Das Haus des Schatzsuchers

Stand
Ein Film von
Christopher Hiepe (Redaktion)
Sascha Bremus (Kamera)
Max Tiemann (Kamera und Ton)
Diana Kalb (Schnitt)

Josef ist ein Original. Genau wie sein Haus. Geld hat hier kaum etwas gekostet. Und trotzdem finden sich in dem alten Bauernhaus lauter Schätze, die der 74-Jährige in den letzten Jahrzehnten gesammelt und gefunden hat, um sie vor der Müllhalde und vor dem Vergessen zu bewahren.

Vor etwa 40 Jahren kam der gebürtige Mainzer mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern auf der Suche nach einem bezahlbaren Zuhause und dem Wunsch nach einem alternativen Leben in das Dörfchen Gimsbach im Glantal. Und hier wurde er fündig: ein ehemaliges Bauernhaus aus dem Jahr 1744 mit großem Anwesen für 60.000 Mark: „Dafür hätte man im Rhein-Main-Gebiet vielleicht gerade mal eine Garage bekommen“, erinnert er sich.

Ein Haus für wenig Geld mit viel Arbeit

Beruflich hat Josef als Hausmeister gearbeitet. Nachdem seine Frau die Familie verlassen hat, zog Josef die beiden Kinder allein groß. Da die kleine Familie nur wenig Geld hatte, der Hof jedoch baufällig war, musste er selbst anpacken und das Haus nach und nach renovieren. Er hat Balken freigelegt und Bruchsteine gemauert, hat die historische Bausubstanz wieder atmen lassen. Fast alles hat er allein gemacht, ganz ohne handwerkliche Vorkenntnisse. Das Haus habe ihn das alles „gelehrt“, sagt er. Und auch, wenn alles ein bisschen „krumm und buckelig“ ist, das Haus ist letztlich viel schöner geworden als er sich das je erträumt hat. Sein Haus ist für Josef wie ein lebendiger Organismus und das Arbeiten daran soll und wird nie aufhören.

Schätze vor dem Müll retten: Josef lebt Upcycling

Die Baumaterialien, die Josef für die Instandhaltung seines Hauses nutzt, kommen allerdings nicht aus dem Baumarkt. Die Möbel, mit denen er lebt, nicht aus dem Einrichtungshaus, sondern von Deponien, von Flohmärkten, vom Sperrmüll oder aus Abbruchhäusern. Und das lange bevor Begriffe wie Upcycling oder Nachhaltigkeit in Mode kamen: „Ich kaufe nicht, ich finde.“ So verwandelt sich schon mal die Platte eines alten Couchtisches zusammen mit einem großen Milchtrichter in einen Waschtisch mit Waschbecken. Jede Kachel, die er aus einem Abbruchhaus „gerettet“ habe, erzähle eine eigene Geschichte, freut sich Josef: „Das können die aus dem Baumarkt nicht.“

Eigentlich lebt Josef nur in zwei Räumen: im Schlafzimmer und der Küche, die gleichzeitig seine Werkstatt ist. Denn dort am Küchentisch fertigt er seine kunstvollen Pfeile aus Papageienfedern, die er mit seinem Sohn auf Mittelaltermärkten verkauft. Der Ofen in der Küche heizt das ganze Haus, wird momentan aber durch einen ebenfalls antiken Elektroherd ersetzt, weil Josef die Dohlen, die im Ofenrohr nisten, nicht vertreiben will.

Eine Schatzkammer voller antiker Möbel und Flohmarktfunde

Das Obergeschoss ist eine Art Schatzkammer, hier hat der Sammler und „Konservator“, wie er sich selbst nennt, alles zusammengetragen, was er in den vergangenen Jahrzehnten gefunden und gesammelt hat: antike Möbel, Masken aus Afrika oder der Mongolei, Versteinerungen, selbstgebastelte Drachenköpfe oder ein altes Harmonium, das er Nonnen am Mittelrhein abgekauft hat. Wenn die Schatzkammer zu voll wird und Josef Platz für Neues schaffen muss, wandern seine Funde auf den Speicher, wo sie sich bis hoch ins Dachgebälk stapeln. In dem rund 100 m² großen Haus hat Josef außerdem noch eine Ferienwohnung eingerichtet.

Mit wenig zufrieden: Josef hat sein großes Glück gefunden

Auch der riesige Garten besteht nur aus gefundenen und geschenkten Pflanzen, die Josef mit grünem Daumen großzieht. Sogar Bananen kann er dort ernten. Mittendrin liegt eine besondere Oase: „La Perla“, ein Gartenhaus mit Bett und Küche und viel südländischem Flair, mit dem er seine Liebe zu Italien feiert.

Nach einer Kindheit und Jugend in Armut und in schwierigen familiären Verhältnissen, die ihn zeitweise auch auf die schiefe Bahn brachten, hat Josef mit dem Leben und dem Haus in Gimsbach sein großes Glück gefunden und sich all seine Wünsche erfüllt. Jeden Morgen geht er raus in den Garten und bedankt sich: „Ich könnte den halben Tag ‚Danke‘ sagen. Dann hat das wenige Schlechte, was kommt, überhaupt kein Gewicht.“ Auch wenn Josef in seinem Haus sehr einfach und bescheiden wohnt, er ist einfach glücklich und zufrieden mit dem, was er nun hat.

Mehr Room Tour

Stand
Ein Film von
Christopher Hiepe (Redaktion)
Sascha Bremus (Kamera)
Max Tiemann (Kamera und Ton)
Diana Kalb (Schnitt)