Jetzt heißt es erstmal warten beim VfB Stuttgart. Warten auf die Genesung von Serhou Guirassy, warten auf den zweiten Medizincheck. Warten auf den Vollzug des Transfers, verbunden mit der Hoffnung, dass die Ärzte von Borussia Dortmund dann endlich "grünes Licht" für eine Verpflichtung des 28-jährigen Torjägers geben. Eine unschöne Situation für alle Beteiligten, für Stuttgart, Dortmund und den Spieler.
Dortmund hofft weiter auf einen Transfer
"Während einer medizinischen Untersuchung von Serhou Guirassy wurde eine Verletzung festgestellt, die einer weiteren Abklärung bedarf", hatte der BVB am Mittwoch über den Nachrichtendienst "X" bekanntgegeben. Die Verletzung war beim obligatorischen MRT festgestellt worden. "Wenn unser Mannschaftsarzt die medizinische Untersuchung macht, dann braucht es, wenn es sich um etwas im Knie handelt, nochmal eine Spezialistenmeinung", so Dortmunds Vorstandsboss Hans-Joachim Watzke am Donnerstag bei "BILD Sport EM-Spezial, "alles andere wäre fahrlässig. Ein Spezialist kann seriöser einschätzen, wie schwer die Verletzung überhaupt ist." Dabei soll es sich um eine Blessur am Außenband des Knies handeln, die sich Serhou Guirassy bei den Länderspielen für Guinea im Juni zugezogen haben soll.
Angreifer aus Dortmund abgereist Nach Medizincheck: Guirassy-Transfer vom VfB zum BVB wird Hängepartie
Das hatte sich alle Beteiligten anders vorgestellt. Während seine vermeintlich neuen Dortmunder Kollegen am Donnerstag ins Teamtraining einsteigen, kehrt Serhou Guirassy zurück nach Stuttgart.
Wie gefährdet ist der Guirassy-Wechsel?
Wie stark ist der Transfer dadurch gefährdet? Platzt am Ende im schlimmsten Fall der Wechsel vom VfB zum BVB? Im Paket, was Honorare, Gehälter, Ablöse betrifft, handelt es sich im Fall von Serhou Guirassy immerhin um mehr als 50 Millionen Euro. Bei Borussia Dortmund hofft man trotz des im ersten Anlauf gescheiterten Medizinchecks weiter auf eine Verpflichtung des bisherigen VfB-Angreifers. "Aktuell ist es so, dass es alle Beteiligten nach wie vor wollen. Das ist klar", so Watzke, "dafür brauchen wir aber auch eine vernünftige Aussage, wie die Verletzung ist."
Es wäre nicht der erste Transfer in der Bundesliga, der nach dem Medizincheck noch scheitert. Zwar schon lange her, aber für viele in Stuttgart in Erinnerung geblieben ist diese Geschichte: Im Sommer 2009 scheiterte der Wechsel des Hoffenheimer Torjägers Demba Ba wegen einer nicht verheilten Verletzung am Bein. Medizincheck beim VfB nicht bestanden, Risiko für einen Millionentransfer für den Verein zu groß. Der Senegalese blieb in Hoffenheim.
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Wie lange ist die Ausfallzeit von Guirassy?
Im Fall von Serhou Guirassy wird jetzt mit einer Ausfallzeit von drei Wochen bis drei Monaten spekuliert. Bei Borussia Dortmund wird der 28-fache Torschütze der letzten Saison damit vom Hoffnungsträger zum Problemfall. Umso mehr, sollte Guirassy tatsächlich längerfristig nicht einsetzbar sein. Das erste Mannschaftstraining der Saison unter dem neuen BVB-Coach Nuri Sahin fand schon mal ohne Guirassy statt.
Aber auch beim VfB Stuttgart wird man über die ungeklärte Hängepartie nicht glücklich sein. Fakt ist, das wurde SWR Sport auch bestätigt, dass Serhou Guirassy bis zum Vollzug eines Transfers weiterhin in Stuttgart unter Vertrag steht. Sein bis 2026 laufender Kontrakt bei den Schwaben gilt also so lange, bis in Dortmund - wann auch immer - die neuen Arbeitspapiere unterschrieben sind und die Ausstiegsklausel mit der kolportierten Ablösesumme von 18 Millionen Euro für den VfB greift. So wird das auch von Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt aus Ludwigsburg gegenüber SWR Sport bestätigt, das Vertragskonstrukt im deutschen Fußball sei in der Regel solange nicht abgeschlossen, bis der Medizincheck mit positivem Ergebnis erfolgt ist.
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Transfer von Ermedin Demirovic zum VfB laut Sky immer wahrscheinlicher
Auch wenn man sich in Bad Cannstatt sicherlich hoffnungsfroh gibt, dass alles doch noch wie geplant klappt, "der VfB rechtlich gesehen mit großer Gelassenheit abwarten kann", so Sportrechtsanwalt Schickhardt, der VfB sich völlig korrekt verhalten habe. Eine ungute Ausgangslage für die aktuellen Personalplanungen der Stuttgarter Entscheider um Sportvorstand Fabian Wohlgemuth, was die Stürmerfrage im Kader angeht, ist die Hängepartie allemal. Bis Mittwoch ist der Vizemeister fix von einem Weggang des Torjägers ausgegangen und damit auch von einer zeitnahen Ablösesumme für Serhou Guirassy.
18 Millionen Euro, die wichtig wären, um einerseits die bisherige Leihgabe Deniz Undav (27) von Brighton & Hove Albion abzulösen. Oder andererseits mit Ermedin Demirovic vom FC Augsburg zeitnah einen adäquaten Guirassy-Nachfolger verpflichten zu können. Der 26-Jährige (15 Tore, zehn Vorlagen vergangene Saison) wird mit rund 20 Millionen Euro Ablöse gehandelt, laut Sky-Informationen sollen sich beide Vereine bei der letzten Verhandlungsrunde am Donnerstagabend entscheidend angenähert haben. Eine Finalisierung des Transfers soll bereits am Wochenende möglich sein.
Drei Torjäger beim VfB einer zuviel?
Stehen am Ende aller Untersuchungen und Verhandlungen in der neue Saison beim VfB Stuttgart mit Guirassy, Undav und Demirovic möglicherweise also gleich drei Torjäger der Extraklasse auf dem Rasen? Eigentlich ein Luxusproblem. In diesem Fall aber wären - auch was die Haushaltskasse der Schwaben angeht - drei Hochkaräter wohl einer zuviel. Aber vielleicht löst sich der "Fall Guirassy" nach dem zweiten Medizincheck der Dortmunder, der möglicherweise in Zürich stattfinden wird, für alle doch noch zum Guten. Bis dahin heißt es beim VfB Stuttgart in Sachen Guirassy: Abwarten.