Fußball | Special Olympics

Dennis Kutzner: Special Olympics ist wie eine Familie

Stand
Autor/in
Marcel Krauss

Dennis Kutzner ist ein Allround-Talent. Im baden-württembergischen Wilhelmsdorf spielt er im Rahmen von Special Olympics Fußball und Volleyball. Sport ist seine große Leidenschaft.

Eine Menschentraube bildet sich kurz vor der Siegerehrung beim Unified-Cup in Hoffenheim. Im Zentrum dieser Ansammlung: Sebastian Rudy. Der ehemalige Nationalspieler lässt es sich nicht nehmen, das Turnier zu besuchen. Dabei schreibt er fleißig Autogramme und macht Fotos mit den Teilnehmern. Mittendrin auch Dennis Kutzner. Als der Trubel nachlässt, beginnt die Siegerehrung, bei der Rudy die Preise überreicht.

Ich will gewinnen! Doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!

Preise gibt es bei diesem Unified-Turnier dabei nicht nur für die Sieger. Jeder Teilnehmer wird geehrt. Denn wie der Eid der Special Olympics vermuten lässt, geht es nicht ausschließlich um das Gewinnen. "Teilnehmen ist wichtiger als Siegen" heißt das Motto. Wer sich als Special-Olympics-Athlet:in der Herausforderung eines Wettbewerbs stellt, sich von der Beeinträchtigung nicht bremsen lässt, der - so sagt es der Eid - muss auch mutig sein.

Einer dieser mutigen Special Olympics-Athleten, für die Sport eine wichtige Rolle spielt, ist Dennis Kutzner: "Manche sind süchtig nach Rauchen, ich bin das Gegenteil. Ich bin sportsüchtig und könnte 24 Stunden nur Sport machen." Seit fast 20 Jahren nimmt er bei Special-Olympics-Wettbewerben teil. Bei den Special Olympics World Games in Berlin führte Kutzner seine Beachvolleyball-Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Fußball spielt er auch – in der Kreisliga.

Unified-Mannschaft nicht nur bei Special Olympics

Seit ein paar Jahren stellt die TSG Wilhelmsdorf eine Unified-Mannschaft im regulären Spielbetrieb. In der Reserve-Staffel der Kreisliga B3 im Bezirk Bodensee wurde Kutzners Wunsch erfüllt: Fußball spielen auf einem großen Feld. Bei der FG 2010 Wilhelmsdorf/Ried/Zuss geht er bereits in seine vierte Saison.

"Ich habe meinem Trainer gesagt, dass ich gerne mal elf gegen elf spielen würde und mein Trainer hat dann eine Mannschaft gebildet", erinnert sich der 29-Jährige. Einen besonderen Erfolg feierte die Mannschaft, als sie in einem Freundschaftsspiel dem damals ungeschlagenen Tabellenführer SV Kehlen ein Unentschieden abringen konnten.

Zu Beginn brauchte es dafür etwas Geduld. "Am Anfang war es erstmal eine neue Situation. Sonst spielen wir nur in der Halle oder auf einem kleinen Feld. Mit der Zeit haben wir uns aber daran gewöhnt und können jetzt gut mithalten" fasst Dennis Kutzner zusammen.

Bronze, Silber und Gold bei den Special Olympics World Games

Bei den Special Olympics World Games konnte Kutzner bereits ein vollständiges Set an Medaillen gewinnen. In Los Angeles (2015) und Abu Dhabi (2019) holte er im Volleyball Gold, beziehungsweise Silber. Im vergangenen Jahr gewann er in Berlin Bronze im Beachvolleyball.

Zu sehen, was die Athleten zeigen können und dass ihnen ein Leben als normaler Mensch ermöglicht wird, ist für mich das Besondere bei Special Olympics.

Für Kutzner sind die Menschen das Besondere an Special Olympics. "Die Menschen bei Special Olympics sind für mich wie eine Familie." Er sieht es gerne, wenn die Athleten zeigen können, was sie draufhaben.

Guter Start beim Unified-Cup in Hoffenheim

Zurück zum Turnier in Hoffenheim. Auf dem Platz ist Dennis Kutzner gut zu erkennen. Er trägt nicht nur das Trikot mit der beliebten Nummer sieben, sondern auch ein rotes Halstuch. Doch nicht nur optisch fällt der 29-Jährige auf: In der ersten Partie des zweiten Turniertages konnte er ein Tor für seine Mannschaft beisteuern. Ein weiter Abschlag der Torhüters landete genau bei Kutzner. Der behielt die Nerven und schob zum 2:0 für die TSG Wilhelmsdorf ein.

Das war auch der Endstand. Einen weiteren Sieg konnte Wilhelmsdorf in Hoffenheim nicht einfahren. Das bedeutete am Ende Platz vier. Die ersten beiden Plätze belegten zwei Mannschaften des SV Deckenpfronn vor dem Team Reha Offenburg.

Wie bei Special Olympics üblich, wurden am ersten Turniertag Klassifizierungsspiele gespielt und die 14 Mannschaften in drei Gruppen eingeteilt, die etwa gleich stark sind. Heiner Stockmayer ist einer der Trainer der TSG Wilhelmsdorf. Für ihn ist es genau das was Special Olympics ausmacht: "Eigentlich spielt die Behinderung keine Rolle, sondern dass man versucht, Leute auf gleichem Leistungsniveau zusammenzukriegen."

Das hat beim Unified-Cup in Hoffenheim dieses Jahr gut funktioniert. Am Ende des Turniers waren drei Mannschaften punktgleich. Die Entscheidung musste im Neunmeterschießen fallen. Dort konnte sich Unified Fußball Schwetzingen vor der GHS Pforzheim und dem ASG Crailsheim/Fröbelschule durchsetzen. Geehrt werden sie alle, als Sieger und Gewinner.

Nach Sozialpraktikum bei Special Olympics geblieben

Während Dennis Kutzner noch mitten im Spiel ist, begegnen wir Lina Kropshäuser, Trainerin bei der Mannschaft aus Crailsheim. Die Schülerin ist über ein Sozialpraktikum zu Special Olympics gekommen, als Unified-Partnerin. Möglich gemacht hat das eine Kooperation ihrer Schule, dem Albert-Schweitzer Gymnasium in Crailsheim mit der Fröbelschule in Ellrichshausen.

Auch Lina Kropshäuser gefällt das Fußballspielen beim Unified-Sport, sogar besser als in einem Sportverein: "Es war im Verein nie so cool wie bei Special Olympics. Weil dort der Sportsgeist größer ist und viel Fairness dabei ist. Es ist einfach riesige Freude, wenn man auf dem Platz steht."

Fazit: Lina Kropshäuser und Dennis Kutzner haben - wie viele andere - nicht nur ihr Können gezeigt, sondern auch, dass Inklusion sehr gut funktionieren kann und alle Beteiligten dabei sehr viel Freude haben können. Durch Erlebnisse wie dem Besuch von Sebastian Rudy bleiben die Veranstaltungen noch tiefer in den Erinnerungen der Teilnehmer und sie erhalten ihre verdiente Anerkennung.

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Marcel Krauss

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