Brigitte hat sich in den 1950er Jahren gegen der Willen ihres Vaters durchgesetzt und das gemacht hat, was heute selbstverständlich ist: eine Lehre zur Friseurin. Damit ist sie Pionierin, denn in ihrer Jugend war es für Frauen nicht üblich einen Beruf zu lernen, schon gar nicht Friseurin. Vor Kurzem wurde sie mit dem „Diamantener Meisterbrief“ geehrt, für 60 Jahre als Meisterin im Friseurhandwerk. Aber die Anfänge waren nicht leicht, sagt die 85-Jährige heute.
Gegen den Willen des Vaters
Brigitte startet mit 15 Jahren ins Berufsleben. Ihr Vater möchte nicht, dass sie eine Ausbildung macht und schickt sie zum Arbeiten in eine Fabrik. Doch Brigitte hat andere Pläne: „Ich wollte Friseurin werden. Das hat mir immer schon Spaß gemacht. Wenn meine Cousine kam – sie hatte lange Haare – dann habe ich die immer aufgemacht und geflochten.” Um ihren Traum zu verwirklichen, wird Brigitte kreativ: „Ich habe aus der Fabrik wüste Wörter zu Hause angebracht, bis mein Vater gesagt hat: ‚Also jetzt reicht es mir! Jetzt machst du was anderes. Aber komm nicht zu mir, wenn was nicht so ist, wie du denkst!‘”
Handarbeit statt Rasier-Apparat
Brigitte lernt den Friseurberuf von Grund auf, arbeitet zunächst in einem Herrensalon, als einzige Frau: „Ich durfte im wahrsten Sinne des Wortes die Männer einseifen, musste das aber natürlich erst lernen. Anschließend musste ich rasieren üben und Haare schneiden.” Früher, erinnert sie sich, gab es noch sogenannte „Abo-Kunden”: „Die sind drei Mal in der Woche zum Rasieren gekommen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“
Einmal Friseurin, immer Friseurin
Eigentlich ist Brigitte schon in Rente – seit über 20 Jahren. Ihr Handwerk hat sie bis heute nicht verlernt: „Ich habe das mal wieder gemacht mit Rasierschaum und Klinge. Das hat mir so Spaß gemacht, ich hätte gleich weiterfrisieren können. Es ist eine Berufung. Wenn man da von Innen nicht noch was mit dazutut, macht der Beruf ja keinen Spaß.”