Liebe am Grenzzaun

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Autor/in
Stefanie Molitor

Die Grenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen ist dicht. Nur wer einen triftigen Grund hat, darf über die deutsch-schweizerische Grenze. Für viele Liebespaare ist ein Bauzaun die einzige Möglichkeit, sich zu sehen.

Kopfkino: Ein wunderschöner Tag im Frühling. Zwei Liebende erblicken sich in der Ferne. Sie laufen aufeinander zu, bereit, ihre bessere Hälfte fest an sich zu drücken. Kurz bevor sich ihre Lippen zu einem Kuss vereinen… ein Maulkorb für die Turteltäubchen: In den Armen halten sie nicht den lang ersehnten Partner, sondern die metallenen Streben eines Bauzauns. Ein Eisengitter, das hier - zwischen Konstanz und Kreuzlingen – „Grenzzaun“ genannt wird.

Grenze: Besuchsreisen nicht erlaubt

So ähnlich erging es in den letzten Wochen vielen Liebespaaren an der deutsch-schweizerischen Grenze. Zwischen Konstanz und Kreuzlingen gab es statt trauter Zweisamkeit einen Bauzaun, der in Zeiten von Corona Grenzübertritte verhindern sollte. Eine schwere Prüfung für viele Paare, die aber auch kreativ machte: „Zaunieren“ wurde das neue Daten. Und so wurde sich beim Picknick an der Grenze das Essen genauso durch die Zaunstangen gereicht wie die Hand zum Händchenhalten. Selbst das Schmusen duldeten die patrouillierenden Zollbeamten.

Auch Andrea traf ihren Kreuzlinger Lebensgefährten Markus zur Hundeübergabe am Grenzzaun.

„Es ist beklemmend. Es ist eine Situation, die ich nie, nie wieder haben möchte.“

Während viele Paare trotzdem Abstand wahrten, konnten einige der Versuchung zum deutsch-schweizerischen Körperkontakt nicht widerstehen. Sie trafen sich dort, wo der Grenzzaun sie nicht mehr aufhalten konnte: im Wasser des Bodensees. Nicht so Andrea und Markus. Bei ihnen durfte nur einer die Seiten wechseln: ihr gemeinsamer Hund: „Wir halten auf jeden Fall Abstand. Man muss eine Vorbildfunktion haben. Wir haben eine besondere Situation und wir schaffen das trotzdem.“

Update: Zweiter Bauzaun zwischen Deutschland und der Schweiz

Inzwischen gehören die Bilder vom verliebten „Zaunieren“ der Vergangenheit an. Die Schweizer Zollbehörden haben einen zweiten Grenzzaun errichtet. Und so bleibt vielen Paare momentan nur, sich in Geduld zu üben, bis sie ihre Liebe wieder in die Arme schließen können. Und die (manchmal nicht ganz jugendfreie) Vorfreude auf das Treffen danach. Haltet durch!

Vom Kfz-Mechatroniker zum Tagesvater: „Ich hatte den Eindruck, dass ich am Anfang belächelt wurde.”

Saky aus Göppingen-Bartenbach arbeitete bisher als Kfz-Mechatroniker. 2019 entscheidet er in seiner Elternzeit seinen Traum zu verwirklichen – neuer Job: Tagesvater.

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Stefanie Molitor