Tanzen | Breakdance

Jilou – Deutschlands beste Breakerin

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Autor/in
Laura Trust

Breaking wird 2024 erstmals olympisch. Dabeisein ist alles, allerdings ist Dabeisein alles andere als einfach. Nur die 16 besten B-Girls und B-Boys der Welt dürfen nach Paris. Ob Deutschlands beste Breakerin Jilou das Ticket löst, das erzählt die Doku "Breaking Boundaries | B-Girl Jilous Olympia-Battle".

Jilou steht im Cypher, dem Ring der Breaker. Beats dröhnen aus großen Boxen, fast wie bei einem Boxkampf schaut sie ihre Gegnerin an. Eins gegen Eins. Wer fängt an, wer macht den ersten Schritt?  Die Energie ist zu spüren, fast wie Elektrizität: Jilou fühlt den Beat, sie fängt an, Schrittkombinationen, hunderte Menschen feuern sie an. Dann beginnt sie sich plötzlich kopfüber auf den Händen zu drehen, es folgen akrobatische Elemente, die sie hält, als wäre alles kurz auf Stopp gestellt: Freezes. Ihre Gegnerin muss das jetzt erstmal toppen. In Deutschland aber wird sie selten getoppt – wenn hier jemand Chancen auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen von Paris hat, dann ist es Sanja Jilwan Rasul, genannt Jilou.

Ihr Vater ist Iraker, ihre Mutter Deutsche, die Eltern lernen sich beim Salsa-Tanzen kennen und lieben. Sanja Jilwan kommt im Dezember 1992 in Freiburg zur Welt. Ein kleines Mädchen, das nie Stillhalten kann, sie liebt die Bühne, egal wie klein oder groß: Vom Kinderzirkus über Kunstturnen – schon damals sieht man ihr an, dass sie mal eine ganz große werden möchte. 

Familienfoto

Wegen ihres Migrationshintergrunds erfährt sie Ausgrenzung. Wegen ihres Namens, wegen ihres Aussehens. "Mir wird oft das Deutschsein abgesprochen. Ich bin hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen. Ich spreche wahrscheinlich besser Deutsch als viele andere. Gerade wenn es um Rassismus geht, ist es einfach schmerzhaft, wenn man sich zuhause fühlen möchte, in einem Land was einem dieses Zuhause abspricht", so Jilou. 

Der Beginn einer Leidenschaft

Jilou wächst in Köln auf, in einem Brennpunktviertel, das Geld ist immer knapp, erinnert sich ihre Mutter Nanni: "Wir waren immer an der untersten Grenze oder darunter." Es ist mitten in der Nacht, da läuft etwas im Fernsehen, das hat Jilous Mutter so noch nie gesehen: Menschen, die sich auf Musik bewegen und schier unmögliche Bewegungen dazu machen. Breaking! Sie weckt die damals 13-jährige Jilou – es ist der Beginn einer großen Leidenschaft.

Kind tanzt und lacht

Endlich hat Jilou etwas gefunden, wo sie ankommt, wo sie außergewöhnlich sein kann und sich nicht eingeschränkt fühlt: "Ich fühle mich wohl im Breaking, ich fühle mich akzeptiert, ich habe das Gefühl, dass Breaking aus mir herausholen konnte, wer ich wirklich bin." Jilou findet Halt im Breaking und das mit Erfolg: Deutsche Meisterin, Bronze bei den Weltmeisterschaften und gleich dreifach Siegerin des wohl bekanntesten Breaker-Events "Red Bull BC One Germany". 

Jilou

Jetzt will sie nach Paris. Breaking ist dieses Jahr bei den Olympischen Spielen in Paris dabei, zum allerersten Mal. "Für mich ist schon ein Traum in Erfüllung gegangen, als Breaking eine Olympische Disziplin wurde", sagt Jilou mit einem strahlen im Gesicht. Ihre Reise zu den Olympischen Spielen in Paris ist keine einfache. Wie bei allen Disziplinen gibt es auch hier Qualifikationswettbewerbe. Um genau zu sein zwei Stück: Shanghai und Budapest. Die Jury bewertet: Körper, Geist und Seele, und zwar immer im Vergleich zum Gegenüber, der Battle-Gegnerin. Es gibt im Breaking keine vorgegeben Tanzschritte. Es gibt überhaupt keine Vorgaben. Die Tänzerinnen reagieren auf die Musik. Improvisieren. Die Wettkämpfe funktionieren meist nach dem K.-o.-System. Um das Olympia-Ticket zu bekommen, muss Jilou bei beiden Qualifikations-Wettbewerben unter die Top 10 kommen, sonst ist der Traum geplatzt. 

Mein Traum ist zu breaken. Mein Traum ist, die Welt zu sehen. Mein Traum ist, Menschen kennenzulernen. Und die Olympischen Spiele wären eine Möglichkeit, das noch mehr zu schaffen.

Der erste Quali-Wettbewerb in Shanghai lief anders als geplant, Jilou landet auf Platz 19. Budapest ist also ihre letzte Chance. "Die nächsten Wochen werden hart, ich werde mir meine Seele austrainieren, ich werde richtig hart trainieren", gibt sich Jilou kämpferisch. 

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Letzte Olympia-Chance in Ungarn

Sechs Wochen später in Ungarns Hauptstadt – die zweite Olympia-Qualifikation: Jilou steht wieder im Cypher, im Ring, hört die Beats und versucht ihr Bestes zu geben. Sie will es unbedingt, will die erste deutsche Breakerin sein, die sich für die Olympischen Spielen qualifiziert.

Filmemacherin Laura Trust hat Jilou zwölf Monate auf ihrem Weg nach Paris begleitet. Kann sich sich ihren Lebenstraum von den Olympischen Spielen erfüllen? Die Doku "Breaking Boundaries" ab sofort in der ARD Mediathek.

Die Doku in der ARD-Mediathek Breaking Boundaries | B-Girl Jilous Olympia-Battle (S02/E06)

Jedes Mal, wenn Sanja Jilwan Rasul, genannt Jilou, die Bühne betritt, geht es für sie um mehr als nur ein Tanzbattle – es geht um Identität und den Kampf um Anerkennung.

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Laura Trust