Egal ob Baumaterial, Stromerzeugung, Heizung, Abwasser, Kompostierung oder das Zusammenleben insgesamt – in vielen Bereichen leben Elena, Ronald und Martina mit ihren Familien so nachhaltig wie möglich. Die beiden Familien haben sich 2019 zusammengetan und auf dem Gelände eines Weinguts in Endingen am Kaiserstuhl ein nachhaltiges Haus nach ihren Vorstellungen gebaut.
Zwei Familien in einem Haus: Mehr Reichtum für alle
„Nicht jeder braucht alles, aber jeder will eine große Küche, Sauna oder einen Thermomix haben – das ist alles möglich, wenn man es teilt – und so entsteht individuell mehr Reichtum“, erklärt Ronald seine Philosophie. Die Idee, mit zwei Familien in Gemeinschaft zu wohnen, kam Ronald im Studierendenwohnheim. „Da hat auch jeder nur zwölf Quadratmeter, wir haben hier 13, aber eben sehr viel gemeinsamen Wohnraum. Auch Elena und ich haben getrennte, eigene Räume.“
Wohnen in Gemeinschaft, aber mit Privatsphäre
Ihr Haus ist in verschiedene Bereiche eingeteilt: Auf der einen Seite der großen, zentralen, gemeinschaftlich genutzten Wohnküche liegt der private Wohnbereich von Elena, Ronald und ihren beiden Kindern Jano und Nela. Auf der gegenüberliegenden Seite schließt sich der Privatbereich von Martina und ihren beiden Kindern Etienne und Jeanne an. Jede Familie hat jeweils ein eigens Bad, ein eigenes kleines Wohnzimmer und Schlafzimmer.
Zusammen Wohnen und Arbeiten
Elena ist Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro des Freiburger Bundestagsbüros, Ronald führt das Weingut, Martina ist selbstständige Gästeführerin und ist auf dem Hof angestellt. Bei einem Gartenprojekt haben sich die drei vor einigen Jahren kennengelernt. Anschließend haben sie zunächst in einer gemeinsamen Wohnung gelebt.
Kosten für Hausbau sind geringer, wenn man sie aufteilt
Durch ein Erbe konnte Ronald dann das Gelände und den Hof kaufen. Ihr ökologisches Stroh-Lehm-Holz-Haus haben sie dort mit einigen Helfern selbst gebaut. Gerade mal ein halbes Jahr haben sie dafür gebraucht. Insgesamt haben sie 240.000 Euro für alles ausgegeben, inklusive der hochwertigen Küche. Das ergibt einen Quadratmeterpreis von 1.500 Euro.
Energiesparendes Bauen mit nachhaltigem Material: Stroh, Lehm und Holz
„Dadurch, dass wir keine herkömmlichen Baumaterialien wie Beton, Styropor oder Stahl benutzt haben, sparen wir 99 Prozent der grauen Energie ein. Dafür könnten wir allein 30 Jahre herkömmlich heizen, bis wir diese graue Energie ausgeglichen hätten.“ Erläutert Ronald seine Berechnung.
Die graue Energie von Baumaterialien bezeichnet die benötigte Energie für Herstellung, Transport und Entsorgung. Sowohl das verwendete Bio-Stroh als auch der Lehm kommen aus der Region. Die Holzfassade des Hauses haben die drei nicht mit Lacken oder Ölen bearbeitet, sondern nach einem skandinavischen System abgeflämmt. Ihr Flachdach ist begrünt und im Garten wachsen Wiesen für Insekten.
Strom und Warmwasser über Photovoltaik
Den Strom beziehen sie beinahe komplett aus einer Photovoltaik-Anlage. Auch ihr Warmwasser kommt von der Solarthermie-Anlage auf dem Dach. Im Winter wird mit Holz aus dem eigenen Wald zugeheizt. Im Sommer erzeugen sie mit der PV-Anlage allerdings mehr Wärme, als sie für Warmwasser und Heizung benötigen. Statt eines Boilers haben sie einen Warmwasserschichtspeicher. „Wir duschen theoretisch mit kaltem Wasser, was in dem Moment erst erhitzt wird.“
Regenwasser auffangen und nutzen
Regenwasser sammeln sie, bereiten es auf und nutzen es als Gießwasser für den großen Garten und zum Putzen von Geräten. Insgesamt entspricht der Wasserverbrauch des sieben-Personen-Haushalts damit dem eines durchschnittlichen zwei-Personen-Haushalts.
Komposttrenntoiletten senken Wasserverbauch
In ihren Badezimmern sind zwei Komposttrenntoiletten eingebaut. Darin wird Festes von Flüssigem getrennt. Die flüssigen Bestandteile können sofort als Dünger eingesetzt werden, die festen Bestandteile müssen 10 Jahre kompostiert werden. Die Geruchsentwicklung im Bad ist kein Problem, denn ein Abzug, leitet die Gerüche durch ein Rohr nach draußen. Ronald denkt auch darüber nach, wie er die Abwärme des Komposts nutzen könnte. Vom Weinbau haben sie darüber hinaus viel Trester übrig, der ebenfalls warm vergärt. Wärme, die gerade noch ungenutzt ist.
Möglichst nachhaltig und autark als Selbstversorger leben
Der Wunsch nach einer nachhaltigen Bau- und Lebensweise zieht sich so durch das ganze Haus. Und so bauen sie auf ihrem Hof eigenes Gemüse an, halten Hühner und Schafe, machen ihren eigenen Wein und malen auch ihr eigenes Mehl aus eigenem Getreide.
Und auch für die Zukunft haben sie noch Pläne. Ein Tierbauer könnte noch auf dem Hof einziehen und zusammen mit ihnen arbeiten. Auf dem Solarpark, den sie neben ihrem Haus verpachten, sollen Hühner künftig auf dem ungenutzten Grün leben. Eine weitere Idee ist, eine nachhaltige Kompressionsklimaanlage zu installieren, die den Wein abkühlen kann.
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