Noch sind die Gasspeicher gut gefüllt, doch durch die aktuell kalten Temperaturen werden die Gasvorräte Tag für Tag abnehmen. Nicht nur die Bundesnetzagentur schaut deshalb diesen Winter auf Langfristvorhersagen.
Viele hoffen jetzt in der Energiekrise auf einen milden Winter. Auch deshalb steht die Winter-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes dieses Jahr so stark im Fokus wie wahrscheinlich noch nie. Doch wie gut sind die Vorhersagen für die nächsten Monate?
Saisonale Klimavorhersagen sind ein Blick in die Kristallkugel
Mit saisonalen Klimavorhersagen wagt der Deutsche Wetterdienst einen Blick in die Kristallkugel. Es ist ein Versuch, möglichst transparent über den kommenden Winter zu informieren. Noch Mitte November machte der Deutsche Wetterdienst Hoffnung auf einen vergleichsweise milden Winter:
Die Modelle hielten Mitte November einen vergleichsweise milden Winter für doppelt so wahrscheinlich wie einen kalten Winter – immer im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren.
Andreas Paxian betonte zu dem Zeitpunkt aber auch die Unsicherheiten: “Es ist nicht so, dass es eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit ist, es ist eher eine Tendenz. Also das heißt, es ist schon in allen Bereichen die Möglichkeit, aber die höchste Wahrscheinlichkeit ist für wärmere Bedingungen.”
Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen statt Sicherheiten
Und so spricht der Deutsche Wetterdienst immer von Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen. Doch in den vergangenen Wochen hat sich die grobe Tendenz verändert. Mitte November war mit 50 Prozent ein milder Winter das wahrscheinlichste Szenario, aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit aber nur noch bei 5 Prozent.
Kälterer Winter wird wahrscheinlicher
Der Winter könnte sogar ein bisschen kälter ausfallen als in den vergangenen 30 Jahren. Wie kann das sein? Wie verlässlich sind Klimavorhersagen für die nächsten Monate? Aktuell sei man, so Andreas Paxian, in der Klimavorhersage noch nicht so gut, wie bei der Wettervorhersage. Aber dennoch sei der Bedarf in der Gesellschaft da.
Viele Daten müssen geschätzt werden, betont Andreas Paxian vom Deutschen Wetterdienst. Zum Beispiel müsse für die Vorhersagen die ganze Erde mit einem Gitternetz überzogen werden. In jeder Gitterbox müssen bis zur höheren Atmosphäre und zu den Tiefen des Ozeans die Werte berechnet werden.
Aktuell, so Paxian, seien diese Gitterboxen aber 100 Kilometer groß. Es gebe dagegen kleine Prozesse wie Wolken oder Mikrophysik, die sich auf kleinen Einheiten abspielen. Die könnten gar nicht berechnet werden, die müssen geschätzt werden.
So entsteht eine grobe Schätzung mit vielen kleinen Unsicherheiten. Die Berechnungen können aber helfen, zumindest Wochen vorher eine Tendenz zu erkennen:
Supercomputer und Wettersatelliten für bessere Vorhersagen
Jetzt im Dezember scheint so ein Kaltlufteinbruch für vergleichsweise kalte Temperaturen zu sorgen. Mit neuen Supercomputern und Wettersatelliten sollen in Zukunft solche Überraschungen noch früher erkannt werden.
Vor allem die Auflösung der Modelle soll besser werden, das Netz der Gitterpunkte enger werden, sagt Andreas Paxian vom Deutschen Wetterdienst. Künftig sollen dann vom Deutschen Wetterdienst nicht nur Temperatur oder Niederschlag angeboten werden, sondern auch Variablen wie Dürre oder Trockenheit oder weitere Variablen, die relevant sind.
Der Blick auf diesen Winter hat gezeigt, dass die aktuellen Klimavorhersagen jeweils nur als mögliches Szenario betrachtet werden dürfen. Ein überdurchschnittlich milder Winter ist nach aktuellem Stand mit nur 5 Prozent sehr unwahrscheinlich.
Tatsächlich sorgt der Klimawandel nicht nur für steigende Temperaturen, sondern auch für eine höhere Klimavariabilität, also stärkere kurzfristige Klimaschwankungen. Das Klima wird unberechenbarer. Gleichzeitig werden die Modelle, die das Klimasystem der Erde im Computer simulieren, aber auch genauer.
Grünes Licht für die Wintervorhersage
Seit Oktober 2021 veröffentlicht der Deutsche Wetterdienst saisonale Klimavorhersagen - mit Ampelsystem. Die Karten zeigen Temperatur- und Niederschlagstendenzen für ganz Deutschland, aber auch regional und für einzelne Städte. Die abgebildeten Ampeln geben die Vorhersagequalität an: Rot bedeutet schlecht, gelb bedeutet mittel und eine grüne Ampel steht für eine relativ gute Vorhersagequalität.
"Sparsamkeit ist auch bei milderen Temperaturen das Gebot der Stunde.“
Auch die Bundesnetzagentur schaut auf die saisonalen Klimavorhersagen des Deutschen Wetterdiensts. In einem milderen Winter wäre es leichter, die notwendigen 20 Prozent Einsparungen beim Gasverbrauch durchzuhalten, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.