Nach 26 Jahren ist Schluss. Die Südtribüne im Mainzer Bruchwegstadion hat beim Test gegen den MSV Duisburg ein letztes Mal für die Fans geöffnet. Das Ergebnis war dabei allenfalls zweitrangig. Vielmehr war es für die Anhänger ein emotionaler Abschied, hier haben die Rheinhessen die größten sportlichen Erfolge erlebt, zusammen gelitten und gefeiert.
Dabei waren es nur "48 Stufen verkleidetes Stahlrohrgerippe, zusammengeschraubt aus einem Gewirr von Trägern und Verstrebungen", wie der Klub auf seiner Webseite selbst schreibt.
Klopp über die "inneren Werte" der Südtribüne
Doch die Geschichten mach(t)en diesen Ort für die Fans der 05er besonders. Die Südtribüne habe vielmehr von "inneren Werten" gelebt, sagte Klub-Legende Jürgen Klopp im Gespräch mit SWR Sport. Der Trainer des FC Liverpool nutzte die Länderspielpause für einen Besuch in der alten Heimat.
"Man hat ja relativ selten die Gelegenheit, bei solchen Momenten dabei zu sein. Aber jetzt hat es gerade gepasst", sagte Klopp. Auch am Ex-Trainer der Mainzer, unter dem die 05er von 2001 bis 2008 einen sportlich rasanten Aufstieg hinlegten, geht der Abschied emotional nicht spurlos vorbei. "Ich habe großartige Momente vor dieser Tribüne und am Zaun verbracht."
Und was war der emotionalste Moment? Gibt es einen, den man herausheben kann? "Durchaus. Das Spiel gegen Trier fand ich damals nicht so schlecht. Als wir endlich aufgestiegen sind", so Klopp. Mit dem souveränen 3:0 gegen Eintracht Trier sicherten sich die Mainzer am 23. Mai 2004 erstmalig den Aufstieg in die Bundesliga. Michael Thurk (2) und Manuel Friedrich sorgten damals für Extase auf den Rängen.
Südtribüne am Bruchweg weicht neuem Gebäude
Am Bruchweg spielen die Profis der 05er schon lange nicht mehr. Seit 2011 tragen die Mainzer ihre Heimspiele in der neuen Arena etwas außerhalb der Stadt aus. Am Bruchweg sind noch die U23 und die Juniorenteams am Ball. Auch die neue Frauen-Mannschaft wird hier mitunter die Gegnerinnen empfangen.
Auf das Erlebnis auf der und rund um die Südtribüne müssen die Anhänger nun aber verzichten. Im nächsten Jahr rollen die Bagger an, dann kommt es zum Abriss. An der Stelle sollen ein Neubau der Geschäftsstelle und ein Funktionsgebäude entstehen.
Ach ja, das Spiel gegen den MSV Duisburg endete 2:0. Neuzugang Tom Krauß war es vorbehalten, das "Stahlrohrgerippe" in der 5. und 68. Minute jeweils per Foulelfmeter ein noch einmal zum Beben zu bringen. Das Stadion am Bruchweg ist nur wenige Hundert Meter vom SWR in Mainz in entfernt. Noch über eine halbe Stunde nach Abpfiff hört man die Gesänge der Fans. Dann verstummt die Süd langsam. Sie wird den Fans fehlen.