Fußball | 2. Bundesliga

Präsidiums-Zoff: Mitgliederversammlung des KSC in unruhigen Zeiten

Stand
Autor/in
Rebekka Plies
Ein Bild von Rebekka Plies

Am Montagabend findet die Mitgliederversammlung des Karlsruher SC statt. Seit Monaten gibt es im Präsidium Unruhe und offenen Streit. Diverse Abwahlanträge stehen auf der Tagesordnung.

In der Karlsruher Schwarzwaldhalle dürfte es am Montagabend für das ein oder andere KSC-Beiratsmitglied ungemütlich werden. Seit Monaten kracht es in der Führungsriege des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC - teils mit offenem Schlagabtausch in der Öffentlichkeit. Dieser Streit findet sich auch auf der Tagesordnung wieder. Der klassische Jahresbericht gerät da fast in den Hintergrund, denn die Hauptaufmerksamkeit liegt auf den Abberufungsanträgen.

Misstrauensanträge gegen KSC-Präsidium mit Spannung erwartet

Vier sogenannte Abberufungsanträge stehen im hinteren Teil der Tagesordnung. Nicht nur KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze, sondern auch Vize-Präsident Martin Müller und die beiden Beiratsmitglieder Thomas Hock und Christian Fischer müssen sich den Anträgen stellen. Lediglich Vize-Präsident Günther Pilarsky bleibt davon verschont. Die Vorwürfe gegen die vier Gremiumsmitglieder sind vielfältig.

Chronologie der Ereignisse

Entlassung des Sportdirektors als Auslöser für die Krise beim KSC

Die völlig überraschende Trennung von Sportdirektor Oliver Kreuzer in einer außerordentlichen Beiratssitzung am 31. März dieses Jahres hatte den Riss innerhalb des KSC-Präsidiums ans Tageslicht gebracht. 3:2 fiel die Abstimmung aus. KSC-Präsident Siegmund-Schultze und die Beiratsmitglieder Hock und Fischer stimmten gegen die beiden Vize-Präsidenten Müller und Pilarsky. Die Entlassung Kreuzers war damit besiegelt, obwohl im Sommer 2022 der Vertrag mit ihm noch bis 2025 verlängert worden war.

Seit dieser Entscheidung schien der KSC-Beirat gespalten. Die Vize-Präsidenten Müller und Pilarsky warfen ihren Beiratskollegen Geldverschwendung vor. Durch die Entlassung würden dem Verein trotzdem Kosten von 600.000 Euro entstehen. Auf der anderen Seite wurde Vize-Präsident Müller vorgeworfen, Vereinsinterna rund um die Abstimmung in die Öffentlichkeit getragen zu haben und damit dem Verein schaden zu wollen.

Vorwürfe gegen Vize-Präsidenten Müller: Machtmissbrauch

Im Herbst entwickelte sich eine Schlammschlacht in der Öffentlichkeit. Vize-Präsident Müller soll Pressevertretern gezielt vereinsinterne Informationen angeboten haben, ein Zeitungsinterview des ehemaligen Kaderplaners beim KSC, Necat Aygün, mit Vorwürfen gegen den Ex-Arbeitgeber sorgte für Aufregung.

Der KSC-Dachverband Supporters sah sich veranlasst, zu den Vorgängen und Vorwürfen gegen die Vereinsführung Stellung zu beziehen. Die Fans warfen KSC-Vize Müller Machtmissbrauch vor und drohten mit der Vertrauensfrage in der Mitgliederversammlung.

KSC-VIZEPRÄSIDENT REICHT VEREINSINTERNA AN PRESSE WEITER

Wir müssen heute feststellen, dass durch das aktuelle Verhalten des Vizepräsidenten eine massive Diskreditierung der Vereinsgremien  [...] in Kauf genommen wird.

Müller wehrte sich gegen die schweren Vorwürfe und lehnte den von den Fans geforderten Rücktritt ab. Zwischen dem Präsidenten und den Vize-Präsidenten findet nur noch der allernötigste Austausch statt, so war zuletzt zu hören.

Aufsichtsratsvorsitzender sieht keine kurzfristige Lösung

Nach einer Reaktion gefragt, hielt der Aufsichtsratsvorsitzende des Karlsruher SC, Wolfgang Grenke, im Präsidiumsstreit eine kurzfristige Lösung für unwahrscheinlich. Die Differenzen in der KSC-Führung seien zu tiefgreifend, sagte Grenke Ende Oktober gegenüber dem SWR. Die beiden Vizepräsidenten und Geldgeber Pilarsky und Müller seien nicht unersetzbar.

Jahreshauptversammlung KSC 2022
KSC-Vizepräsident Martin Müller sah sich zuletzt schwerer Vorwürfe durch den Fan-Dachverband ausgesetzt.

Die beiden hätten dem Verein in einer schwierigen Zeit sehr geholfen. Dafür hätten sie größten Respekt verdient. Der Karlsruher SC stehe finanziell derzeit so gut da, dass ausstehende Darlehen sukzessive zurückgezahlt werden könnten, so Grenke weiter. Die Mitglieder müssten im Dezember über die KSC-Führung entscheiden.

Vize-Präsident Müller wird beim Heimspiel geohrfeigt

Der vorerst letzte Akt in der Krise rund um die KSC-Führung spielte sich rund um den Heimspielsieg gegen Nürnberg im VIP-Bereich des Wildparkstadions ab, rund eine Woche vor der Mitgliederversammlung. Richard Einstmann, inzwischen Ex-Vorsitzender des KSC Freundeskreises, hatte Müller geohrfeigt.

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Die Nerven liegen blank beim Karlsruher SC: Der Vorsitzende des Freundeskreises ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Zuvor hatte er den KSC-Vizepräsidenten geohrfeigt.

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Einstmann entschuldigte sich kurz danach. Der Vorgang tue ihm unendlich leid, teilte Einstmann mit, so etwas sei ihm noch nie passiert. Er habe sich bei KSC-Vize Müller entschuldigt und als Konsequenz für sein Verhalten das Amt als Vorsitzender des Freundeskreises mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

Entscheidung über Zukunft der KSC-Führung in Mitgliederversammlung ungewiss

Am Montagabend sind nun die Mitglieder gefragt. In den sozialen Medien war zuletzt Zuspruch und Gegenrede für beide Seiten des KSC-Beirats zu lesen. Rücktrittsforderungen für sowohl KSC-Präsident Siegmund-Schultze als auch für Vize-Präsident Müller sind immer wieder zu lesen. Wie im Beirat, scheinen auch die KSC-Mitglieder in zwei Lager gespalten zu sein. Im Vorfeld der Versammlung fanden zahlreiche Gespräche rund um die Führungsriege des Vereins statt - Ergebnis offen.

Ob sich durch die auf der Tagesordnung stehenden Abwahlanträge irgendetwas ändern wird, ist unklar. Um mit einem Misstrauensvotum Erfolg zu haben, müsste eine Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht werden. Stimmberechtigt sind allerdings nur die Mitglieder, die in der Schwarzwaldhalle anwesend sind. Die Mitglieder, die zu Hause den Livestream verfolgen, dürfen nicht mit abstimmen. Der KSC hat derzeit etwa 12.000 Mitglieder.

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