Endlich eine Familie – ein katholischer Pfarrer wird Ziehvater eines Heimkindes

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Autor/in
Stephanie Uhlig

In einem Ferienlager vor zwölf Jahren schüttete das Heimkind Leo Pfarrer Ulrich aus Tübingen sein Herz aus. Und bis heute wurde der katholische Pfarrer zu seinem Ziehvater.

Dass ein Kind mal ‚Papa’ zu mir sagt – das hätte ich nie gedacht.

Das Herz ausgeschüttet

Vor zwölf Jahren besucht Ulrich als Jugendpfarrer ein Ferienlager am Bodensee. Dort trifft er auf 200 Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Darunter auch der zwölf Jahre alte Leo, der in einem Kinderheim lebt. „Leo hatte mitbekommen, dass ich Seelsorger bin und kam zu mir: ‚Herr Pfarrer kann ich mit Ihnen reden?’ Dann haben wir uns auf einen Steg am Bodensee gesetzt. Er hat mir sein ganzes Leben ausgeschüttet. Das war sehr besonders.”

Der Tübinger Pfarrer hört eine Geschichte über Gewalt, Missbrauch, Verwahrlosung – das Schicksal des Jungen lässt Ulrich nicht mehr los.

Aus Uli wird Papa

Der Kontakt zwischen den beiden bleibt bestehen und viele Gespräche über Leos traumatische Kindheit und den Kontaktabbruch zu seinen Eltern folgen. Ulrich hat immer ein offenes Ohr, gibt Leo Halt und wird allmählich zur Vaterfigur. Schließlich wünscht sich Leo ‚Papa’ zu Ulrich sagen zu dürfen.  
Leo erinnert sich:

Im Kinderdorf träumt jedes Kind davon Eltern zu haben. Ich habe jetzt auch einfach einen Papa, zu dem ich hinfahre. Ich bin nicht mehr der Komische, der an Weihnachten irgendwie bei Freunden unterkommt.

Mittlerweile ist Leo erwachsen, studiert und lebt in München. Trotz der Distanz wird Ulrich auch in Zukunft für Leo da sein und das väterliche Verhältnis pflegen. Ulrich: „Wir lachen sehr viel miteinander. Wir können aber auch gut streiten. Gerade am Anfang gab es auch Dinge, wo ich gesagt habe: ‚Leo, so geht es nicht!’. Eben so, wie das auch Eltern empfinden. Aber am Schluss sagt er dann auch: ‚Danke Papa, dass du mit mir gestritten hast.‘“

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Stephanie Uhlig