Thomas ist Gehirnchirurg und sitzt im Rollstuhl

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Onlinefassung
Theresa Buß
Autor/in
Verena Hussong

Thomas ist Oberarzt am Klinikum Ulm und querschnittsgelähmt. Durch einen Spezial-Rollstuhl kann er seine Patienten im Stehen operieren.

„Die eigene Motivation, Kraft und Überzeugung muss da sein. Man muss mit der Gesellschaft arbeiten und nicht einfach nur von der Gesellschaft wollen. Das ist das, was ich von Inklusion verstehe, wo ich jedem nur dazu raten kann, die Inklusion auch so zu genießen.“ 

Neurochirurg als Berufswunsch

Thomas ist Oberarzt und operiert im Rollstuhl. Vollständig gelähmt ist er jedoch nicht. „Gefühl ist in den Beinen da, Kraft ist in den Beinen da, Schritte, wenn ich mich irgendwo festhalte, kann ich schon machen, allerdings habe ich nicht die Ausdauer, um tatsächlich zu laufen. Von daher habe ich mich eigentlich sehr gut mit dem Rollstuhl arrangiert.“ Den Grund für die inkomplette Querschnittslähmung kennt Thomas nicht, das ist ihm jedoch auch nicht so wichtig. 

Die Leidenschaft für Medizin liegt bei Thomas in der Familie. Als Sohn einer Krankenschwester und eines Psychiaters ist er in Sambia geboren und mit vier Jahren nach Deutschland gekommen. Schon früh begeistert er sich für Neurochirurgie und startet nach seinem Medizinstudium in Hannover durch. Als Gehirnchirurg kann er vielen Menschen schnell helfen. Dass er im Rollstuhl sitzt, spielt dabei keine Rolle. „Ich habe viele Patienten, die nach mir fragen. Die dann sagen: Ich möchte von dem Arzt im Rollstuhl behandelt werden.“

Herausforderungen als Chance sehen

Auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, musste Thomas schon am eigenen Leib erfahren. Beim Gärtnern brach er sich die Schulter und konnte danach einige Monate nicht mehr selbst operieren. „Damit musste ich eigentlich auch physisch und psychisch erst mal klarkommen, dass einfach nichts mehr geht, dass ich jetzt komplett abhängig bin von jemand anderem. Zum Glück habe ich eine Frau, die mir da durch diese Zeit geholfen hat. Das ist stark mitnehmend, schon belastend.“

Diese Zeit hat etwas in ihm verändert. „Ich bin dankbarer geworden. Ob ich nun geduldiger geworden bin, weiß ich nicht. Das wird sich dann in Zukunft zeigen. Ich bin empfindsamer und auf jeden Fall vorsichtiger mit mir geworden.“ Denn unterkriegen lässt sich Thomas nicht so schnell. „Nach jeder Herausforderung ist man ein Stück schlauer und ein Stück größer. Und deshalb finde ich sie wichtig und suche sie geradezu“.

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