Wir erreichen Konstantin Bitter im Auto. Stuttgarts Cheftrainer ist unterwegs mit seiner Familie, für eine Zwischenbilanz im Gespräch mit SWR Sport nimmt er den Zwischenstopp aber gerne in Kauf. Schließlich hätte es bislang nicht besser laufen können für Bitter und seine Volleyballerinnen in der ersten gemeinsamen Saison. Tabellenführer in der Bundesliga. Finalist im DVV-Pokal. Und seit Dienstagabend und dem souveränen 3:0 im letzten Gruppenspiel gegen Beveren aus Belgien auch noch in der nächsten Runde der Champions League.
Alle wichtigen Spiele bislang gewonnen
Besser geht es nicht, der 34-Jährige ist entsprechend zufrieden: "Wir haben alle wichtigen Spiele gewonnen, zuletzt auch in der Champions League", freut sich Stuttgarts Coach über die konstante Form und die erfolgreichen Spiele, "das zeigt aber auch, welche Qualität in der Mannschaft steckt". Das im Sommer zum Teil verjüngte und neu zusammengestellte Team zeigte sich zuletzt vor allem auch mental enorm stark.
Konstantin Bitter denkt dabei vor allem an das vorletzte und letztlich entscheidende Champions-League-Gruppenspiel vergangene Woche gegen Rzeszów aus Polen: "Da lagen wir mit zwei Sätzen zurück, standen mit dem Rücken zur Wand", erinnert sich Bitter an die sensationelle Wende der Partie, "und dann noch so eine Persönlichkeit aufs Feld zu bringen und das Spiel noch zu drehen, ich bin sehr zufrieden".
Konstantin Bitter: "Noch ist nicht viel gewonnen"
Aber, sagt Coach Bitter im selben Moment, das bisher Erreichte sei eben alles nur eine Zwischenbilanz: "Es ist sehr schön, aber wir sind noch nicht fertig. Es ist erst Mitte der Saison, wir müssen noch hart arbeiten, gewonnen ist noch nicht viel im Moment."
Die erste Trophäe der Saison steht bereits seit Mitte Oktober in der Vitrine. Die Stuttgarterinnen gewannen in Rostock gegen Dauerrivale Schwerin (3:1) den Supercup, krallten sich den ersten Titel und setzten gleich ein wichtiges sportliches Ausrufezeichen.
Konstantin Bitter und die Stuttgarter Volleyballerinnen, das passt bislang prima zusammen. Dabei hatte der Mann mit dem schwarzen Vollbart, der 1989 im heutigen Kasachstan geboren wurde und in der Schweiz seine Trainerkarriere begann, im Sommer ein denkbar schwieriges Amt beim deutschen Top-Team angetreten. Als Nachfolger des schwer erkrankten Erfolgstrainers Tore Aleksandersen, der die Schwaben zuvor zweimal zur Deutschen Meisterschaft geführt hatte.
Den Tod von Meistertrainer Aleksandersen gemeinsam verarbeitet
Als Tore Aleksandersen am 6. Dezember seinem Krebsleiden erlag, musste Bitter die Mitte zwischen der nötigen Trauer, vor allem der emotional angeschlagenen Spielerinnen, die lange mit ihm zusammengearbeitet hatten, und dem Profi-Alltag finden.
Das ist dem jungen Coach gelungen. "Es war wichtig, mit den Emotionen und Gefühlen mitzugehen, wir spielten auch für ihn", beschreibt Konstantin Bitter, der Tore Aleksandersen lange kannte, die dunklen Tage von Stuttgart im Dezember. "Das spricht für die Mannschaft, dass sie es als gemeinsame Gruppe durchgestanden hat und in dieser Zeit hervorragende Spiele abliefern und gewinnen konnte". Die Empathie für den unvergessenen Mensch und Meistertrainer Aleksandersen wird sowieso bleiben, sagt Bitter: "Tore ist das ganze Jahr bei uns, das wissen wir."
Pokal-Highlight am 3. März in Mannheim
Für die Stuttgarterinnen geht es jetzt weiter Schlag auf Schlag. Der Spielplan in der Bundesliga hält brisante Augaben und weite Fahrten bereit: Am Samstag (17:00 Uhr) steigt die Auswärtspartie beim Tabellendritten Dresden. Und nach dem Heimspiel unter der Woche gegen Aachen (24.01.) steht bereits das Top-Duell beim aktuell punktgleichen Tabellenzweiten SSC Schwerin an (27.01.).
Dauerbelastungen, die die Stuttgarterinnen bislang gut wegstecken konnten. "Die Mannschaft hat in dieser Saison bewiesen, dass sie das kann", ist Konstantin Bitter davon überzeugt, dass seine Spielerinnen auch in den nächsten herausfordernden Wochen stabil bleiben. "Man hat zwar nicht viele Trainingseinheiten, um an Dingen zu feilen, andererseits kann man sich im Spiel weiterentwickeln."
Nationalspielerin Vanjak wieder fit und eine Alternative
Das gilt auch für Neuzugang Ivana Vanjak, die zuletzt ihr Comeback und gleichzeitig ihren Einstand nach schwerer Knieverletzung und langer Reha-Pause feierte. Die Nationalspielerin ist im Außenangriff mit ihrer Größe und Wucht eine willkommene Verstärkung: "Sie verfügt über eine hohe Qualität", sagt Konstantin Bitter über die 28-Jährige, "sie ist eine super Option für uns, weil sie ein ganz anderer Spielertyp ist. Sie ist sehr physisch, hat Power im Angriff und bringt eine andere Spielkultur aufs Feld." Es sei ganz wichtig, so Bitter, bei diesen Herausforderungen einen breiten Kader mit vielen Varianten für alle Situationen zu haben.
Vorfreude auf das Pokalfinale in Mannheim
Das erste große Saison-Highlight steht am 3. März an. Rund 10.000 Zuschauer und grandiose Stimmung werden erwartet, wenn in der Mannheimer Arena, dem "Wembley des Volleyballs", Stuttgart im DVV-Finale auf Potsdam trifft. Im Halbfinale hatten sich die Schwäbinnen mit einem beeindruckenden 3:1 in Dresden fürs Endspiel qualifiziert. In Mannheim soll dann der fünfte Pokal-Triumph in der Vereinsgeschichte von Allianz MTV Stuttgart her. Es wäre der erste große Titel als Cheftrainer für Konstantin Bitter, als "Co" holte er bereits mit Dresden Meisterschaft und Pokal.
Der neue Cheftrainer fühlt sich auch privat in Stuttgart pudelwohl
Nicht nur sportlich, auch privat fühlt sich Familienvater Konstantin Bitter, der zuvor in Erfurt als Chefcoach trainiert hatte, in und um Stuttgart bereits pudelwohl. "Wir haben hier ein höchst professionelles Umfeld", schwärmt er von seinem neuen Verein, "aber es geht auch sehr familiär und sehr freundschaftlich zu. Nur gemeinsam ist es möglich, solche Erfolge zu feiern. Wir hoffen auf eine lange gemeinsame Zeit, in der wir noch viele schöne Momente erleben werden."