Wer soll und kann Max Verstappen schlagen? Diese Frage stellen sich Motorsportfans weltweit. Auf der Jagd nach weiteren Rekorden und dem Einstellen der vier Titel von Sebastian Vettel mit Red Bull kann sich Max Verstappen wohl nur selbst schlagen. So ist zumindest der Eindruck vor dem Start in die Rekordsaison der Formel 1 mit diesmal 24 Rennen.
Norbert Haug: "Red Bull wird wieder der Maßstab sein"
Im Interview mit SWR Sport hat der ehemalige Motorsportchef von Mercedes, Norbert Haug, keinen Zweifel daran gelassen, dass das Weltmeisterteam von Red Bull mit Max Verstappen auch im dritten Jahr hintereinander die Königsklasse des Motorsports quasi konkurrenzlos dominieren wird.
"Der Reiz liegt darin, dass diese Dominanz irgendwann mal aufhört. Es ist Red Bull Racing zu gönnen, die haben sich das erarbeitet, haben einen megaguten Job gemacht", sagt Haug, der selbst von 1990 bis 2012 Motorsportchef von Mercedes war: "Es gibt nur eine Gewissheit in der Formel 1, dass jede Dominanz mal aufhört, aber ich würde mich sehr wundern, wenn Red Bull nicht der ganz große Favorit wäre."
Formel-1-Saison der Superlative
Die Saison 2024 wird die längste der Geschichte: das erste Rennen am ersten März-Wochenende in Bahrain, das letzte am zweiten Advenstwochenende im Dezember - 281 Tage später in Abu Dhabi. Für eine Fortsetzung der Verstappen-Show, 19 Siege im vergangenen Jahr in 22 Rennen, spricht vor allem aber auch der dreimalige Champion selbst. Der Niederländer ist das Maß aller Dinge.
Die Formel 1 boomt weltweit - nur nicht in Deutschland
Alleine in den USA, früher eher Formel-1-Randgebiet, werden drei der 24 Rennen ausgetragen. Miami, Austin und vor allem Las Vegas, aber auch die anderen Grand Prix, bieten Spektakel pur. Rund um den Globus sind die Boliden zu Gast - nur nicht in Deutschland.
Norbert Haug ist über diese Entwicklung sehr unglücklich: "Wir waren mal die Autonation und die Formel-1-Nation Nummer eins. Wir haben in den 22 Jahren von 1994 bis 2016 zwölf Weltmeistertitel geholt, mit drei Fahrern, und wir wir haben über 50 Prozent aller Titel in 22 Jahren gewonnen", zählt Norbert Haug stolz auf. Heute fährt noch ein Deutscher Fahrer, Niko Hülkenberg im Haas, in der Formel 1 mit. Rennen in Deutschland gibt es aktuell keine mehr.
Haug sieht die Schuld dafür nicht beim Automobil-Weltsportverband FIA oder bei den Veranstaltern der Formel 1. "Wir hatten zwei vollbesetzte Grand Prix, am Nürburgring und in Hockenheim, und davon ist gar nichts übrig geblieben", macht Haug seiner Meinung deutlich Luft:
Hamilton-Wechsel von Mercedes zu Ferrari überrascht
Lewis Hamilton ist siebenfacher Formel-1-Weltmeister. Alle Titel gewann der Engländer mit Mercedes, seinen ersten 2008 mit Norbert Haug als Motorsportchef. Haug war sein Förderer, Hamilton durchlief die Mercedes-Schule von klein auf. Der bevorstehende Wechsel Hamiltons von Mercedes zu Ferrari zur Saison 2025 überrascht Haug:
"Das ist wirklich das Letzte, mit dem ich in der Formel 1 gerechnet hätte. Er ist seit 1998 mit der Marke verbunden, also über ein Vierteljahrhundert. Seine ganze Rennfahrer-Karriere wurde er von Mercedes gefördert, zuerst im Kartsport. Ich war von den Socken, als ich es gehört habe und habe erst geglaubt, ob das ein Aprilscherz sei."
Wie sieht die Zukunft von Mick Schumacher aus?
In seiner Zeit als Motorsportchef konnte Haug drei WM-Titel mit Mercedes feiern. Er förderte auch deutsche Fahrer wie Nico Rosberg (Weltmeister 2016) und er brachte den siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher 2010 dazu, im Silberpfeil sein Formel-1-Comeback zu geben. Haug war eine prägende Figur in seinen Jahren in der Formel 1. Auch heute noch hat er einen genauen Blick auf die Szene und die Fahrer, auch auf Mick Schumacher.
Der Sohn von Michael Schumacher hat auch in dieser Saison kein Cockpit, ist lediglich Ersatzfahrer bei Mercedes. Wenn Lewis Hamilton den Rennstall verlässt, schlägt dann die Stunde von Mick? Neben seinem Job als Ersatzfahrer fährt Schumacher für Alpine in der Langstrecken-WM. Haug hofft, dass er wieder eine Chance auf ein Formel-1-Cockpit bekommt.
"Nicht zu fahren, ist das Schlechteste. Das ist das Schlechteste, was ein Rennfahrer machen kann. Wenn er ein gutes Auto hat, gute Teamkollegen, dann ist Mick sicherlich wieder ein Thema, über das auch in der Formel 1 gesprochen wird. Und dann hat er sicherlich eine Chance auf einen Platz", ist Haug guter Dinge für Mick Schumacher.