Fechten | Monika Sozanska

Weltklasse-Fechterin Monika Sozanska: "Ich habe mein Baby verloren"

Stand
Autor/in
Johannes Seemüller

Im März 2020 strandete Monika Sozanska in Corona-Zeiten auf Bali. Die ehemalige Fechterin krempelte ihr komplettes Leben um. Dann erlitt sie eine Fehlgeburt - und kehrte in ihre schwäbische Heimat zurück.

Die Kamerafrau ist soweit, das Interview kann beginnen. Monika Sozanska zupft immer wieder an ihren Haar herum. Liegt alles richtig? Sehe ich gut aus? Die Perfektionistin, wie man sie kennt. Ganz die Alte? Nein. Die 38-jährige Schorndorferin ist nicht mehr die Alte. Die vergangenen 15 Monate haben sie verändert. Sie haben ihr Leben auf links gedreht.

Die frühere Weltklasse-Degenfechterin ist erst seit zwei Wochen zurück in Deutschland. Im März 2020 war sie auf Bali gestrandet. Eigentlich wollte sie nur für zehn Tage Kraft tanken, um sich intensiv auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Aber dann kam Corona, und es begann ein spannender Prozess, der vieles veränderte. "Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt, habe meine sportliche Karriere beendet, bin sehr viel herumgereist und konnte endlich mal einen richtigen Urlaub genießen. Ich habe ein ganz anderes Leben kennengelernt."

Raus aus dem Hamsterrad

Auf der Insel stieg sie aus dem Hamsterrad ihres durchgetakteten Fechterlebens aus, was ihr zunächst gar nicht leicht fiel. Zur Ruhe zu kommen, das musste sie erst mal lernen. "Aber ich habe gelernt, dass es für mich auch nach dem Sport weitergeht. Für mich war der Sport alles. Ich wusste zunächst nicht, ob ich das schaffe."

In der Ruhe entstanden neue Ideen. Sie intensivierte die Arbeit für ihr eigenes Schmucklabel "Mosiks", unterschrieb einen Vertrag für ein eigenes Buchprojekt. Auch ihr Privatleben wurde auf Bali mächtig durcheinandergewirbelt. Sozanska verliebte sich in einen Geschäftsmann aus den USA und wurde schwanger. Ihr Glück schien perfekt. Doch in der 17. Schwangerschaftswoche die Hiobsbotschaft: "Ich habe mein Baby verloren. Das war ein Schicksalsschlag."

Aktive Trauerarbeit

Sie entschied, in ihre deutsche Heimat zurückzukehren. Die gebürtige Polin sehnte sich nach Halt bei vertrauten Menschen. "Ich brauchte jetzt Leute, die mich ein Leben lang kennen und emotional unterstützen." Die Rückkehr tut ihr gut. "Die Eltern, Geschwister, die engsten Freunde oder selbst bestimmte Gerüche geben mir Energie", sagt sie.

Sozanska hat sich bewusst entschieden, ihre Geschichte öffentlich zu machen. Es gebe Frauen, die ihr Kind verloren hätten und sich zurückziehen mit ihrer Trauer und ihrem Schmerz. Die ehemalige Spitzensportlerin geht bewusst einen anderen Weg. Ihr habe es geholfen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schon auf Bali habe ihr ein spiritueller Coach bei der Verarbeitung des Verlusts geholfen. "Das Leben geht weiter, man kann wieder glücklich sein. Aber man muss aktiv etwas dafür tun."

"Bali bleibt meine zweite Heimat"

Wie ihr Leben weitergeht, kann sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Auch der Vater des Babys brauchte nach dem Schicksalsschlag erst mal etwas Abstand und ist in die USA zurückgeflogen. Genauso wie Sozanska will er das Geschehene für sich verarbeiten. Wie auch immer ihre Beziehung weitergeht: Die Sportlerin tankt jetzt erst mal in ihrer schwäbischen Heimat auf. Sie möchte sich emotional stabilisieren. Das Leben habe ihr in den vergangenen Monaten gezeigt, dass man nicht alles planen und kontrollieren könne, sagt sie. Ob es irgendwann zurück nach Bali geht, weiß sie noch nicht. Eins aber weiß sie sicher: "Bali bleibt auf jeden Fall meine zweite Heimat."

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Johannes Seemüller