Frank Schmidts Heidenheimer Ziel für die neue Saison: Der Klassenerhalt

Fußball | Bundesliga

"Nicht jammern - Lösungen finden": Der 1. FC Heidenheim stellt sich neu auf

Stand
Autor/in
Kersten Eichhorn

Im Trainingslager im österreichischen Mils bereitet sich der 1. FC Heidenheim auf die neue Saison vor. Nach dem Weggang vieler Leistungsträger sind jetzt die neuen Spieler gefragt.

Vieles ist wie gewohnt im tropisch heißen Tirol. Zum wiederholten Mal hat der 1. FC Heidenheim mit seinem langjährigen Trainerteam um Frank Schmidt im "Reschenhof" in Mils bei Innsbruck sein Quartier aufgeschlagen. Zum wiederholten Mal gibt es beste Voraussetzungen auf den Trainingsplätzen im benachbarten Volders. Zum wiederholten Mal legt die "Laufmaschine FCH" hier zwischen den steinernen Riesen der umliegenden Bergwelt die schweisstreibende Basis für eine intensive Saison.

Und doch ist diesmal einiges anders: Die Mannschaft hat sich stark verändert. Zahlreiche etablierte Spieler haben Heidenheim verlassen. Darunter auch die Top-Scorer Tim Kleindienst (zwölf Tore), Eren Dinkci (zehn) und Jan-Niklas Beste (acht). Viele frische, teilweise noch unbekannte Gesichter tummeln sich dafür jetzt auf dem satten Grün in den roten Heidenheimer Leibchen. Sie sollen vor allem die lichten Reihen im Angriffsbereich füllen. Schließlich sind auch Kevin Sessa, Christian Kühlwetter, Florian Pick und Nikola Dovedan nicht mehr dabei.

"Gut und günstig" - zahlreiche Neuzugänge im Heidenheimer Kader

Dafür stehen jetzt neun Neue im Kader des FCH. Alle offensiv ausgerichtet, alle sehr talentiert, wie etwa die erst 18 Jahre alte Bayern-Leihgabe Paul Wanner oder der Ex-Ulmer Brasilianer Leo Scienza: "Wir setzen auf junge, hungrige und entwicklungsfähige Spieler", beschreibt Frank Schmidt im Interview mit SWR Sport in Mils die bekannte Marschroute des FCH auf dem Transfermarkt, "damit haben wir Erfahrung".

Spieler aus der zweiten oder dritten Liga, ohne größere Routine, aber mit dem bedingungslosen Willen, fußballerisch weiterzukommen: "Die Jungs sind auf dem Weg nach oben, das beinhaltet auch viel Motivation", sieht Schmidt den Vorteil der Jugend.

Einzig der 27-jährige Österreicher Mathias Honsak (kam von Darmstadt 98) hat mit seinen 80 Erstligaeinsätzen in Österreich und Deutschland bereits einen gewissen Erfahrungsschatz. "Wir haben auch nicht die Geldtöpfe, um Ablösesummen zu zahlen, wie sie in der Bundesliga usus sind", erklärt Heidenheims langjähriger Cheftrainer den Verzicht auf sogenannte Stars. Ganz nach dem Motto: "Gut und günstig. Wir können keine verrückten Dinge machen, es muss bezahlbar bleiben."

Top-Spieler wie Torjäger Kleindienst waren nicht zu halten

Sportlich ist dieser Weg aber zweifellos ein schwieriger Spagat, um den großen Verlust an Qualität wieder aufzufangen: "Wir haben im Prinzip alle vier offensiven Positionen verloren", bestätigt Schmidt den gewaltigen Umbruch gerade in der Offensive, "da arbeiten wir jetzt dran, eine Formation zu finden." Klar, so der Cheftrainer im Trainingslager, "dass wir nach drei Wochen noch nicht die Lösung haben. Das wird sicherlich ein paar Spiele brauchen."

Spiele für die neue "Abteilung Sturm und Drang" gibt es zu Beginn der Saison zur Genüge. Nach dem DFB-Pokal-Spiel am 17. August beim FC Villingen folgen noch im August nicht nur der Bundesliga-Auftakt beim FC St. Pauli und daheim gegen den FC Augsburg, sondern auch die beiden Partien in den Play-offs der Conference-League.

"Das ist für uns ungewohnt, wir werden alle Spieler brauchen und uns Stück für Stück an die beste Formation herantasten." Schmidt bleibt Schmidt, wenn er über die gewaltige Herausforderung sagt: "Wir müssen kreativ sein, nicht jammern, sondern Lösungen finden. Das ist die Aufgabe des Trainerteams und des Vereins. Für mich zählen immer nur die Spieler, die da sind."

Die Athletik bleibt die Basis des Heidenheimer Spiels

Dabei heißt es zurück zur Heidenheimer Gewohnheit: "Wir wollen unsere Spielphilosophie und unsere DNA beibehalten und den neuen Spielern einimpfen", so Schmidt über die Art des Fußballspiels im Brenztal. Will heißen: "Natürlich spielen wir Fußball und brauchen Lösungen auf dem Feld. Aber die Athletik ist ein Schwerpunkt bei uns, dafür investieren wir auch viel Zeit. Das ist die Basis für unser Spiel, hoch anzulaufen, hoch zu verteidigen, immer wieder ins Gegenpressing zu gehen, bedingunslos zurückarbeiten. Da musst du fit sein."

Vergangene Saison zog das Heidenheimer Team die meisten Sprints in der Bundesliga, legte die zweitmeisten intensiven Läufe zurück und spulte mehr als 4.000 Kilometer auf den Tacho. Gemeckert oder gemurrt über das harte Trainingspensum in der Vorbereitung, so der FCH-Coach augenzwinkernd gegenüber SWR Sport, habe bislang noch keiner, "schließlich sucht ja jeder einen Platz in der Mannschaft. Und da wäre jammern ganz schlecht."

Das Ziel kann nur Klassenerhalt heißen

Das Vorhaben in der bevorstehenden Saison kann unter all diesen Umständen für Frank Schmidt nur Klassenerhalt heißen: "Was anderes kann es nicht geben mit dem Verlust an Substanz. Mit Platz acht haben wir zuletzt auf Neudeutsch überperformt. Für uns geht es nur darum, am Ende zwei oder noch besser drei Mannschaften hinter uns zu lassen". Das gewohnte Umfeld von Mils in Tirol soll dabei wie die vergangenen Jahre auch die Basis für den Heidenheimer Erfolg sein. Auch mit den ungewohnt vielen neuen Gesichtern.

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Kersten Eichhorn

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