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Vielseitigkeitsreiter Michael Jung will das nächste Olympia-Gold

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Autor/in
Inken Pallas

Vielseitigkeitsreiter Michael Jung will bei Olympia 2024 in Paris wieder eine Medaille holen - am liebsten Gold. Privat halten den "Reitworkaholic" nicht nur seine Pferde auf Trab.

"Ganz klar, ich träume von einer Medaille oder sogar von zweien bei den Olympischen Spielen in Paris. Mit meinem Pferd 'Fischerchipmunk' und mit dem deutschen Team ist alles möglich." Michael Jung beschreibt Vielseitigkeit als Reitsport-Triathlon - Dressur, Gelände, Springen, diese drei Disziplinen machen seinen Sport so abwechslungsreich, garantieren Riesenspaß. Und zwar nicht nur beim Wettbewerb, sondern auch beim Training.

Das einzige, was dem 41-jährigen Horb-Altheimer (Kreis Freudenstadt) derzeit noch größeren Spaß macht, ist das Spielen mit seinen Kindern. Mit Tochter Mara (wird im August ein Jahr alt) und Sohn Lio (drei Jahre) liegt der frühere "reitworkaholic" Jung ganz gemütlich in der Hängematte oder buddelt mit den Kids im Sandkasten, während Ehefrau Faye Füllgraebe-Jung die Zeit nutzt, um selber wieder in den Sattel zu steigen.

Vielseitigkeitsreiter Michael Jung träumt von zwei Medaillen bei Olympia | SWR Sport

Familie bedeutet Rückhalt, Ablenkung & Energie tanken

"Die Familie", sagt Michael Jung, "ist ein Rückhalt, der einen stark macht, wodurch man dann wirklich über sich hinauswachsen kann. Meine Familie ist ganz extrem wichtig für mich." Nicht nur Ehefrau und Kinder sind glücklich, auch Michael Jungs Mutter Brigitte und sein Vater Joachim staunen als stolze Großeltern über den "besten Papa der Welt, der immer Zeit für die Kinder hat".

Vielleicht klappt es so gut, weil sich Michael und Sohn Lio aus Sicht von Faye Füllgraebe-Jung wirklich sehr ähnlich sind: "Das Abenteuerlustige verbindet die beiden. Lio ist genauso draufgängerisch wieder der Papa." Prompt wird das Bobby-Car nicht nur ganz normal herumgeschoben, sondern mit einem Seil in der Führmaschine festgemacht - statt Pferde im Schritt sieht man Bobby-Car-Action auf höchster Geschwindigkeitsstufe in dieser Anlage. Ein glücklicher Vater, ein strahlender Sohn, der auf die Frage, "was kann der Papa eigentlich am besten?" ganz klar mit "Reiten" antwortet.

Olympische Routine – olympische Erfolge

Als Vielseitigkeitsreiter hat Michael Jung schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Auch bei seiner olympischen Premiere 2012 in London. Da lagen Michael Jung und Pferd Sam nach der Dressur auf Rang elf - weit weg von den Medaillen-Rängen. Doch nach einer spektakulären Aufholjagd im Gelände sah es schon anders aus. Und nach fehlerfreien Runden im Springparcour gab es am Ende Doppel-Gold. Michael Jung, Olympiasieger im Einzel und mit dem Team – und zwar an seinem 30. Geburtstag.

Es sei damals "irgendwie unwirklich" und "schwer zu begreifen" gewesen. Das erzählt Jung auch heute noch über diesen besonders emotionalen Moment in seiner Karriere. Wobei, dieses richtige Gänsehaut-Feeling gab es vier Jahre später noch einmal, bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro: Wieder gab es mit Sam einen kleinen Patzer in der Dressur, wieder einen unglaublich guten Geländeritt und die erfolgreiche Titelverteidigung bei der Einzelentscheidung. Olympisches Gold im Einzel, olympisches Silber mit dem Team.

Geht man heute in das mit Trophäen, Pokalen und Siegesschleifen vollgestopfte Reiterstübchen, kann man diese olympischen Mitbringsel an einer Wand bewundern. Nur von den Olympischen Spielen in Tokio hat Michael Jung nichts mitgebracht. 2021, bei den "Corona-Spielen" lag er als Favorit nach der Dressur auf Rang eins - doch ausgerechnet beim Geländeritt mit Pferd "Fischerchipmunk" tauchten plötzlich elf Strafpunkte in der Grafik auf – die Medaillen-Chancen waren dahin. "Das ist eine sehr traurige Erfahrung gewesen, weil ich nach wie vor davon überzeugt bin, dass das System versagt hat, dass uns so die Medaille aus den Händen gerissen wurde. Ich hatte noch ein super Abschluss-Springen - das war wirklich hart."

Michael Jung – als Favorit nach Paris?

In Paris, bei seinen vierten Olympischen Spielen, will er wieder ganz vorne mitmischen. Ein Wettkampf, den es nur alle vier Jahre gibt, sei etwas ganz Besonderes. Man bereite sich das ganze Jahr darauf vor, sei glücklich, dass man dabei sein darf. Faszinierend sei zum Beispiel das Olympische Dorf, weil man hautnah an anderen Sportlern dran ist.

Natürlich sei er sehr ehrgeizig und sehr angespannt. Er habe jedoch gelernt, dass er seinem Pferd, seinem Partner, Ruhe vermitteln muss. Das Pferd dürfe gar nicht merken, dass es ein besonderes Highlight ist, sondern etwas ganz normales. Deshalb ist es für ihn besonders schön, dass die komplette Familie diesmal mit nach Paris kommt. Ehefrau Faye wird dort viel nervöser sein als ihr Mann: "Er ist bestimmt ganz entspannt. Das stärkste sind immer seine Nerven, die sind aus Draht."

Michael Jung lacht, als er das hört. Denn ein bisschen Ablenkung durch die Wünsche von Mara und Lio schadet in Paris nicht, das sei Energie tanken und äußerst positiv. Ganz klar, Michael Jung will der Beste sein. Und der Einzige, der ihn momentan hinter sich lassen darf, das ist Sohn Lio - der galoppiert mit Pony Struwelpeter heute schneller über den Reitplatz der Familie Jung.

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Inken Pallas