Eingepackt in eine dicke Jacke marschierte Matchwinner Deniz Undav mit seinen Kollegen zum Stuttgarter Fan-Block und feierte den nächsten Coup des VfB in der Fußball-Bundesliga. "Ich versuche einfach nur Spaß zu haben", sagte Undav am ARD-Mikrofon. "Die drei Punkte waren wichtig, wenn ich mit zwei Toren dazu beitragen kann, dann bin ich umso glücklicher - aber Frankfurt hat uns nichts geschenkt. Das war ein harter Kampf", sagte Undav nach der Partie, nachdem die Stuttgarter die Erfolgsserie von Eintracht Frankfurt gestoppt und sich selbst in der Spitzengruppe der Bundesliga festgesetzt hatten.
Dank eines Doppelpacks von Undav (1./45.+1 Minute) gewannen die Schwaben am Samstagabend mit 2:1 (2:1) und behaupteten nach zwölf Spieltagen mit 27 Punkten den dritten Tabellenplatz hinter Bayer Leverkusen und Bayern München.
Rekordschiedsrichter Brych muss verletzt raus
Für Schiedsrichter Felix Brych endete indes sein Bundesliga-Rekordspiel nach einer Verletzung vorzeitig in der Halbzeit. Beim Referee besteht der Verdacht auf einen Kreuzbandriss. "Ich bin zweimal am Boden gelegen und dachte: Das kann nicht wahr sein. Ich bin weggeknickt. Ich habe schon gemerkt, dass es nicht gut ist im Knie", erklärte Brych.
Vor 58.000 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena traf Stuttgarts Waldemar Anton (26.) mit einem Eigentor zum zwischenzeitlichen Ausgleich für die Hessen, die zuvor acht Pflichtspiele nacheinander nicht verloren hatten. Mit 18 Zählern bleibt die Eintracht auf Rang sieben. "Es war ein komisches Spiel. Es war wenig Leidenschaft. Nach dem 1:0 kamen wir besser rein. Es war nicht viel. Wir hatten keine gefährliche Torchance", sagte Frankfurts Nationaltorhüter Kevin Trapp.
Beim Anpfiff von Brych, der mit seinem 344. Bundesliga-Einsatz den Rekord von Wolfgang Stark einstellte, fehlten im Frankfurter Fanblock hunderte Ultras. Auch während des Spiels blieben die Fans ganz leise. Mit der Aktion protestierten sie gegen einen ihrer Meinung nach unverhältnismäßigen Polizeieinsatz außerhalb des Stadions vor dem Spiel. Bei den heftigen Auseinandersetzungen setzte die Polizei eigenen Angaben zufolge auch Reizstoffe ein. Die Frankfurter Polizei hingegen sprach von Übergriffen gegen ihre Einsatzkräfte.
Fußball | Bundesliga Krawalle und Fanprotest bei VfB Stuttgart-Spiel in Frankfurt
Krawalle und Verletzte haben den Bundesliga-Sieg des VfB Stuttgart in Frankfurt überschattet. Die Fans der Eintracht protestierten im Stadion gegen den Polizeieinsatz.
Kaum lief die Partie, jubelten die Gäste. Undav traf nach nicht einmal 60 Sekunden mit seinem sechsten Saisontor zur Führung für den VfB, bei dem Top-Torjäger Serhou Guirassy knapp eine Stunde lang nur auf der Bank saß. "Das ist die Sicherheitsvariante. Er ist 24 Stunden nach Hause gereist, letztes Mal kam er auch von der Nationalmannschaft und hat sich verletzt", begründete Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß seine Entscheidung.
Eintracht Frankfurt zeigt sich unbeeindruckt
Die Eintracht zeigte sich von dem frühen Schock unbeeindruckt und berannte unermüdlich das gegnerische Tor. Erst scheiterte Eric Junior Dina Ebimbe mit einem Schuss an VfB-Keeper Alexander Nübel, dann verfehlte Ansgar Knauff knapp das Ziel. Mitte der ersten Halbzeit wurden die Frankfurter für ihre Bemühungen belohnt. Eine Flanke von Philipp Max fälschte Stuttgarts Abwehrspieler Anton mit dem Kopf so unglücklich ab, dass sich der Ball als Bogenlampe über Nübel hinweg ins lange Eck senkte.
Nach 34 Minuten musste dann Brych auf der Eintracht-Bank behandelt werden, nachdem er zuvor weggeknickt war. Der 48-Jährige konnte die Spielleitung zunächst zwar fortsetzen, doch nach dem Wechsel ging es für Brych wegen einer Knieverletzung nicht mehr weiter. Für ihn übernahm der Vierte Offizielle Patrick Schwengers. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Stuttgarter durch den zweiten Treffer von Undav erneut vorn.
Undav macht's mit dem Kopf
Der 27 Jahre alte Stürmer hatte kurz vor der Pause per Kopf getroffen. Wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung des Schützen wurde das Tor zunächst nicht gegeben. Der Videobeweis sorgte dann aber für Klarheit und Jubel bei den Gästen. Mit Wiederbeginn verdienten sich die Schwaben die erneute Führung, waren sie nun doch das aktivere Team. Der Eintracht fehlte es an Kreativität und Durchschlagskraft, um die ballsicheren Schwaben in Gefahr bringen zu können. Vielmehr hätte Guirassy in der Schlussphase das Ergebnis für die Gäste ausbauen können, doch der von einigen Vereinen umworbene Torjäger verfehlte mit einem Schlenzer um wenige Zentimeter sein 16. Saisontor.