Fußball | 2. Bundesliga

11. Juni 1997: Als der FCK die Meisterschaft in der 2. Bundesliga feierte

Stand
Autor/in
Johannes Holbein

Vor 25 Jahren ist der 1. FC Kaiserslautern Meister in der 2. Bundesliga geworden. Erinnerungen an eine Saison, die andere Vorzeichen hat als die anstehende - aber eine Parallele aufweist.

Die Geschichte des Aufstiegs 1997 beginnt ein Jahr zuvor mit den Tränen eines Weltmeisters. Es ist der 18. Mai 1996 und Millionen Fernsehzuschauer sehen Andreas Brehme, dem Kapitän des 1. FC Kaiserslautern, dabei zu, wie er sich an der Schulter von Gegenspieler Rudi Völler ausweint. "In diesem Moment ist das ganze Elend aus mir herausgebrochen", sagte Brehme später. Der FCK hatte am letzten Spieltag in Leverkusen 1:1 gespielt und war zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen.

Weltmeister Andreas Brehme (rechts) kann den ersten Abstieg des 1. FC Kaiserslautern aus der Bundesliga nicht fassen. Rudi Völler versucht ihn zu trösten.
Weltmeister Andreas Brehme (rechts) kann den ersten Abstieg des 1. FC Kaiserslautern aus der Bundesliga nicht fassen. Rudi Völler versucht ihn zu trösten.

Thomas Riedl war damals 19, hatte einen Profivertrag unterschrieben und machte seine ersten Spiele. Er erinnert sich, wie das Team nach dem Abstieg in Leverkusen mit dem Bus in Kaiserslautern ankam und von mehreren Tausend Fans erwartet wurde. "Wir haben schon gedacht, ach du scheiße, wenn wir jetzt aussteigen, kriegen wir einen auf den Deckel." Es kam anders. "Die Leute waren traurig, klar, aber da kam diese 'Jetzt-erst-Recht-Stimmung' auf." Die Fans hätten die Mannschaft beklatscht, sie mit Rufen wie "Wir kommen wieder" und "Jetzt geht’s los" motiviert, erzählt Riedl im Gespräch mit SWR Sport.  

Der FCK wollte den Abstieg wiedergutmachen

Dem Verein gelang es, wichtige Spieler zu halten. Stürmer-Star Pavel Kuka entschied sich gegen einen Wechsel zu Gladbach. Andreas Brehme, 35, wollte seine Karriere auf keinen Fall als Absteiger beenden und machte weiter. "Wir wollten als Mannschaft, die dafür verantwortlich war, dass der Verein abgestiegen ist, unbedingt eine richtig geile Saison spielen. Wir wollten diesen Unfall vergessen machen", erinnert sich Oliver Schäfer, heute Athletiktrainer beim FCK. Und mit Otto Rehhagel, der zuvor den FC Bayern München trainiert hatte, kam ein Trainer, der die Begeisterung und die Erwartungen in der Pfalz wachsen ließ. "Der Druck, in die Bundesliga zurückkehren zu müssen, war enorm", sagt Riedl.

Der FCK als FC Bayern der 2. Bundesliga

Der FCK ging als Favorit in die Runde, als "FC Bayern München der 2. Bundesliga", wie es der damalige Manager Hans-Peter Briegel formulierte - was von den Medien dankend aufgriffen wurde. 26 Millionen Mark Etat, soviel wie etwa Unterhaching, Zwickau, Oldenburg und Jena zusammen, 25.000 verkaufte Dauerkarten, 1.500 neue Vereinsmitglieder nach dem Abstieg: Zahlen, die die Konkurrenz demütig machten.

Die Roten Teufel gewannen ihre ersten Spiele. Als sie aber drei Mal in Folge Unentschieden spielten, gab es Pfiffe von den Rängen. "Man hat gemerkt, dass es für die Gegner das Spiel des Jahres war. Das war ein anderer Fußball als in der ersten Liga, ein extrem körperbetonter, da ging es zur Sache", sagt Riedl. Der FCK brauchte Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Rehhagel nahm seinen Spielern die Last. "Er war ein väterlicher Trainer", sagt Oliver Schäfer, damals Defensivspieler beim FCK. "Er hat uns viele Geschichten aus der Welt erzählt. Manchmal hat er von Kriegen gesprochen, die gerade stattfinden, um zu zeigen, wie gut es uns gehen würde als Profi, einfach nur Fußball spielen zu dürfen", erzählt der 53-Jährige.

7:0 gegen Lübeck: FCK ist zurück in der Bundesliga

Rehhagels therapeutische Maßnahmen griffen. Das Team kam in Schwung und war von da an kaum noch zu stoppen. "Wir hatten eine gute Mischung von Strategen, von Dribblern, von spielstarken Typen, aber auch von Kämpfern und Läufern", sagt Schäfer. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Abstieg gelang den Roten Teufeln die Rückkehr in die Bundesliga. Am 18. Mai 1997 schlugen sie Lübeck 7:0 und stiegen vier Partien vor Schluss auf, vor dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC. Zwei Spieltage später gewannen sie 5:0 gegen den Erzrivalen Waldhof Mannheim, der in dieser Saison in die Regionalliga abstieg. "Solche Tage bleiben immer prägend in Erinnerung", sagt Riedl und schmunzelt. Am 11. Juni, es war der letzte Spieltag der Saison, fand gegen Meppen die große Aufstiegsfeier statt. 7:6 gewannen die Roten Teufel, bis heute das torreichste Spiel in der Geschichte der 2. Bundesliga.

Rehhagel gegen Briegel: Auf den Triumph folgt der Krach

Nicht ganz untypisch für den Verein, dass das Feuerwerk, das für die Nacht geplant war, nicht der einzige Knall blieb. Erst prophezeite der einstige Meistertrainer Karl-Heinz Feldkamp den prompten Wiederabstieg und kündigte das Ende seiner Tage im Aufsichtsrat an. Dann polterte Briegel gegen Rehhagel und dessen unkontrollierbare Alleinherrschaft. "Man hat den Eindruck, hier ist nur eine Person aufgestiegen und nicht die ganze Mannschaft. Der FCK ist nicht der FC Rehhagel." Rehhagel konterte: "Herr Briegel ist noch ein Lehrling in diesem Bereich. Wenn er einmal eine Meisterschaft gewonnen hat, darf er mich kritisieren."

Heute wie damals: Die Euphorie auf dem Betzenberg

Seither sind 25 Jahre vergangen. Rehhagel und Briegel waren noch Jahre später unversöhnlich. Der FCK wurde 1998 als Aufsteiger sensationell Deutscher Meister – und erlebte danach turbulente Zeiten, in denen er bis in die 3. Liga abgestiegen ist. Jetzt ist der Klub wieder in der 2. Bundesliga. Kann er von der Saison 1996/1997 etwas lernen? "Ich glaube, die Situationen muss man komplett unterschiedlich bewerten", sagt Riedl. "Jetzt heißt es erstmal, sich zu akklimatisieren, die Klasse zu halten."

Was aber damals und heute vergleichbar sei, sagt Schäfer, sei der Zusammenhalt in der Mannschaft und die Wucht der Fans. Die Stadt, die ganze Region, sehnen sich nach der neuen Liga. Zwar mit anderen Vorzeichen als vor 25 Jahren, aber voller Vorfreude.

Stand
Autor/in
Johannes Holbein