Karlheinz Förster kann sich vor allem noch an eins erinnern: "Es war kalt, richtig kalt". Der damals erst 20-jährige spätere Europameister des VfB Stuttgart, hat diesen unglückseligen Europapokal-Abend des 6. Dezember 1978 noch mit größtem Unbehagen im Gedächtnis: Achtelfinal-Rückspiel im UEFA-Cup bei Dukla Prag, winterliche Platzverhältnisse ohne Rasenheizung.
Frost bei minus 10 Grad: "Das waren ganz schlechte Platzverhältnisse, der Boden vereist, mit Schnee vermischt", weiß Förster im Gespräch mit SWR Sport noch sehr detailliert zu berichten, "wir haben uns da richtig schwer getan". Angeblich, so der 2022 leider verstorbene damalige VfB-Trainer Jürgen Sundermann in einem späteren Interview, hätten die Prager "noch Wasser auf den Platz geschüttet, damit er noch eisiger ist".
Karlheinz Förster: "Keiner hat an ein Ausscheiden gedacht..."
Dazu muss man wissen, dass die Schwaben-Elf von Sundermann mit einem kommoden 4:1 aus dem Hinspiel von Stuttgart im Rücken in die Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei, nach Prag, gereist war. Zweimal Georg Volkert, Walter Kelsch und Hermann Ohlicher hatten zwei Wochen zuvor vor 71.500 Zuschauern im ausverkauften Neckarstadion gegen Dukla getroffen, das Rückspiel schien nur noch Formsache auf dem Weg ins Viertelfinale zu sein. "Keiner hat doch daran gedacht, dass man mit diesem 4:1 aus dem Hinspiel nicht weiterkommen könnte", so Karlheinz Förster, der VfB-Meister-Kapitän von 1984. "Jeder nimmt es zwar ernst, aber wenn du so deutlich gewonnen hast...".
"Rutschpartie" des VfB im Dukla-Stadion
Doch dann wurde die Partie in Prag im wahrsten Sinne zur eisigen "Rutschpartie" für den vielleicht zu überheblichen VfB: "Da kam alles zusammen", berichtet Förster im Abstand von 46 Jahren, "der extrem schlechte Platz, ein Eigentor, ein Elfmeter...". Und so nahm das Unheil seinen Lauf. Nach 24 Minuten köpfte VfB-Torjäger Dieter Hoeneß, der Vater des heutigen VfB-Trainers Sebastian, den Ball zum Entsetzen seiner Mitspieler an Keeper Helmut Roleder vorbei ins eigene Gehäuse. "Der Dieter hatte eine verschwitzte Stirn und da ist ihm der Ball verrutscht", kann Förster heute über den Lapsus seines damaligen Mitspielers schmunzeln. Nach der Pause traf Vezek zum 2:0, ehe Pelc einen Elfmeter zum 3:0 für Prag verwandelte. Damit wäre der VfB aufgrund des von Dukla erzielten Auswärtstores in Stuttgart bereits ausgeschieden gewesen.
Gajdusek legte mit dem 4:0 kurz vor Spielende sogar noch einen drauf. Während die Schwaben mit hängenden Köpfen vom Platz schlichen, wurden die Dukla-Spieler von Tausenden ihrer begeisterten Fans noch auf dem Platz frenetisch gefeiert. 4:0 nach 1:4 - der VfB war ausgeschieden, es war eine Europapokal-Sensation: "Eine unserer bittersten Niederlagen überhaupt", bestätigt Karlheinz Förster im Nachhinein, "das war unfassbar. Bei uns lief an diesem Abend überhaupt nichts zusammen. Prag hatte eine prima Mannschaft und gut gespielt. Das muss man auch akzeptieren".
Förster glaubt an einen Sieg am Dienstag gegen Sparta Prag
Was das Champions-League-Duell seines VfB Stuttgart gegen Sparta Prag angeht, kann sich Karlheinz Förster nicht vorstellen, dass das ähnlich schief geht: "Wenn man sieht, wie der VfB in Form ist und wie er Fußball spielt: Ich bin mir sicher, dass wir mit zwei Toren Unterschied gewinnen. Unser Team ist richtig gut, dank Sebastian Hoeneß." Und eins ist sicher: So kalt wie am 6. Dezember 1978 in Prag, wird's am Dienstag in Stuttgart nicht werden.