Für die deutsche Fed-Cup-Spielerin Tatjana Maria aus Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) war schon immer klar, dass sie eine Familie gründen möchte. Sie lebt momentan mit ihrem Mann und dem ersten Kind in Palm Beach in den USA. Tochter Charlotte ist jetzt sieben Jahre alt. "Für mich war schon immer klar, dass ich viele Kinder bekommen möchte und deshalb war es jetzt Zeit für das zweite", erzählt sie im Gespräch mit SWR Sport. Die zweite Tochter, Cecilia, kam am 2. April auf die Welt, teilte die 33-Jährige via Twitter mit.
Beim Interview mit SWR Sport am 31. März ist sie noch hochschwanger und erzählt von ihrem Plan, nach der Geburt zurückzukommen.
Schwangerschaft = Karriereende?
Zwei Kinder während der aktiven Karriere zu bekommen, ist ungewöhnlich. Aber für die Tennisspielerin stand von Anfang an fest, dass sie nach der Schwangerschaft auch zurückkommen möchte. Dreieinhalb Monate nach der Geburt des ersten Kindes Ende 2013 hat Tatjana Maria wieder ihr erstes Turnier gespielt, nach etwa acht weiteren Monaten war sie schon wieder in den Top 100.
Trotzdem sei es nicht ganz einfach gewesen, sagt sie im Interview mit SWR Sport. Sie hatte damals nur ein Protected Ranking (Schutz der ungefähren Weltranglistenposition für den Wiedereinstieg in den Turnierbetrieb) für acht Turniere. "Dann habe ich auch wieder 10.000-Dollar-Turniere gespielt, also ich habe wirklich von ganz unten angefangen."
Tatjana Maria: "Das kostet schon einfach viel Energie"
Langsam hat sie sich in den Turnierbetrieb zurückgekämpft, aber "das kostet schon einfach viel Energie", sagt die 33-Jährige. Kurzzeitig hat sie gezweifelt, nach der nächsten Geburt wieder einzusteigen und sich wieder von ganz unten hochzuspielen. Mittlerweile gibt es aber zwölf Turniere, an denen sie durch ein Protected Ranking teilnehmen kann, deshalb ist für Tatjana Maria klar, dass sie auch nach der Geburt des zweiten Kindes zurück in den Leistungssport kommen möchte. Sie plant, bei den US Open Ende August schon wieder auf dem Platz stehen und zurück auf der WTA-Tour sein.
SWR-Umfrage: Wenig Unterstützung bei Familienplanung
Tennisspielerin Tatjana Maria ist nur eine von wenigen Sportlerinnen, die während ihrer aktiven Karriere ein Kind bekommen. Für die meisten Athletinnen ist das unvorstellbar.
In der exklusiven SWR-Umfrage unter mehr als 700 Spitzensportlerinnen zeigt sich: Nur jede zehnte Teilnehmerin fühlt sich von ihrem Verein oder Verband dabei unterstützt, ein Kind zu bekommen und weiter am sportlichen Wettbewerb teilzunehmen. Zwölf Spitzensportlerinnen und damit knapp zwei Prozent der 719 Befragten haben sich schon einmal für eine Abtreibung entschieden, um die sportliche Karriere zu diesem Zeitpunkt nicht zu beeinträchtigen. 57 Teilnehmerinnen (acht Prozent) wählten bei dieser Frage die Option "keine Angabe".
Volle Unterstützung der ganzen Familie
Tatjana Maria weiß zu schätzen, dass ihr Mann gleichzeitig auch ihr Trainer und Manager ist. So können sie als Familie gemeinsam um die Welt und zu den Turnieren reisen. Tochter Charlotte ist immer mit dabei, "ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn sie nicht da ist", so Maria. Bei den Grand-Slam-Turnieren gebe es auch eine Tagesbetreuung für die Kinder, erzählt sie. Allerdings sei diesbezüglich bei vielen anderen Terminen noch Luft nach oben: "Ich kann ja nicht sagen, komm, bleib du mal kurz hier sitzen, die Mama muss auf dem Platz jetzt ihr Match spielen." Dadurch, dass ihr Mann als Trainer aber meistens dabei ist, habe das bei ihrer Familie immer gut gepasst.
Sportlerinnen wünschen sich mehr Unterstützung
Viele Sportlerinnen wünschen sich mehr Aufklärung und Unterstützung bei der Familienplanung. Wünschenswert wären zudem Strukturen, die die Vereinbarkeit von Sport und Familie erleichtern. Es braucht aber auch Vorbilder wie Tatjana Maria. Auch sie wünscht sich ein besseres Betreuungsangebot bei den Turnieren und, dass das Protected Ranking nicht nur für zwei, sondern für vier (wie bei den Männern) Grand-Slam-Turniere zählt.
Familienplanung bei Spitzensportlerinnen: Nur jede Zehnte fühlt sich unterstützt
Tatjana Maria zeigt, dass sie Mutter und Leistungssportlerin sein kann. "Für mich war auch immer klar, dass Familie an erster Stelle steht. Ich liebe Tennis, aber danach gibt es auch noch ein normales Leben", sagt die Athletin. Noch aber laufen Tennis und Familie parallel. Wenn der Arzt nach der Geburt des zweiten Kindes dann sein Okay gibt, wird sie wieder ins Training einsteigen und sich in den Leistungssport zurückkämpfen.