ich glaube, das wird uns vielleicht auch ein Leben lang begleiten. Bei jedem Spiel, was wir gewinnen können, denke ich auch an ihn", erzählt die Stuttgarter Sportdirektorin dem SWR. Der MTV versucht das Thema nicht zu verdrängen, sondern offen im Team damit umzugehen. "Die eine braucht mal einen Tag Ruhe, die andere weint mal, andere möchten nicht darüber sprechen. Wir schauen, dass wir zusammen aus dieser schwierigen Situation herauskommen."
Das Team wird mittlerweile von Konstantin Bitter betreut. Kim Oszvald-Renkema sieht in ihm ein großes Trainertalent. "Manchmal hat man das Gefühl, er übernachtet in der Arena. Er ist sehr akribisch und fleißig." Sportlich läuft es für die Stuttgarter Volleyballerinnen gut. In der Meisterschaft steht man aktuell zwei Punkte hinter Tabellenführer Schwerin. Anfang März steht das Pokalfinale für das Team an und in der Champions League befindet man sich unter den besten acht Teams Europas.
Istanbul kommt mit lauten Auswärtsfans nach Stuttgart
Mit Fenerbahce Istanbul wartet allerdings eine extrem schwierige Aufgabe in der Champions League auf den MTV. Für Oszvald-Renkema sind die Türkinnen, wenn ihre Topstars, rund um Leistungsträgerin Melissa Vargas fit bleiben, der Favorit auf den Titel. "Sie haben einen Kader, der ist unglaublich", sagt die 36-Jährige. Das Team der Stuttgarterinnen hat nichts zu verlieren und kann frei aufspielen. Der Druck liegt als Titel-Favorit bei Fenerbahce.
Die Halle wird ausverkauft sein. Fenerbahce ist bekannt für ihre treuen Fans, die ihr Team lautstark anfeuern und auch zahlreich zu Auswärtsspielen mitreisen. Nur bei einem guten Hinspiel-Ergebnis, denkt die Sportdirektorin des MTV Stuttgart, dass eine Überraschung im Rückspiel möglich ist. Ansonsten habe man am 28. Februar in Istanbul so gut wie keine Chance und könne sich auf das Pokalfinale konzentrieren.
MTV Stuttgart will mindestens noch einen Titel gewinnen
Am 3. März spielt das Stuttgarter Team gegen den SC Potsdam um den DVV-Pokal und will die Partie für sich entscheiden. "Sind wir ganz ehrlich, wenn man im Finale steht, dann will man es auch gewinnen." Sogar der Traum vom Triple lebt bei ihr. "Wir wollen alles gewinnen, es gab aber noch nie eine Mannschaft, die das Triple gewonnen hat. Das zeigt, wie schwierig es ist".
Um den Triple-Traum weiterzuleben, muss ihr Volleyball-Team allerdings für eine Überraschung gegen die starken Gegnerinnen sorgen. Das ist dem MTV Stuttgart schon einmal gelungen. Am 21. Dezember 2022 hatte man Fenerbahce mit 3:2 nach Sätzen geschlagen. Damals noch mit Tore Alexandersen an der Seitenlinie. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er an unserer Seite sein und mit uns feiern wird, egal, wie das Spiel ausgeht“.
Das Saisonziel ist in der Champions League bereits erreicht, alles weitere ist Bonus. Die ehemalige Spielerin des MTV Stuttgart ist sich sicher, dass es gegen Fenerbahce Istanbul ein magischer Abend werden wird. Und für alle Sportromantiker wird der Geist von Tore Alexandersen unter dem Hallendach mit dabei sein und zuschauen.