Mit Mitte 20 haben sich Luise und Lukas den Traum vom Wohneigentum erfüllt. Sie wohnen in ihrem eigenen Tiny House. Das Besondere: Ihr Haus steht mitten in einem Wohngebiet auf einem erschlossenen Grundstück und hat eine offizielle Baugenehmigung.
Ein eigenes Haus für 35.000 Euro
Als Luise und Lukas 2020 mit ihrem Camper in Italien am Meer standen, kam die Idee: Sie wollen in einem Tiny House leben. Sie merkten, dass sie nicht viel zum Leben brauchen, dafür aber etwas Eigenes haben wollten, gerne mitten in der Natur. Im Internet fanden sie den Bauwagen von 1987. Für 9.000 Euro kauften sie ihr erstes Haus und bauten es im Garten von Lukas‘ Eltern nach ihren Vorstellungen um.
Grundstück fürs Tiny House finden
Wie bei wohl vielen Tiny-House-Besitzern stellte der geeignete Stellplatz die beiden vor eine besondere Herausforderung. Und sie mussten lange darum kämpfen. Dabei hätten die Voraussetzungen besser nicht sein können. Lukas Familie hat dem Paar ein komplett erschlossenes Grundstück in Eberstadt im Landkreis Heilbronn überlassen. Mit 18 Metern Länge und 9 Metern Breite viel zu klein für ein normales Einfamilienhaus, aber ideal für das Tiny House, das nur 8,10 Meter lang und 2,45 Meter breit ist.
Offizielle Baugenehmigung für ein Tiny House
Trotzdem war das zuständige Landratsamt zunächst erstaunt über die Pläne von Luise und Lukas. Eine Baugenehmigung für ein Tiny House wurde im Landkreis noch nie zuvor erteilt. Das Amt stufte es daher als Gebäude ein und wollte Geschosszeichnungen, Statiken und einen Lageplan sehen. Ein befreundeter Bauingenieur hat Luise und Lukas bei der Anfertigung der Dokumente geholfen. Trotzdem wurde der erste Antrag abgelehnt. Das Haus sei 1,50 Meter zu nah an der angrenzenden Wiese. Für die Tiny House-Besitzer hieß das, alle Pläne noch einmal einreichen und das in dreifacher Ausfertigung. Doch am Ende hat alles geklappt und die Baugenehmigung wurde erteilt. Auch wenn vom ersten Antrag bis zum Baufreigabeschein fast ein ganzes Jahr verging.
Alten Bauwagen zum Mini-Holzhaus ausbauen
Die Zeit, als sie auf die Genehmigung warten mussten, nutzte das junge Paar für den Ausbau. Auch dabei gab es einige Hürden zu meistern. Denn in dem 18 Quadratmeter großen Bauwagen mit Pultdach ist nichts nach Norm gebaut. Eingangstür und Schlafzimmerfenster mussten extra angefertigt werden. Auch im Bad mussten die beiden besondere Lösungen finden: Die Fliesen sind aus Kunststoff und waren eine Sonderbestellung aus Italien. Denn Keramikfliesen wären beim Versetzen des Tiny Houses zerbrochen. Auch die Abflussrohre im Tiny House haben keinen Standard-Durchmesser, also musste ein Klo ohne Spülung her. Luise und Lukas haben daher eine Trockentrenntoilette eingebaut. Vielleicht nicht ganz so geruchsneutral, dafür aber umweltfreundlich.
Minimalistisch Wohnen auf kleinem Raum
Bei der Küche wollten Luise und Lukas keine Abstriche machen. Daher haben sie tatsächlich eine viereinhalb Meter lange Standard-Einbauküche in ihr Minihaus gebaut. Geschirrspüler, Backofen, Cerankochfeld, alles ist in normaler Größe vorhanden. Improvisiert wird hier höchstens beim Kochen.
Das Tiny House hat sogar einen Hauswirtschaftsraum. An der hinteren Seite befindet sich die sogenannte „Technik-Box“: ein Holzaufbau, in dem sich der Sicherungskasten und der Warmwasserboiler befindet. Alle Rohre und Leitungen liegen offen und verlaufen unterhalb des Bauwagens. Weniger ästhetisch, dafür praktisch. Sollten Reparaturen anfallen, wäre alles schnell zugänglich.
Offizieller Wohnsitz im Tiny House
Im August 2021 konnte der Bauwagen dann endlich umziehen. Aus dem Garten von Lukas Eltern, wo er für den Ausbau geparkt war, nach Eberstadt, auf das schmale Grundstück mit Ausblick auf Wiese und Weinberge. Seither wohnen die beiden in ihrem Häuschen und sind hier auch offiziell mit ihrem Wohnsitz gemeldet.
Eigenheim mit Urlaubsfeeling
Insgesamt haben Luise und Lukas 35.000 Euro investiert, um sich ihren Traum vom kleinen Eigenheim zu verwirklichen. Dazu zählt nicht nur der Bauwagen, sondern auch das Gartengrundstück mit angrenzender Wiese. Ein kleiner Jacuzzi und eine Außendusche sorgen hier im Sommer für Urlaubsfeeling. Außerdem gibt es im sogenannten Outdoorwohnzimmer weitere Mitbewohner: die beiden Zwergziegen, Fridolin und Butterkeks und neun Hühner. Frische Eier und ein bisschen Gemecker bereichern somit das Tiny House-Leben.
Luise und Lukas genießen ihr Tiny Living-Idyll in vollen Zügen. Doch für immer wollen sie hier nicht wohnen bleiben. Spätestens wenn Nachwuchs ansteht, ist der Umzug in ein „richtiges“ Haus geplant. Ihren Bauwagen wollen sie dann als Feriendomizil nutzen.
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