Oliver Huizinga, von der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten, fordert ein strengeres Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel.
Ernährungsverhalten von Kindern in Deutschland
Was Kinder essen und trinken wird, so Huizinga, ist von einer großen Anzahl an Faktoren abhängig. Nicht nur Werbung, sondern auch die Verpflegung in Kita oder Schule und was die Eltern einkaufen, habe einen Einfluss auf das Essverhalten der Kinder. Außerdem prägen die eigenen Präferenzen das Einkaufsverhalten der Kinder, wenn sie zum Beispiel ihr Taschengeld ausgeben.
Kinder sehen jedoch, laut einer Studie der Universität Hamburg, jeden Tag circa 15 Werbungen für ungesunde Lebensmittel. Das führt unter anderem dazu, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland sich sehr ungesund ernähren.
Das haben auch Studien des Robert Koch-Instituts immer wieder gezeigt. Kinder und Jugendliche essen nur halb so viel Gemüse und Obst und etwa 60 Prozent mehr Zucker als empfohlen. Erste Daten weisen auch daraufhin, dass das ungesunde "Snacking" während der Lockdowns und durch die Corona-Maßnahmen noch mehr geworden sei.
Die Gesundheit der Kinder leidet
Generell hat die Ernährung enorme Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Bereits in der Kindheit werden unsere Vorlieben geprägt. So könne also eine schlechte Ernährung ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht auslösen, erklärt Oliver Huizinga.
In der Zeit vor Corona waren bereits 15 Prozent aller Kinder und Jugendlicher in Deutschland stark übergewichtig. Laut ersten Daten habe sich diese Anzahl seit der Corona-Pandemie deutlich gesteigert.
Plan der Ampelkoalition
Oliver Huizinga und die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten begrüßen die geplanten Einschränkungen des Koalitionsvertrags. Sie fordern jedoch zusätzliche Beschränkungen der Werbung und weitere Maßnahmen wie zum Beispiel eine Extrasteuer auf Zuckergetränke oder auch eine Streichung der Mehrwertsteuer für Gemüse und Obst. Damit würde das gesunde Essen günstiger werden.
Außerdem fordert die Allianz ein striktes Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen zwischen sechs und 23 Uhr. Dabei sei es wichtig nicht nur auf Kinderkanälen so ein Werbeverbot durchzusetzen, sondern auch bei Sendungen wie "Voice of Germany" oder "Germany's Next Topmodel".
So ein Werbeverbot müsse jedoch mehr als nur Fernsehen und Radio umfassen. Gerade auch über Streaming-Angebote, Social Media und durch das Influencer-Marketing würden laut Huizinga ungesunde Lebensmittel für Kinder beworben.
Wie ist es in anderen Ländern?
In anderen Ländern gibt es teilweise schon mehr und strengere Regelungen, als in Deutschland geplant sind. Zum Beispiel in Großbritannien, wo es ein großes Problem mit Übergewicht bei Kindern gibt. Dort wird seit einigen Jahren Werbung sukzessive eingeschränkt.
Ähnlich läuft es auch in Portugal ab. Auch Spanien plant Einschränkungen. Es gibt also bereits einige Länder, an denen sich Deutschland ein Vorbild nehmen könnte, um den schädlichen Einfluss der Werbung für Kinder zurückzudrängen.