Sperrwerferin Christin Hussong

Bis(s) zu Olympia in Paris

Speerwerferin Christin Hussong auf Weiten-Suche

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Autor/in
Christian Döring

Sie zählt zu den erfolgreichsten Speerwerferinnen Deutschlands und wird 2023 erneut Deutsche Meisterin. Doch Christin Hussong verpasst jetzt die WM. Ganze zwölf Zentimeter fehlten der Athletin vom LAZ Zweibrücken zur Norm-Erfüllung. Jetzt beginnt der Neuaufbau – auch mit modernster Zahnmedizin.

"Natürlich wäre ich gerne gefahren", gesteht Christin Hussong gegenüber SWR Sport ein. Doch grade mal eine Handbreit fehlten der Ex-Europameisterin zum WM-Ticket. "Zwölf Zentimeter sind halt sehr ärgerlich. Es ist so. Ich kann es nicht ändern, ich hätte die 61 Meter werfen müssen. So trainiere ich weiter und guck, dass ich die Sicherheit bekomme, die Lockerheit im Training, dass es nächstes Jahr weitergeht."

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Zuviel nachdenken?

Auch beim letzten Wettkampf in Offenburg kann die 29-Jährige ihr Potenzial nicht annähernd ausschöpfen: nur Rang fünf und etliche Meter von der Weltspitze entfernt. "Dieses Jahr ist ein schwieriges Jahr mich. Technisch bekomme ich nicht das umgesetzt, was ich die letzten Jahre gemacht habe". Die deutsche Meisterin redet nicht um den heißen Brei, benennt deutlich die Defizite. "Es sind halt viele Kleinigkeiten, die im Speerwurf zusammenkommen. Wenn man die Sicherheit nicht hat, dass alles ohne nachzudenken funktioniert, dann geht’s nicht. Denn wenn man nachdenkt beim Wettkampf, dann fliegt das Ding halt leider Gottes nicht so weit…."

Zahnmediziner hilft

Christin Hussong scheut sich nicht, neue Wege zu gehen. Bei einem auf Sport spezialisierten Zahnmediziner lässt sie sich schon vor dieser Saison vermessen. Und eingehend beraten. Dr. Andreas Sebus von der Zahnklinik Mediplus in Mainz weiß, dass Fehl-Stellungen im Kiefer oder beim Gebiss negative Folgen auf den ganzen Körper haben können. "Das muss man sich so vorstellen, dass durch eine Fehlbelastung des Kiefers letztendlich wirklich Leistung verloren geht."

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Problem Zähneknirschen

Mit einem Spezial-Scanner wird das Gebiss in eine 3D-Ansicht überführt. Christin Hussong hofft, dass eine Ursache gefunden wird für ihre Schmerzen im linken Bein, die zuletzt Topleistungen verhindert haben. Eines weiß sie in jedem Fall: dass sie im Schlaf mit dem Gebiss knirscht: "Morgens hab ich extrem Spannung auf meinem Kiefer, der kracht extrem, wenn ich das erste Mal meinen Mund aufmache und das ist schon unangenehm und komisch." Sie ist damit nicht allein: über die Hälfte der Spitzensportler knirschen nachts mit dem Gebiss, so neueste Erkenntnisse. Eine Spezialschiene kann helfen dagegen. Christin Hussong kommt an diesem Tag bereits einen Schritt weiter bei der Ursachenforschung des Mainzer Klinik-Teams: "Sie haben festgestellt, dass mein linker Kiefer nicht so beweglich ist und dass da auch irgendwas nicht so ganz stimmt, was durch die Schiene dann hoffentlich verbessert wird. Tja, und vielleicht hat das auch Auswirkungen auf mein linkes Bein gehabt. Wer weiß..."

Verletzung durch falsche Kiefer-Stellung?

Dr. Andreas Sebus verwundert das nicht. Die Ausstrahlung der Zahn-Stellung auf den restlichen Körper würden immer noch viel zu oft unterschätzt. "Wenn man beispielsweise im linken Kiefergelenk eine muskuläre Verhärtung hat oder Kiefergelenks-Beschwerden, dann wirkt sich das auf die ganze Haltung des Sportlers aus. Das heißt: bei so einem Sportler kann man fast sicher davon ausgehen, dass er linksseitig öfter auch mal Verletzungsprobleme hat."

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Zusatz-Einheiten in Offenburg

Nach dem WM-Aus folgt jetzt der Neuaufbau. Ihr Fokus liegt auf Olympia 2024 in Paris – zusammen  mit Vater und Trainer Udo Hussong. Aber verstärkt auch mit Einheiten bei Boris Obergföll in Offenburg, wie der Bundestrainer gegenüber swr.de/sport bestätigt: "Ich versuche, Christin und Udo zu helfen. Wir wollen mit Blick auf nächstes Jahr enger zusammenarbeiten." Es sei bei ihr vor allem ein technisches Problem beim Armzug und bei der Rotation des Oberkörpers: "Sie verkürzt den Beschleunigungsweg und hat danach nur noch 50 Prozent an Beschleunigung von dem, was sie eigentlich bräuchte, um weit zu werfen." Obergfölls Anspruch: er will Christin Hussong "wieder dorthin bringen, wo sie hingehört: nämlich auf 65 Meter- und mehr. Und dann ist sie auch wieder medaillenfähig."

Die 29-Jährige selbst ist optmistisch. Will auch an kleinsten Stellschrauben drehen – mental und körperlich. Nicht zuletzt soll auch die Knirscher-Schiene weiterhin helfen. "Ich trage sie nach wie vor", sagt Christin Hussong und lacht. "Ich kann voll trainieren. Der Rest kommt dann schon." Ihr Beispiel zeigt: Spitzen-Leistungen sind Kopf-Sache – im besten Wortsinne.

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Christian Döring

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