SWR Sport: Alexander Wehrle, diese Mitgliederversammlung wird in Erinnerung bleiben. Wie zufrieden sind Sie bezüglich der Entwicklungen im Präsidium?
Alexander Wehrle: Die Mitglieder haben entschieden, das ist ein demokratischer Prozess. Es hat achteinhalb Stunden gedauert, das war eine lange Mitgliederversammlung. Von daher gilt es, die Ergebnisse anzuerkennen. Unser Job als Vorstand der AG ist – natürlich losgelöst von den operativen Dingen – den strategischen Ausblick zu haben. Daran werden wir weiterarbeiten.
SWR Sport: Sportlich ist der Club erfolgreich, finanziell ist die Lage zufriedenstellend. Trotzdem wurde in dieser Mitgliederversammlung viel über die internen Querelen gesprochen. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es mit einem Neuanfang im Vereinspräsidium jetzt ruhiger wird?
Wehrle: Es ist zunächst mal wichtig, dass wir seit 2019 wieder ein positives Wirtschaftsergebnis erzielt haben. Die Konsolidierungsphase geht also so langsam in die richtige Richtung. Wir haben wieder ein finanzielles Fundament. Und – ich habe es vorher schon gesagt – ganz wichtig ist immer, dass wir nach außen ein geschlossenes Bild abgeben. Nach innen können wir gerne kontrovers und kritisch diskutieren. Das muss man auch, wenn man weiterkommen möchte. Am Ende ist es aber immer wichtig, und daran sollten wir alle arbeiten, dass wir für den VfB nach außen ein geschlossenes Bild abgeben. Das hat der Verein einfach verdient.
SWR Sport: Der Interimspräsident soll jetzt direkt vom Vereinsbeirat bestimmt werden. Der ehemalige Präsident Erwin Staudt ist ein möglicher Kandidat und mit Ihnen eng verbunden. Haben Sie eine Wunschlösung?
Wehrle: Nein, das ist ausschließlich Aufgabe des Vereinsbeirats. Ich halte mich da komplett raus. Denn: Ein Präsident oder auch ein Interimspräsident, der gleichzeitig im Aufsichtsrat ist, kontrolliert zurecht den Vorstand. Da ist es kein Wunschkonzert des Vorstands, sondern Aufgabe des Vereinsbeirats, das abzuwägen und die beste Lösung für den VfB Stuttgart zu finden.
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SWR Sport: Sie haben angekündigt, dass die Zusammenarbeit mit Trikotsponsor Winamax vorzeitig beendet wird. Was sind die Hintergründe?
Wehrle: Wir haben einen Sponsoren-Vertrag mit Winamax bis 2026. Wir haben in dem Vertrag aber auch eine Option, vorher rauszugehen. Das haben wir so für uns entschieden. Für die Mitglieder war das ein sehr kritisches Thema.
SWR Sport: Das heißt, die kritischen Stimmen wurden erhört?
Wehrle: Wir haben immer gesagt: Wir wollen perspektivisch Partner finden, mit denen wir etwas entwickeln wollen. Partner, die idealerweise aus der Region kommen und im Kontext des württembergischen Weltmarkenbündnisses einen Schub geben. Da sind wir auf einem sehr guten Weg, auch wenn wir auf der Mitgliederversammlung noch nichts verkünden konnten. Aber 2025 werden wir einen neuen Partner haben.
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Claus Vogt wurde als Präsident des VfB Stuttgart abgewählt, Rainer Adrion ist nicht mehr länger sein Vize. Sind damit die vereinsinternen Probleme gelöst? Nein, noch lange nicht, meint SWR-Sportredakteur Johannes Holbein.