So richtig glücklich wirkte Christian Eichner letzten Sonntag nicht. Mit dem fulminanten 4:4-Unentschieden nach schnellem 0:3-Rückstand beim 1.FC Köln zeigte sich der Trainer des Karlsruher SC nach Spielende nur bedingt zufrieden: "Ein großartiges Kompliment für meine Mannschaft ab Spielminute 18", so Eichner nachdenklich im ARD-Interview, "aber eigentlich könnte bei uns jetzt auch die Fünf stehen auf der offensiven Seite". Will sagen: Der Punkt war eigentlich zu wenig, auch ein Auswärtssieg beim ruhmreichen 1.FC Köln wäre möglich gewesen für Eichners offensivstarke Karlsruher.
Der KSC ist noch ungeschlagen
Eichners Reaktion nach diesem unterhaltsamen Köln-Spektakel zeigt, dass man sich aktuell in Karlsruhe auch gegen die Liga-Schwergewichte längst nicht mehr nur mit Teilerfolgen zufrieden gibt. Der starke Saisonstart in der 2. Liga hat das Selbstvertrauen im Wildpark deutlich gestärkt. Vor wem oder was an großen Namen sollte man sich denn verstecken müssen? Nürnberg geputzt, Schalke geschlagen, Auswärtsdreier in Braunschweig, Punkt beim Tabellenführer Düsseldorf, Unentschieden in Magdeburg und Köln. Dazu der 3:2-Heimerfolg gegen die "kleinen" Elversberger.
Christian Eichner: "Wollen den Saisonstart vergolden"
Am Freitagabend gegen Darmstadt 98 können die Karlsruher daheim im Wildpark nachlegen. "Das Spiel in Köln ist verdaut", so Christian Eichner am Mittwochmittag bei der Spieltags-Pressekonferenz, "und alle Geschehnisse sind aufgearbeitet, auch die Anreise oder dem Anlauf". Kurios: Wegen eines Verkehrsstaus mussten die KSC-Profis in Müngersdorf die letzten eineinhalb Kilometer bis zur Arena mitten unter der Fan-Karawane zu Fuß zurücklegen.
Jetzt steht für den KSC-Coach das Duell mit dem Bundesliga-Absteiger aus Hessen im Fokus: "Das ist eine Mannschaft, die weiß auf was es ankommt, um in der 2. Liga Spiele zu gewinnen. Sie agieren auch immer sehr körperbetont, ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe". Nach der Trennung von Thorsten Lieberknecht hat inzwischen der Ex-Bremer Florian Kohfeldt als neuer Trainer am Böllenfalltor übernommen und mit dem 5:3-Auswärtstriumph auf Schalke ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Aber, so Trainerkollege Eichner: "Wir haben das klare Ziel, auch dieses Spiel zu gewinnen und damit unserern Saisonstart ein Stück weit zu vergolden".
Zivzivadse und Wanitzek in Torlaune
Nach dem 1.FC Köln (18 Tore) haben die Karlsruher mit 16 Treffern in sieben Spielen die meisten Tore geschossen. Erstaunlich allemal die Offensivstärke nach dem Weggang von Torjäger-Talent Igor Matanovic (zurück nach Frankfurt) und dem Karriereende von Ex-Nationalspieler Lars Stindl. Und weil sich Goalgetter Budu Zivzivadse (führt mit sechs Saisontreffern gemeinsam mit dem Schalker Sylla die Torjägerliste an) zuletzt in Magdeburg und Köln eine Torpause gönnte, sprang eben Kapitän Marvin Wanitzek in die Bresche, der Kapitän erzielte in den beiden letzten Partien vier Treffer. Darunter ein spektakulärer Dreierpack am Sonntag in der Kölner Arena.
Fußball | 2. Bundesliga Wahnsinn Wanitzek: KSC-Kapitän trifft dreifach beim Tor-Spektakel in Köln
Es war eines der besten Spiele der laufenden Zweitliga-Saison. Der Karlsruher SC und der 1. FC Köln lieferten sich beim 4:4 ein irres Wettschießen. Dabei überragte vor allem der Karlsruher Mittelfeldspieler Marvin Wanitzek.
Das "Marathon-Mittelfeld" des KSC imponiert
Auffallend übrigens die überaus starke Laufarbeit des KSC-Mittelfeldes. Leon Jensen ist aktuell sogar der Spitzenreiter der Liga mit 85,77 Kilometern. Das sind starke 12,76 Kilometer pro Spiel. Nebenmann Nicolai Rapp steht mit 79,21 Kilometern auf Rang sieben, Marvin Wanitzek mit 77,08 Kilometern Gesamtlaufleistung auf Platz zwölf aller Zweitliga-Profis. Bemerkenswert generell auch die starke Form von Dauerläufer Leon Jensen, der in Magdeburg und Köln zudem auch noch wichtige Tore schoss beziehungsweise köpfte. Der 27-Jährige, 2021 aus Zwickau gekommen, wird im zentralen Mittelfeld des KSC immer wichtiger und wertvoller.
Wird Abwehrchef Marcel Franke für Darmstadt wieder fit?
Wo viel Licht einfällt, entstehen naturgemäß auch schattige Bereiche. Auf den KSC zuletzt in Köln bezogen bedeutet das: Im Offensivspiel flutschte es mit vier Treffern und zahlreichen weiteren Chancen die locker zum Sieg hätten reichen können, hinten drin allerdings präsentierten sich die Karlsruher vor allem in der Anfangsphase mit den drei schnellen Gegentoren völlig indisponiert, kassierten letztlich vier Treffer. "Da hat uns die Wachheit zu Spielbeginn gefehlt, wir haben keine Duelle gesucht", kritisiert Trainer Eichner. Was aber auch mit dem Fehlen von Abwehrchef Marcel Franke zu tun hatte. "Er ist ein Top-Spieler der 2. Liga und von uns nicht 1:1 zu ersetzen", so Eichner bereits nach der Partie in Müngersdorf. Franke, der seinen Vertrag beim KSC Anfang August vorzeitig verlängerte, fiel mit Adduktorenproblemen aus. Erfreulich: "Er hat am Mittwoch das Training wieder aufgenommen", verriet KSC-Coach Eichner, der davon ausgeht und hofft, "dass Marcel Franke am Freitag wieder auf dem Platz stehen wird".
Rund 30.000 Karten sind bereits verkauft
Mit dabei sind dann auch wieder rund 30.000 Fans in der neuen Arena im Wildpark. Um die mitreißende Stimmung braucht sich keiner sorgen: Der Heimbereich ist so gut wie ausverkauft, dazu die faszinierende Flutlicht-Atmosphäre am Freitagabend. Und: Mit einem Sieg gegen die Darmstädter könnte der KSC zumindest bis Sonntag, wenn Düsseldorf und Magdeburg spielen, die Tabellenführung in der 2. Liga übernehmen. Dann wäre der Karlsruher Saisonstart in der Tat vergoldet und Coach Eichner könnte komplett zufrieden sein.