Sport erklärt - So viel verdienen Olympioniken

Olympia 2024

Sport erklärt: So viel verdienen die deutschen Olympioniken

Stand
Autor/in
Lena Nagel

Wer bei den Olympischen Spielen in Paris an den Start geht, hat es geschafft. Sportlich, aber nicht finanziell. Zumindest nicht in Deutschland. "Sport erklärt" über die Bezahlung deutscher Top-Athletinnen und -Athleten.

Der finanzielle Wert von Gold, Silber und Bronze ist abhängig von der Herkunft der Sportlerinnen und Sportler - zwischen den Nationen gibt es große Unterschiede. Polnische Medaillengewinner etwa haben das Recht auf eine lebenslange, steuerfreie Rente ab dem vierzigsten Lebensjahr von circa 2.600 Zloty, umgerechnet rund 620 Euro. Italiens Goldmedaillengewinner erhalten einmalig 150.000 Euro und anschließend vier Jahre lang noch jeweils 30.000 Euro.

Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher

Und in Deutschland? Die Deutsche Sporthilfe zahlt für Gold 20.000 Euro, bei Silber 15.000 und bei Bronze 10.000 Euro. Auch die Plätze vier bis acht gehen nicht leer aus. Wirklich viel ist das im internationalen Vergleich aber nicht - und im Verhältnis zum Invest "Training, Fleiß und Schmerz" erst recht nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Athletinnen und Athleten in Deutschland ausschließlich von ihrem Sport leben können, ist gering. Eine Studie der Deutschen Sporthilfe zeigt, dass bei 35 Prozent der befragten Spitzensportlerinnen und -sportler "ihre finanzielle Lage es ihnen nicht ermöglicht, sich hinreichend auf den Sport zu konzentrieren". Bei Olympiateilnehmern sind es immer noch 21 Prozent. Leistungssport ist ein Full-Time-Job, lukrativ ist dieser aber nicht für alle. Athletinnen und Athleten in Deutschland verdienen im Durchschnitt 1.560 Euro brutto im Monat.  

Die meisten Spitzenathletinnen und -athleten werden über die Deutsche Sporthilfe unterstützt. Gefördert werden sie aus olympischen, paralympischen und deaflympischen Sportarten mit aktueller Nominierung in den Bundeskader sowie ausgewählte Athletinnen und Athleten nicht-olympischer Sportarten. Die Stiftung fördert pro Jahr rund 4.000 Sportlerinnen und Sportler je nach Status, Leistung und Potenzial. Wer wie viel bekommt, ist klar geregelt. Im Schnitt sind es monatliche Beträge zwischen 300 und 800 Euro. 800 Euro Grundförderung gibt es zum Beispiel im Top-Team. Das sind die Athletinnen und Athleten, die bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen unter den Top acht platziert sind oder eine vergleichbare Leistung erbracht haben. Zusätzlich dazu können manche Sportlerinnen und Sportler, je nach Erfolg im Top-Team, während der Olympia-Vorbereitung für bis zu 18 Monate mit der ElitePlus-Förderung, von maximal 1.000 Euro, unterstützt werden.

Wer nicht im Bundeskader ist, bekommt keine Förderung

Allerdings ist es keine Selbstverständlichkeit, von der Deutschen Sporthilfe gefördert zu werden, wie das Beispiel Marius Probst zeigt. Der Mittelstreckenläufer geht bei den Olympischen Spielen in Paris über 1.500 Meter für Deutschland an den Start. Von der Sporthilfe gefördert wurde er aber nicht. Trotz einer erfolgreichen Saison 2023, in der er unter anderem Deutscher Meister wurde, persönliche Bestleistung lief und gleich zweifach die EM-Norm unterbot, hatte der Leichtathletikverband ihn nicht für den Bundeskader nominiert. Und wer nicht im Bundeskader ist, bekommt keine Förderung. Egal wie gut er oder sie ist.

Von der Sporthilfe allein leben ist unmöglich

Fakt ist: Von der Sporthilfe allein leben ist unmöglich, es braucht andere Mittel und Wege. Beispielsweise eine sogenannte Sportförderstelle des Bundes - also ein Job bei der Bundeswehr, der Polizei oder dem Zoll. Speerwerfer Julian Weber, der EM-Silber in Rom geholt hat, beispielsweise ist Sportsoldat und auch die EM-Silbergewinnerin im Hindernislauf Gesa Felicitas Krause ist ausgebildete Sportsoldatin. Der Deal? Die Sportlerinnen und Sportler können sich nach der Grundausbildung komplett auf ihren Sport konzentrieren und werden nicht eingezogen. Der Vorteil? Ein festes Gehalt zwischen 1.600 und 3.400 Euro brutto zuzüglich 300 bis 400 Euro von der Deutschen Sporthilfe. Da wird genau hingeschaut: Wer bei einer Sportförderstelle des Bundes ist, bekommt weniger Geld von der Sporthilfe.  Sportförderstelle plus Sporthilfe - das reicht dann fürs hier und jetzt, aber weder für große Sprünge noch für eine sichere Zukunft.   

Völlig entspannt trainieren und leben, sich ausschließlich auf den Spitzensport konzentrieren, kann in Deutschland also eigentlich nur, wer Sponsoren hat. Ob nun die Familie oder Konzerne. Im internationalen Vergleich kommt Deutschland damit nicht gut weg.

In den USA beispielsweise wird Sport intensiv über die Universitäten gefördert. Davon können auch deutsche Athletinnen und Athleten profitieren. Und das tun sie auch. Zehnkampf Shooting-Star und Rekordbrecher Leo Neugebauer ist für seine sportliche Karriere nach Texas. Über ein Scholarship studierte und trainierte er in Austin. Allein die University of Texas hat einen Sportetat in Höhe von 220 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der gesamte deutsche Spitzensport teilt sich 300 Millionen Euro Förderung vom Staat.

Olympia-Prämie von World Athletics

In Deutschland soll die Spitzensportförderung reformiert werden. Das Ziel: Ein Sportfördergesetz. Was das bewirkt? Abwarten. Immerhin, es tut sich was. Und vielleicht ist es ja auch an den Verbänden Spitzenleistung besser zu entlohnen. Etwa nach dem Vorbild von World Athletics. Der Leichtathletik Weltverband hat entschieden bei den Spielen von Paris erstmals eine Olympia-Prämie zu zahlen: 50.000 Dollar für Gold

Mehr Folgen "Sport eklärt"

Sport erklärt Fit durch Joggen: So findet man das richtige Lauftempo

Joggen ist in Corona-Zeiten für viele die einzige Möglichkeit Sport zu treiben. Die Läuferinnen und Läufer werden immer mehr, nur viele laufen zu schnell. Sport erklärt: Wie findet man das richtige Lauftempo?

Sport erklärt Unendliche Rekordjagd? So funktioniert Skispringen

Bei 253,5 Metern liegt derzeit der Weltrekord im Skifliegen. So weit segelte im März 2017 der Österreicher Stefan Kraft. Sport erklärt fragt: wann fallen die 300 Meter? Wo liegen die Grenzen des Skifliegens?

Stand
Autor/in
Lena Nagel