Alleinerziehende Mutter gibt Gas als Straßenbahnfahrerin

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Autor/in
Theresia Grunwald

„Ich bin ja eine gewesen, die auch vorher die Öffentlichen benutzt hat, und da ist mir auch aufgefallen, was die Fahrer machen, aber dass ich selbst mal hier sitzen werde, das kam mir nie in den Sinn.“

Hava aus Mainz ist seit letztem Frühjahr Straßenbahnfahrerin. Über 20 Jahre lang war sie hauptberuflich Mama. Mit 41 Jahren hat sich die alleinerziehende Mutter dann dazu entschlossen, nochmal eine Ausbildung zu machen. „Es war eine sehr, sehr intensive Zeit, muss ich sagen. Das Ganze mit Haushalt, Kind, Freundeskreis, Familie, alles unter einen Hut zu bekommen. Man musste lernen, sich hinsetzen, auswendig lernen, das war schon schwierig.“

In den 90er-Jahren hat Hava islamische Theologie studiert, dann kam die Elternzeit und dann die Trennung. Ihre Kinder sind mittlerweile 20, 15 und 11 Jahre alt.

„Nachdem ich mich getrennt hatte, wollte ich aktiv wieder ins Arbeitsleben rein. Ich habe viele Bewerbungen losgeschickt, dabei kam aber nichts raus.“

Der Wiedereinstieg ins Berufsleben war für Hava ein langer Prozess. Vier Jahre lang war die dreifache Mama auf Arbeitssuche – erfolglos. Dann kam endlich der Anruf vom Jobcenter. Gemeinsam mit der Mainzer Mobilität wollte man alleinerziehende Mütter wieder ins Arbeitsleben integrieren. Insgesamt haben drei Frauen die zweimonatige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. „Dann habe ich gesagt, bevor ich es jedem Einzelnen erzähle, mache ich einen Post – und habe wunde Finger bekommen. Ganz viele haben mir geschrieben, dass sie es ganz toll finden, dass ich, eine Frau mit Kopftuch, hier vorne sitzen darf.“

Drei Tage die Woche fährt Hava aktuell Straßenbahn – und das am liebsten schnell. An ihrem neuen Beruf schätzt sie vor allem die Abwechslung und Action:

„Wenn ich weiß, ich darf Gas geben, es ist sicher hier, ¬dann ist es so ein Adrenalinstoß und es ist total beflügelnd, dass ich diese Strecke auch mit 50 fahren darf.“

Straßenbahnfahrerin zu werden - für Hava die beste Entscheidung. „Es gab keinen Moment, seitdem ich hier angefangen habe, dass ich mir innerlich gesagt habe, ich bin fehl am Platz. Nee, ich bin an meinem Platz ganz genau.“

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