So lief die bisherige Saison
Nach zwei sorgenfreien Spielzeiten (Achter und Neunter) stehen die 05er da, wo sie im Januar 2021 einst von Bo Svensson übernommen wurden: tief im Tabellenkeller. Die Rheinhessen haben nach 16 Spielen zehn Punkte auf dem Konto. Damals waren es nach der kompletten Hinrunde sogar nur sieben. Der Abstand zu den Nicht-Abstiegsplätzen ist in diesem Jahr auch nicht so groß, doch die sportliche Lage ist ernst und ein Abstieg ein absolut mögliches Szenario. Erst ein einziges Spiel haben die 05er in dieser Saison gewonnen – unter Jan Siewert, der Svensson Anfang November abgelöst hatte. Der zunächst interimsweise installierte Siewert wird Trainer bei den 05ern bleiben. Das gab der Klub kurz vor Weihnachten bekannt.
Auch abseits des Platzes kam der Klub nicht zur Ruhe. Der im Sommer von der PSV Eindhoven verpflichtete Anwar El Ghazi machte sportlich kaum auf sich aufmerksam, trat stattdessen mit mehreren Instagram-Posts zum Überfall der Hamas auf Israel öffentlich in Erscheinung. Mainz 05 stellte den Profi frei, mahnte ihn später ab. Damit schien das Thema erledigt, doch El Ghazi distanzierte sich von der Mitteilung, worauf der Klub ihm fristlos kündigte. Dagegen hat der Niederländer geklagt, im Januar treffen sich beide Parteien vor dem Arbeitsgericht.
Das war gut
Nicht viel. Mit Brajan Gruda spielte sich eins der Mainzer Top-Talente in den Fokus. Der 19-Jährige - im Sommer mit der A-Jugend Deutscher Meister geworden – war gerade in den Wochen, als den Mainzern gar nichts mehr gelingen wollte, ein Lichtblick. Mut macht auch, dass mit Jonathan Burkardt ein weiterer starker Offensivspieler nach fast einem Jahr Verletzungspause zuletzt sein Comeback feierte und auch Kapitän Silvan Widmer nach langer Verletzungspause wieder im Kader steht.
Das war schlecht
Sehr viel. Dabei haben die 05er zuletzt häufiger gar nicht schlecht gespielt, aber einfach das Tor nicht getroffen. So zuletzt bei den Spielen gegen Heidenheim und in Dortmund. 13 eigene Treffer in 16 Spielen sprechen eine klare Sprache, wo die Probleme liegen. Heißt statistisch: Kassieren die Mainzer ein Tor, werden sie das Spiel verlieren oder höchstens einen Punkt holen.
Sinnbildlich für die Flaute steht Ludovic Ajorque. In der vergangenen Rückrunde noch mit sechs Treffern, hat der Angreifer jetzt erst ein Tor auf dem Konto. Im Spiel bei Union Berlin unterlief ihm als erster Bundesliga-Profi überhaupt das Missgeschick, zwei Elfmeter in einem Spiel zu vergeben.
Dazu hatten die Mainzer unglaublich viel Verletzungspech. Im Laufe der Saison kamen vermehrt Muskelblessuren hinzu. Mit 28 Profis haben die Mainzer bislang die meisten Akteure aller Bundesligisten eingesetzt. Auch deshalb konnte sich nie eine Elf einspielen, Sicherheit gewinnen
So schlugen sich die Neuen
Tom Krauß (von RB Leipzig) und Marco Richter (von Hertha BSC) sind bislang noch nicht die erhofften Verstärkungen. Immerhin ließ Richter zuletzt immer mal sein Können aufblitzen, Krauß traf beim Kellerduell in Bochum spät zum Ausgleich. Auf der linken Seite hat Rückkehrer Philipp Mwene bislang zu selten gezeigt, warum er mittlerweile neun Länderspiele für Österreich gemacht hat.
Torhüter Daniel Batz, als Backup für Robin Zentner geholt, hat bei seinen vier Bundesliga-Einsätzen passabel agiert. Ähnliches gilt für Sepp van den Berg. Der Innenverteidiger macht spielerische Mängel durch Einsatz und eine starke Zweikampfquote wett. Josuha Guillavogui, den die Mainzer ablösefrei verpflichtet hatten, spielt bislang sportlich noch keine Rolle. Der 33-jährige Routinier kam aus einer Verletzung und ist wieder verletzt, dazwischen liegen gerade einmal 31 Bundesliga-Minuten.
Ausblick
Die Mainzer müssen die sportliche Stabilisierung weiter vorantreiben und dazu: einfach mal das Tor treffen. Nur 13 von 263 Schüssen fanden bislang den Weg ins Tor des Gegners, also knapp jeder zwanzigste Versuch. Liga-Durchschnitt sind zehn Schüsse für ein Tor. Ein Hoffnungsträger für den Rest der Runde ist Jonny Burkardt. Vor seiner schweren Knieverletzung wurde er als Kandidat für die Nationalmannschaft gehandelt.
Hoffnung bereitet zudem die oben angesprochene Saison 2020/2021. Damals führte Svensson die Mannschaft durch eine begeisternde Rückrunde von Platz 17 auf 12 und sicherte letztlich souverän den Klassenerhalt. Eine ähnliche Aufholjagd ist (zum Glück) diese Saison nicht nötig, sie erscheint auch nicht besonders wahrscheinlich. Viel wird davon abhängen, wie die 05er aus den Startlöchern kommen. Weiter geht es am 13. Januar mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg.