Ein Haus aus Uromas Zeiten

Stand
AUTOR/IN
Carolin Baumgart
Carolin Baumgart
EIN FILM VON
Susanne Dejung (Kamera), Arien Peters (Ton und Kamera) und Dennis Gründel (Schnitt).

Im Haus von Claudia befindet sich viel Altes und Schönes, das schon ihre Großeltern und Eltern nutzten und das nach wie vor in Gebrauch ist.
Damals waren viele Dinge von Hand gemacht, sehr langlebig und wertvoll. Statt sie wegzuschmeißen, repariert und restauriert Claudia sie lieber, um sie weiterhin verwenden zu können.

Seit mehr als 40 Jahren leben Claudia und ihr Mann Jürgen schon in dem selbstgebauten Haus in der Nähe von Bad Kreuznach. Viele alte Gegenstände haben sich in dieser Zeit hier angesammelt. Teils sind es Erbstücke, teils Vintage-Funde von Flohmärkten. Claudia liebt Flohmärkte und findet meistens etwas, das sie mit nach Hause bringt. Sie ist immer wieder erstaunt, welche tollen, alten und hochwertigen Dinge Leute für kleines Geld verhökern.

Vintage-Funde vom Flohmarkt für kleines Geld

Manchmal bekommt sie auch Sachen von ihren Freundinnen geschenkt, wie die alten Fenster, aus denen sie einen Wintergarten gebaut hat. Oder alte Holzbalken, die beim Abriss eines sehr alten Hauses im Dorf auf dem Müll landen sollten. Claudia hat sie gerettet und ebenfalls in ihrem Wintergarten verbaut.

Für andere Trödel, für Claudia wahre Schätze

Gelernt hat sie das Handwerken von ihren Eltern: Ihre Mutter war Schneiderin und ihr Vater Schreiner. Schon als kleines Mädchen hat sie sich für die Arbeit ihres Vaters interessiert und fleißig mitgeholfen. Das handwerkliche Geschick merkt man im ganzen Haus. Ob alte Schränke, die sie auseinandergebaut und restauriert hat, selbstgebaute Wintergärten oder die Außenfassade des Hauses, die sie mit Fichtenholz verkleidet hat – Claudia ist sich für nichts zu schade. Dass sie gerne Schreinerin geworden wäre, steht außer Frage. Damals hieß es aber, der Beruf sei für eine Frau nichts – zu harte und schwere Arbeit. Also hat sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert und bis zu ihrer Rente in diesem Job gearbeitet.

Innenausbau und Schreinern in DIY-Manier

Als sie und ihr Mann Anfang der 1980er Jahre ihr Haus zusammen mit ihrem Vater gebaut haben, hat Claudia vor allem beim Innenausbau Vieles DIY-mäßig selbst gemacht: Fliesen und Böden verlegt, Holzverkleidungen angebracht, tapeziert uvm. – und damit bewiesen, dass sie auch als Frau fähig dazu ist, Handwerksarbeiten durchzuführen. Sie und ihr Vater waren ein gutes Team und konnten immer hervorragend zusammenarbeiten, sagt Claudia.

Beim Handwerken macht Claudia Vieles selbst

Im Laufe der Jahre haben sie ihr Haus immer wieder verändert: Aus braunen Fenstern wurden weiße und bodentiefe Fenster, aus massiven, dunklen Schrankwänden, einzelne, weiße Regale, aus Balkonen Wintergärten oder aus Kinderzimmern Arbeitszimmer. Zuhause lässt Claudia ihrer kreativen Ader freien Lauf. Ist ein Projekt fertig, steht das nächste schon vor der Tür. Auch wenn es ihrem Mann ab und an vielleicht ein bisschen zu viel ist, geht er den Weg doch mit und baut vieles mit ihr zusammen.

Nähen mit alten Stoffen

Von ihrer Mutter hat Claudia das Nähen gelernt. Viele Gardinen und Vorhänge, Kissen und Tischdecken hat sie selbst genäht. Und auch hier kommen alte Stoffe, wie z. B. Leinen, zum Einsatz. Ein Stoff, von dem sie begeistert ist, weil er zum einen Kälte abhält und zum anderen sehr robust ist. Im Bad hat sie Leinenvorhänge genäht und ihre Kissen im Garten sind ebenfalls alle aus dem langlebigen Stoff.

Großer Garten mit vielen Pflanzen und eigenen Hühnern

Im Sommer aber steht für Claudia die Gartenarbeit an höchster Stelle. 5.000 m² Außengelände müssen schließlich gepflegt und im Zaum gehalten werden. Wobei ihr Waldgarten davon den größten Teil ausmacht, und da muss sie nicht viel gärtnern. Der Rest ist ein naturnaher Garten mit einem Teich, etwa 140 historischen Duft- und Ramblerrosen, einem Tee- und Kräutergarten, Hochbeeten, wo Claudia und Jürgen Obst und Gemüse anbauen, Hühnern, von denen sie ihre Eier bekommen, Hortensien, Fingerhut und vielen anderen Blumen, Pflanzen schönen Ecken zum Verweilen.

Maximalismus ist nicht jedermanns Geschmack

Viele, die das erste Mal in ihr Haus kommen, brauchen erst mal Zeit, um alles wahrzunehmen und sich anzuschauen. Manchmal hört Claudia auch den Spruch, es sei ein bisschen wie in einem Museum. Doch für sie ist es ihr Zuhause, in dem sie sich wohl fühlt und es auch niemals anders haben wollen würde. Sie sagt mit einem zwinkernden Auge, dass manche Leute eben weniger und manche Leute, wie sie, eben ein bisschen mehr zuhause herumstehen haben.

Das alles zu putzen, sei für sie kein Problem. Vierteljährlich wechsle sie ihre Deko und dann wird alles sauber gemacht – eine meditative Arbeit für sie. Da sei eher das tägliche Staubsaugen und regelmäßige Deckenwaschen wegen ihrer drei Hunde anstrengender.

Nachhaltigkeit durch Upcycling

Claudia und Jürgen lieben ihr Haus mit dem großen Naturgarten und Wald. Niemals würden sie es hergeben wollen: Zu viel Arbeit, Fleiß und Liebe haben sie investiert, um es an ihre aktuellen Bedürfnisse und Wünsche, anzupassen. Ihre nächsten Projekte? Fensterläden am Haus von außen anbringen, wo noch keine vorhanden sind und das alte Puppenhaus für ihre Enkelkinder restaurieren, das damals ihr Vater für sie gebaut hatte. Und so geht das eine oder andere alte Stück in die Hände der nächsten oder übernächsten Generation und wird weiterverwendet.

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EIN FILM VON
Susanne Dejung (Kamera), Arien Peters (Ton und Kamera) und Dennis Gründel (Schnitt).