Unangenehme Schlagzeilen für den SSV Ulm 1846 Fußball: Der Regionalligist steht einmal mehr wegen seiner rechten Fans im Blickfeld, so haben es die Kolleginnen und Kollegen der WDR-Fernsehsendung Sport-Inside am vergangenen Sonntagabend berichtet. Der Verein wurde als eines von drei Beispielen für die Existenz rechter Fans genannt – und zwar als eines, bei dem die Vereinsspitze zu wenig dagegen unternimmt.
Recherche zeigt Ulmer Fans mit Nazi-Symbolen
Die Fernsehbilder zeigen eingeblendete Fotos, unter anderem eine Reichskriegsflagge mit der Beschriftung "SSV Ulm“. Und ein Gruppenfoto des Ultra-Fanclubs "Uniteds Ulm“, auf dem ein Mann einen Hitlergruß zeigt. Zwei Beispiele, dass es beim SSV Ulm 1846 Fußball tatsächlich eine rechte Fanszene gibt. Was der ehrenamtliche Vorstand Thomas Oelmayer im Übrigen gar nicht abstreitet. Wobei er nicht von einer "Szene“ reden will, sondern von kleinen "Ansammlungen von Menschen" mit rechtsradikalem Gedankengut, was diese unter anderem durch ihre Spruchbänder offenbaren würden.
Dritte und nachrangige Ligen attraktiv für Neonazis
Dem WDR-Fernsehbeitrag vom vergangenen Sonntag zufolge gibt es aber gerade bei westdeutschen Vereinen der dritten und noch nachrangigeren Ligen eine gewisse rechte Fanszene. Warum gerade hier? Ein Antwortversuch lautet: Weil sie weniger im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen als die erste und die zweite Bundesliga, könne sich die Szene hier besser halbwegs unbeobachtet entwickeln. Das Ulmer Recherchekollektiv "Rechte Umtriebe Ulm“ beobachtet die Fan-Szene des SSV schon seit Jahren.
Seit den 90ern immer wieder Vorfälle mit Neonazis
Es gebe seit den 1990er Jahren immer wieder extrem rechte Vorfälle und Angriffe aus der SSV-Ulm-Fanszene, insbesondere von Hooligangruppen. Einzelne Personen würden neonazistische Kleidungsmarken tragen oder neonazistische Konzerte besuchen. Das Recherchekollektiv stellt aber auch klar: Der Kreis sei deutlich einschränkbar. Es gehe nicht darum, tausende SSV-Fans unter Generalverdacht zu stellen. Der Vorwurf des WDR-Beitrags an den SSV Ulm 1846 und seinen Vorstand lautet: Er tue zu wenig gegen rechte Fans. Vorstand Thomas Oelmayer bestreitet das. Man habe die ganzen Fan-Gruppierungen unter die Lupe genommen, so gut es ginge. Es habe Stadionverbote und Vereinsausschlüsse gegeben. Nach dem Fackelwurf auf einen Wohnwagen der Sinti und Roma 2019 bei Dellmensingen im Alb-Donau-Kreis habe man intensiv mit dem Landesverband der Sinti und Roma gearbeitet.
Das Recherchekollektiv "Rechte Umtriebe Ulm“, das aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, sieht das anders. In einer schriftlichen Stellungnahme teilen die Mitglieder dem SWR mit: Der SSV-Vorstand würde sich meistens nur nach Ausschreitungen oder Übergriffen zur Problematik rechter Fans äußern. Und konkrete Hooligangruppen habe er bisher noch nie benannt.
Fanprojekt des SSV scheitert an der Stadt
Im WDR-Beitrag wird eine Möglichkeit benannt, wie man rechte Fans in ihre Schranken weisen könne: Mit einem Fan-Projekt. Kontaktleuten zwischen Verein und Fanclubs. Der Zweitligist FC Heidenheim hat ein solches Projekt: mit regelmäßigem offenem Treff, Begleitung zu Heim- und Auswärtsspielen und Unterstützung der jungen Fans auch bei Herausforderungen des täglichen Lebens. Es gebe beim FCH auch tatsächlich keine rechte Fan-Szene, teilt ein Sprecher dem SWR mit. Beim SSV Ulm 1846 sei ein Fan-Projekt bisher daran gescheitert, dass die Stadtverwaltung es abgelehnt habe, sagt Thomas Oelmayer. Bei ihm stößt die Ablehnung auf völliges Unverständnis. "Denn da hätte man einen hauptamtlichen Mitarbeiter, der ganz andere Zugänge hat zu den Fans, aber auch Brücke sein kann zu uns als Vorstand", sagte er auf SWR-Anfrage. Ohne die Beteiligung der Stadt sei ein Fan-Projekt aber nicht zu stemmen, so der SSV-Vorstand. Die Stadt war für eine Stellungnahme am Dienstag leider nicht erreichbar.