Kiymet aus Germersheim arbeitet seit zwei Jahren als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Fachbereich Dialyse. Der Weg zu ihrem Traumberuf war für die Muslima nicht leicht.
Ausbildung im Krankenhaus
Kiymet beginnt 2014 die Ausbildung in Neustadt an der Weinstraße: ihre Traum-Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Damals war es nicht selbstverständlich, ein Kopftuch bei der Arbeit im Krankenhaus zu tragen, erzählt sie: „Ich wurde gefragt, ob ich das Kopftuch ausziehen würde. Ich habe ‚Nein’ gesagt, weil ich auch in einem anderen Krankenhaus einen Job finden würde. Es wurde dann bestätigt und ich war die erste Person, die im Krankenhaus mit Kopftuch gearbeitet hat.” Sie ist eine fleißige Schülerin, schreibt gute Noten und macht gerne im Unterricht mit, weil sie an den Inhalten und besonders an der Anatomie des Menschen interessiert ist. Am Tag der mündlichen Prüfung erhält sie dann aber eine schockierende Nachricht: nicht bestanden. „Das hat mich wirklich traurig gemacht. Ich habe es der Freundin erzählt, mit der ich immer gelernt habe und sie hat es nicht realisieren können.”
Die Ausbildung wiederholen?
Ihre Familie baut Kiymet auf und sie entscheidet sich: „Ich will es! Was kann ich auch anderes machen? Ich bin dafür gedacht, weil ich mich wohlgefühlt habe und es mir Spaß gemacht hat.” Sie entscheidet sich, die Ausbildung in einer größeren Klinik zu machen und kommt an das Universitätsklinikum in Mannheim: „Ich war einfach fertig mit allem: Gefühle, Nerven und hatte keine Energie. Wenn ich die Ausbildung in der Pfalz wiederholt hätte, hätte ich 1 Jahr angerechnet bekommen, aber in Baden-Württemberg musste ich von neu starten.” Die drei Jahre Ausbildung zu wiederholen, fällt ihr nicht leicht. Als dann die Prüfung bestanden ist, ist die Freude umso größer: „Ich musste so krass heulen, dass meine Schulleitung gefragt hat: Was ist los? Es waren Freudentränen und ich musste mich erst mal hinsetzen.”
Arbeiten im Dialysezentrum
Seit zwei Jahren arbeitet Kiymet nun im Dialysezentrum in der Universitätsklinik Mannheim. Besonders gut gefällt ihr hier die Abwechslung und den engen Bezug zu den Patienten: „Die meisten Patienten sind wie eine Familie, weil sie dreimal die Woche kommen und dann vier Stunden an der Dialyse sind.” Die schweren Schicksalsschläge kann Kiymet gut verarbeiten: „Wenn ich extreme Fälle habe, kann ich mit meinem Mann darüber sprechen. Aber auch das Gespräch mit meinen Chefinnen holt mich runter, weil sie sagen: Du hast alles richtig gemacht.” Kiymet ist und bleibt eine Kämpferin: Sie hat weitere berufliche Ziele und möchte die Fachweiterbildung machen. Dafür muss sie noch mal zwei Jahre die Schulbank drücken: „Ich will mein Wissen vertiefen und richtiger Experte werden.”
Mehr Heimat
Andreas war für Ärzte ohne Grenzen im Südsudan
Kaum fließendes Wasser, Flucht und Armut. Andreas aus Deckenpfronn war als Pfleger für die Organisation Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. Eine Erfahrung, die ihn selbst oft an seine Grenzen brachte. Aber auch darüber hinaus.
Erzähl uns Deine Story
Du kennst jemanden, dessen Geschichte wir unbedingt erzählen müssen oder Du hast selbst etwas zu erzählen? Dann sende uns einen Hinweis.