Woo-yeong Jeong bei den Asienspielen

Offensivmann schießt Südkorea ins Finale

Erfolgsdruck der ganz besonderen Art: Warum der VfB mit Woo-yeong Jeong "mitfiebert"

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Autor/in
Johann Schicklinski

Woo-yeong Jeong befindet sich aktuell mit der südkoreanischen Auswahl bei den Asienspielen 2023 (19.9. bis 7.10.) auf einer besonderen Mission. Beim VfB Stuttgart drücken sie dem Offensivspieler die Daumen - aus einem ganz bestimmten Grund.

"Natürlich fiebern wir mit ihm", sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß über Woo-yeong Jeong. "Das ist ein klares Mitfiebern, auch bei mir selbst."

Erfolgsdruck der ganz besonderen Art

Jeong befindet sich aktuell mit seinem Heimatland Südkorea bei den Asienspielen 2023 - und hat dort mit seiner Mannschaft am Mittwoch das Finale erreicht. Der Offensivmann erzielte beim 2:1 (2:1)-Halbfinal-Erfolg gegen Usbekistan beide Tore für seine Mannschaft. Der 24-Jährige traf in der 5. und in der 38. Minute. Gegner im Endspiel ist Japan.

Jeong und sein Team stehen bei dem in China ausgetragenen Turnier unter einem Erfolgsdruck der ganz besonderen Art, denn nur wenn Südkorea Gold gewinnt, würde das den Spielern den Militärdienst in der Heimat ersparen.

20 Monate geht dieser - eine Ewigkeit für einen Fußballprofi. Der erst im Sommer aus Freiburg verpflichtete Offensivspieler würde in diesem Fall dem VfB Stuttgart sehr lange fehlen - was sich auch auf die Ablösesumme auswirken könnte. Die Schwaben sollen knapp drei Millionen Euro an den Sport-Club überwiesen haben. Sollte es Jeong gelingen, sich vom Militärdienst "freizuspielen", soll die Transfersumme dank einer vertraglich festgehaltenen Klausel noch steigen.

SC Freiburg musste Spieler abgeben

In Freiburg weiß man wohl, warum man dies schriftlich fixiert hat, denn die Breisgauer haben mit einem ähnlich gelagerten Fall bereits Erfahrung gesammelt. Der Sport-Club musste 2021 Chang-hoon Kwon in seine Heimat zum Militär ziehen lassen. Der mittlerweile 29-Jährige hatte zuvor in zwei Jahren insgesamt 35 Spiele für die Breisgauer absolviert und zwei Tore erzielt. Immerhin konnte Kwon die sportliche Karriere und die Militärlaufbahn unter einen Hut bringen, indem er zum südkoreanischen Militärklub Gimcheon Sangmu gewechselt war, doch in Freiburg hatte der Offensivspieler damit ausgespielt. "Das tut weh", hatte Trainer Christian Streich seinerzeit gesagt.

Das soll mit Jeong in Stuttgart anders laufen. Coach Hoeneß drückt ihm deshalb aus zweierlei Gründen die Daumen. Zum einen aus egoistischen: "Ich möchte, dass Woo sich voll auf Stuttgart konzentrieren kann und nicht den Hintergedanken hat, dass es irgendwann mal einen Militärdienst gibt." Der 41-jährige Erfolgstrainer der Schwaben denkt aber auch an die Person Jeong: "In erster Linie geht es um ihn selbst. Es ist doch klar, dass es für die meisten schöner ist, diesen Dienst nicht antreten zu müssen."

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Starker Start beim VfB Stuttgart

Klar ist, dass Stuttgart Jeong gut gebrauchen kann. Der 24-Jährige war im Sommer ein Wunschspieler von Hoeneß. Der Südkoreaner spielte einst bei der Reserve des FC Bayern München unter ihm. Jeongs Einstand beim VfB war auch gut: In den ersten drei Bundesligaspielen gehörte er dreimal zur Startformation, spielte zweimal die kompletten 90 Minuten durch und stand einmal 63 Minuten auf dem Feld.

Aktuell dürfte sich allerdings der stark aufspielende Enzo Millot auf Jeongs Position festgespielt haben, weswegen sich der Südkoreaner nach seiner Rückkehr wohl erst einmal hinten anstellen muss.

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Doch das ist noch weit weg für Jeong, aktuell geht's um den Turniersieg in China. Das Finale wird am 7. Oktober ausgetragen. In Stuttgart hätte man nichts dagegen, wenn Jeong dann als Champion zurück kehrt. Schließlich "fiebert" man beim VfB mit.

Zweite Chance bei Olympia

Und für Jeong und Co. gibt es sogar noch eine Hintertür. Sollte Südkorea das Turnier nicht gewinnen, gäbe es noch die Chance, sich die Befreiung vom Militär bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris zu erspielen. Dort würde nach den Angaben des VfB eine Medaille reichen.

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