350 Kinder stehen bei ratiopharm Ulm auf der Warteliste. Der Andrang beim Basketball-Bundesligisten ist enorm nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und der WM-Euphorie.

Nach Deutscher Meisterschaft und WM-Titel

Laaaange Warteliste für Kinder: Basketball-Euphorie in Ulm riesig

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Peter Köpple
Peter Köpple

Der Andrang bei ratiopharm Ulm ist nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und der WM-Euphorie riesig: Die Warteliste ist lang. Doch wie geht der Club damit um? Eine Reportage.

In der Stadt des Deutschen Meisters im Land des Weltmeisters wollen nun viele Kinder lieber Basketball als Fußball spielen. ratiopharm Ulm mit seinem BBU-Nachwuchsbereich musste schon längst die Notbremse ziehen und einen Aufnahmestopp verhängen. Aktuell sind 350 Kinder auf der Warteliste, teilte der Club mit. Auch umliegende Vereine nehmen keine Kinder mehr auf, weil Hallenzeiten und Trainer fehlen.

"Wir könnten eigentlich schon einen zweiten Campus eröffnen", meint der Sportdirektor von ratiopharm Ulm, Thorsten Leibenath - halb aus Scherz, aber auch halb in Ernst. Seit dem Bau des Trainings- und Nachwuchszentrums Orange Campus - einem 24-Millionen-Euro-Projekt mit modernster Ausstattung, drei Hallen und Fitnessstudio - ist der Nachwuchsbereich stetig größer geworden. "Inzwischen 'bespaßen' wir hier 900 aktive Nachwuchs-Basketballer und Basketballerinnen. Das ist schon eine sehr große Zahl", sagt Leibenath. BBU (Basketball Ulm) als Unterbau der Bundesliga-Profis sei nun der zweitgrößte Basketballverein Deutschlands. In manchen Altersklassen habe man vier oder fünf Teams im Spielbetrieb.

Seit dem Bau des Orange Campus ist der Nachwuchsbereich stetig größer geworden.
Seit dem Bau des Orange Campus ist der Nachwuchsbereich stetig größer geworden.

Wir spüren die Euphorie und wir nehmen wahr, dass allgemein das Interesse an Basketball größer geworden ist.

"Wir haben einen regen Zulauf. Wir spüren die Euphorie und wir nehmen wahr, dass allgemein das Interesse an Basketball größer geworden ist", erklärt der Ulmer Sportdirektor. Aber die Kapazitäten reichten nicht mehr aus. Man werde sich nun Gedanken machen, ob man all den Kindern auf der Warteliste ein Angebot außerhalb des üblichen Vereinsgeschehens machen könne - so eine Art offener Basketballtreff.

Hochbetrieb im Orange Campus

Am Wochenende herrscht Hochbetrieb in den drei Hallen des Orange Campus. Die U14-2 hat ein Heimspiel. Die Mannschaft besteht aus den größten Talenten des Jahrgangs 2011 und wird als Leistungsmannschaft besonders gefördert. In der Partie gegen die Internationale Basketball-Akademie München geht es heiß her. Mittendrin gibt der zwölfjährige Maximilian Eder alles, kämpft um jeden Ball, auch wenn mancher Wurf daneben geht.

Früher selbst Spieler und Trainer - heute Sportdirektor: Thorsten Leibenath freut sich über das gewachsene Interesse an Basketball in Ulm.
Früher selbst Spieler und Trainer - heute Sportdirektor: Thorsten Leibenath freut sich über das gewachsene Interesse an Basketball in Ulm.

Als Teil eines Leistungsteams hat Maximilian einen umfangreichen Trainingsplan. "In der Regel trainiere ich in der Woche dreimal. Manchmal haben wir auch ein viertes Training. Und dann habe ich noch ein- oder zweimal pro Woche Athletik-Training." Dazu kommen die Spiele am Wochenende. Papa Klaus Eder glaubt, dass sein Sohn hier optimal gefördert wird. "Hier gibt es beste Rahmenbedingungen und sehr gute Trainer. Und wenn die Jugendlichen bereit sind, Leistung mitzubringen, werden sie auch individuell gefördert."

Nachwuchsspieler entdecken durch Basketball die Welt

Um selbst Zwölfjährigen Spielerfahrungen und Gegner auf höchsten Niveau bieten zu können, geht der Verein mitunter weite Wege. Vater Michael Resch zählt die Auslandsreisen auf, die sein Sohn Fabian mit der U14-2 und den Trainern in dieser Saison auf dem Programm hat. "Erst waren sie in Budapest, dann Prag. Demnächst fahren sie nach Italien in die Nähe von Mailand und dann noch nach Spanien." Das verursache zwar Flug- und Hotelkosten. "Aber das ist für die Kinder ein Riesenerlebnis und bringt sie auch persönlich weiter."

350 Kinder stehen bei ratiopharm Ulm auf der Warteliste. Der Andrang beim Basketball-Bundesligisten ist enorm.
Die menschliche Entwicklung seiner Jungs ist auch Trainer Julian Buntz wichtig - selbst wenn die meisten am Ende lediglich Hobbyspieler würden.

Wir wollen die Kinder nicht nur basketballerisch, sondern auch auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten.

Die menschliche Entwicklung seiner Jungs ist auch Trainer Julian Buntz wichtig. "Wir wollen die Kinder nicht nur basketballerisch, sondern auch auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten. Denn auch wenn fast alle von einer Profi-Karriere träumen, werden die meisten am Ende doch nur Hobbyspieler werden. "Wenn es ein oder zwei aus meinem Team irgendwann einmal schaffen, mit Basketball Geld zu verdienen, dann ist das schon eine gute Quote", so Buntz. Sein Schützling Maximilian hat immerhin seine Ziele schon leicht reduziert. "Früher war Michael Jordan mein großes Vorbild. Aber ich glaube, wenn ich es in die Bundesliga schaffe, werde ich auch stolz sein", meint der Zwölfjährige.

ratiopharm Ulm scoutet Spieler ab zwölf Jahren

Ab dem Alter von zwölf Jahren halten die Verantwortlichen von ratiopharm Ulm gezielt Ausschau nach Talenten. "Da schauen wir zum einen auf die hier ansässigen jungen Basketballer und Basketballerinnen", erläutert Sportdirektor Leibenath, "aber wir schauen auch schon, was überregional für uns interessant sein könnte." Spätestens ab dem Alter 15 oder 16 verfolge man nicht nur deutschlandweit die Entwicklung von Talenten. Da habe man dann auch ganz Europa im Blick.

Insgesamt sei es um den Nachwuchs in Deutschland gut bestellt, meint Leibenath. Man könne einen Weltmeistertitel zwar nicht planen, aber Wahrscheinlichkeiten erhöhen. "Ich bin überzeugt, dass sich die deutsche Nationalmannschaft nachhaltig in der Spitze festsetzen wird. Dass sie zu den Top Acht in der Welt gehören wird, dafür sorgt die in meinen Augen stark verbesserte Nachwuchsarbeit in den letzten 10, 15 Jahren hier in Deutschland."

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