Philip Schaub in einem Rennen.

BMX-Race | Olympia

Aus Stuttgart-Münster nach Paris: Das deutsche BMX-Team ist bereit für Olympia

Stand
Autor/in
Maximilian Springer

Schnell, dynamisch, spektakulär - seit 2008 ist BMX-Race olympisch. In Paris geht aus Deutschland ein junges Team an den Start, das bei den Spielen nicht nur dabei sein will.

Philip Schaub geht aus seinem tiefgelegten Sattel. Er stützt sich auf seinem Lenker ab und lehnt seinen Körper über das Metall-Gatter, das ihn und sein BMX-Rad noch davon abhält, die acht Meter hohe Startrampe herunter zu rasen. Im gut gefüllten Starthaus der BMX-Supercross-Strecke in Stuttgart Münster ist es komplett still, das erfordert die Routine eines jeden BMX-Rennfahrers.

Dann klappt das Gatter mit einem lauten Knall herunter, Schaub beginnt in die Pedalen zu treten und ist nur wenige Sekunden später mitten auf der 430 Meter langen Strecke unterwegs. Trainingsläufe wie dieser fanden in den letzten Wochen auf der Bundesstützpunkt-Strecke in Stuttgart-Münster immer wieder statt. Denn hier bereiteten sich die besten Fahrerinnen und Fahrer Deutschlands auf die Olympischen Spiele in Paris vor.

Seit 2008 ist BMX-Race olympisch

"Wir fliegen da mit 50, 60 Sachen über diese BMX-Strecke", schwärmt Olympia-Starter Schaub im Interview mit SWR Sport. Damit meint er sich selbst und seine sieben Konkurrenten, die sich im olympischen Wettkampf mit ihm auf die Strecke stürzen werden. Das Rennen auf den kleinen, leichten BMX-Rädern geht stets über eine Runde in einem Kurs, der auch Sprünge und Steilkurven umfasst.

Es fahren immer acht Fahrerinnen oder Fahrer gegeneinander, bei den Qualifikationsrennen kommen die besten vier eine Runde weiter. Die Siegerin oder der Sieger wird dann in einem Finale ermittelt. Die Rennen gehen oft nicht länger als 40 Sekunden. Auf der Strecke muss jeder Sprung, jede Kurve perfekt gefahren werden, um an der Spitze des Feldes zu bleiben. Spannung ist bei der Sportart, bei der seit den Spielen 2008 in Peking olympische Medaillen vergeben werden, also garantiert.

Starterin Alina Beck weiß nicht, wie sie mit Vorfreude umgehen soll

Der 26-jährige Schaub ist zufällig zu seinem Sport gekommen. Als Kind unternahm er eine Radtour mit seiner Familie und kam dabei an einer BMX-Strecke vorbei, an der gerade eine Trainingseinheit stattfand. "Mich hat das total fasziniert", sagte der Stuttgarter im Interview mit SWR Sport. Er habe mit seinem Straßenrad direkt ein paar Runden drehen dürfen. "Die Liebe fürs BMX fahren wurde entfacht und seitdem bin ich dem Sport treu geblieben."

Aus dem glücklichen Zufall wurde nun einer von zwei deutschen BMX-Startplätzen bei den Olympischen Spielen von Paris. Den anderen hat die erst 18-jährige Alina Beck aus Garmisch-Partenkirchen erhalten. Genau wie Schaub kann auch sie es kaum erwarten, dass sich das Start-Gatter bei den Spielen senkt. "Die Vorfreude ist riesig, ich weiß gar nicht richtig, wie ich damit umgehen soll", sagte Beck im Interview mit SWR Sport. Der Rennsport auf den BMX-Rädern ist laut ihr "brutal vielfältig". "Das Gefühl, das man hat wenn man fährt, ist unbeschreiblich. Das macht einen glücklich", schwärmte Beck.

Alina Beck bei einem Welt-Cup rennen.
Spektakuläre Sprünge: Alina Beck bei einem Welt-Cup-Rennen.

Knappe Entscheidung zwischen Startern und Ersatzfahrern

Bis es für Philip Schaub und Alina Beck ab Donnerstag, dem 1. August, um eine möglichst gute Platzierung bei den Olympischen Spielen geht, halten sich im deutschen Team auch zwei Ersatzfahrer bereit. Regula Runge und Julian Schmidt sind wie die Starter beide Weltcup-erfahren. Die 34-jährige Runge kann sogar auf 19 deutsche Meistertitel zurückblicken. Sowohl sie, als auch Schmidt hatten sich selbst große Hoffnungen gemacht, bei den Spielen in Paris starten zu dürfen. Die Nominierung von Bundestrainer Simon Schirle ließ beide auch enttäuscht zurück. Insgesamt würden aber alle "sehr erwachsen" mit der Situation umgehen, meinte Starter Schaub.

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Top-Athleten auf der Suche nach der "Work-Bike-Balance"

BMX-Race ist in Deutschland eine Randsportart. Um sie auf diesem Niveau zu betreiben, nehmen die Athletinnen und Athleten viel auf sich. Regula Runge betreibt die Sportart auf Top-Niveau parallel zu ihrer Arbeit. "Ich arbeite vier Tage die Woche und trainiere und habe aber ein sehr gutes Team hinter mir, das mir hilft, dass ich die Doppelbelastung hin bekomme und auch ab und zu eine gute Work-Bike-Balance habe", erklärte die 19-malige deutsche Meisterin. Wer Glück hat, kann sich über spezielle Programme fördern lassen. So ist der 29-jährige Julian Schmidt Teil der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Er selbst bezeichnete diese Position im Interview mit SWR Sport als "Privileg", durch das er den Sport professionell ausüben könne.

Es liegt auch am Nischen-Dasein, das der spektakuläre BMX-Sport in Deutschland fristet, dass eine Medaille für Alina Beck und Philip Schaub in Paris noch unwahrscheinlich erscheint. Dennoch gibt Schaub nicht nur das pure Dabeisein als Ziel für Olympia aus: "Für Alina und für mich sind die Ziele, auf jeden Fall unter die Top 16 zu kommen. Und alles was darüber hinaus geht ist geil und wir werden alles dafür tun, dass das möglich wird", so der Olympia-Starter. Welche Platzierung es am Ende wird, zeigt sich ab dem 1. August, wenn im Saint-Quentin-en-Yvelines BMX Stadium, nahe dem Schloss Versailles, das Start-Gatter fällt.

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Maximilian Springer

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