Ein Gendefekt macht Yasemin das Leben schwer, aber sie gibt nicht auf und kämpft

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Michèle Kraft
Michèle Kraft

„Es ist nicht vorbei, es geht immer weiter und es öffnen sich auch neue Türen.“

Yasemin aus Mettenheim hat das Proteus-Syndrom. Ein Gendefekt, den nur 200 Menschen auf der ganzen Welt haben. Er lässt das Gewebe in ihrem Körper unnatürlich wuchern. Neben ihren Fingern, die zum Teil amputiert werden mussten, sind auch innere Organe betroffen – Leber, Niere, Milz und Lunge. Die größte Angst macht ihr aber ein Tumor am Kehlkopf. Die Gefahr, irgendwann einfach zu ersticken, ist immer präsent. Doch Yasemin gibt nicht auf. Sie war schon immer eine Kämpferin.

Ohne die Nähe ihrer Eltern wächst sie in staatlicher Obhut auf. Anders als andere Kinder, wird sie nicht adoptiert. „Da war es dann auch schon etwas komisch für einen, dass man irgendwie dauernd zurückbleibt und da hat man sich das schon gewünscht, dass man da auch jemand hat.“ Während ihrer Krankenhausaufenthalte ist sie allein und auf sich selbst gestellt. Die Betreuer des Kinderheims können die damals 13-Jährige nicht begleiten. „Ich habe die Situation einfach angenommen. Ich habe jetzt nicht in der Ecke gesessen und gedacht ‚ich bin so allein‘.“ Yasmin kämpft und wird Sekretärin an einer Schule.

 Zu ihrer großen Leidenschaft, dem Piercen, findet sie 2015. Die Ausbildung meistert sie trotz fehlender Gliedmaße. Da ihr inzwischen die Kraft in den Fingern fehlt, hat sie sich ein neues Betätigungsfeld gesucht: Sie verkauft Duftkerzen mit Piercing als Geschenkidee. So kann sie ihrer Leidenschaft treu bleiben. „Ich versuche mein Bestes und möchte mich nicht auf die Couch setzen und sagen: ‚Oh, du bist so krank‘. Ich möchte trotzdem arbeiten und am Leben teilnehmen.“

Dass sie sich nicht hängen lässt, beweist sie immer wieder. „Ich habe angefangen, Sport zu machen, um der ganzen Sache entgegen zu wirken und ein bisschen Ausdauer zu trainieren. Klar bin ich keine Sportskanone, das ist mit dem Tumor auch gar nicht möglich, aber ich spüre eine Verbesserung.“

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