Technikgeschichte

125 Jahre Dieselmotor

Stand
Autor/in
Thomas Hillebrandt
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Ob der Dieselmotor eine Zukunft hat, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Was er auf jeden Fall hat, ist eine große Geschichte und die begann vor genau 125 Jahren.

Das charakteristische Geräusch eines Dieselmotors kennt wohl jeder. Es entsteht, wenn im Zylinder eines Verbrennungsmotors Luft extrem stark verdichtet wird, sich der eingespritzte Treibstoff dadurch von selbst entzündet, der Explosionsdruck den Kolben bewegt und der Motor quasi vor sich hin „nagelt“. Am 28. Januar 1897 ertönt dieses Geräusch zum ersten Mal aus einem funktionstüchtigen Motor. Erfunden hat ihn: Rudolf Christian Karl Diesel.

Schon als Jugendlicher wollte Rudolf Diesel Ingenieur werden

Für seine Idee über „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungsmaschinen“ hatte er vier Jahre zuvor das Patent bekommen. Nach jahrelanger Arbeit, Forschung und Tüftelei und etlichen gescheiterten Versuchen wartete nun im Augsburger Betrieb der damaligen Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG der neue Motor auf seine „Jungfernzündung“.

Rudolf Diesel (1858-1913) war ein genialer Ingenieur und Erfinder. In Finanzangelegenheiten bewies er allerdings nur wenig Geschick.
Rudolf Diesel (1858-1913) war ein genialer Ingenieur und Erfinder. In Finanzangelegenheiten bewies er allerdings nur wenig Geschick.

Die Konstruktion ist drei Meter hoch, wiegt knapp viereinhalb Tonnen, hat einen Hubraum von fast 20 Litern – und funktioniert, Rudolf Diesels Motor läuft. Es ist der Erfolg eines Mannes, der schon früh als technisches Genie gilt, der schon mit 14 Jahren beschließt Ingenieur zu werden, weil er, so erzählt Jahrzehnte später sein Sohn Eugen Diesel, mit der Technik seiner Zeit nicht zufrieden war.

Der Dieselmotor sollte besser sein als bisherige Dampfmaschinen

Rudulf Diesel, so berichtet sein Sohn Eugen, habe an der technischen Hochschule München gehört, dass die Dampfmaschine eine sehr schlechte Maschine wäre, die nur 8 bis 10 Prozent der in der Kohle verfügbaren Wärme in nutzbare Arbeit zu verwandeln vermochte. Da habe sich sein Vater mit 19 Jahren den Entschluss gefasst, eine bessere Maschine zu erfinden.

Mit 22 Jahren schafft Rudolf Diesel das beste Examen, dass die Technische Hochschule München bis dahin gesehen hat und beginnt die Entwicklung einer völlig neuen Art von Motor. Der soll wirtschaftlich sein und so günstig, dass ihn sich jeder leisten kann.

Der Prototyp des ersten Dieselmotors war über drei Meter hoch und wog mehrere Tonnen.
Der Prototyp des ersten Dieselmotors war über drei Meter hoch und wog mehrere Tonnen.

Der Dieselmotor erobert auch Handwerk und Industrie

Diesels Motor hat relativ wenige Bauteile und durch die hohe Verdichtung und die daraus resultierende Selbstzündung des Kraftstoffs bewegen sich die Kolben des neuen Motors mit einem hohen Wirkungsgrad. Der erste Dieselmotor setzt, wie man später berechnen wird, über 26 Prozent der zugeführten Energie in Bewegung um, das ist weitaus besser als das, was die damals schon bekannten Otto-Motoren oder die Dampfmaschinen dieser Zeit schaffen, eine Sensation.

Nach dem erfolgreichen Erststart arbeitet Rudolf Diesel unermüdlich weiter, verbessert hier, verändert da und nach und nach etabliert sich der immer weiter optimierte Diesel-Motor als zweite Form der Verbrennungskraftmaschine, zunächst vor allem als stationärer Antrieb in Handwerk und Industrie.

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Rudolf Diesel, genialer Ingenieur, gescheiterte Existenz

Rudolf Diesel ist ein genialer Techniker und Ingenieur, aber kein Kaufmann. Er verliert mit Spekulationen viel Geld, schlägt sich mit Patentprozessen herum, nimmt starke Medikamente und kommt sogar kurz in eine Nervenheilanstalt. Diesel steht vor dem wirtschaftlichen Ruin, als er 1913 im Alter von 55 Jahren auf der Überfahrt von Holland nach England von Bord des Postdampfers „Dresden“ verschwindet. Ein Selbstmord gilt als wahrscheinlich.

Den weltweiten Erfolg seines Motors als mobilen Antrieb erlebt Rudolf Diesel nicht mehr.
Nachdem sein Motor schon in Schiffen und in Lokomotiven zum Einsatz gekommen ist, schafft es Rudolf Diesels Erfindung schließlich auch ins Auto – 1936 fährt der erste Diesel-PKW vor.

„Höchste Wirtschaftlichkeit, auch im Personenwagenbetrieb. Nur 9 bis 11 Liter billiges Rohöl für 100 Kilometer. Vollendet schöne Aufbauten. Machen sie eine Probefahrt. Im Mercedes Benz Typ 260 D, dem Personenwagen mit Dieselmotor.“

Der Dieselmotor des Mercedes Benz Typ 260 D.
Der Dieselmotor des Mercedes Benz Typ 260 D.

Der Dieselmotor - ein Auslaufmodell?

Dieser Enthusiasmus für den PKW-Dieselmotor ist heute verflogen. Einst gelobt für niedrigen Verbrauch und Effizienz, scheint Rudolf Diesels Erfindung ihre besten Tage hinter sich zu haben.
Der Dieselmotor gilt als Schadstoffproduzent Nummer 1, auch wenn aus dem einst laut nagelnden „Selbstzünder“ inzwischen ein hochkomplexes Motorsystem mit einem Wirkungsgrad von über 50 Prozent und aufwändiger Abgasreinigungstechnik geworden ist.

Doch so wie sich Rudolf Diesel einst im Dickicht von technischen Problemen, wirtschaftlichen Zwängen und juristischen Auseinandersetzungen verheddert hat, ist sein Motor heute eingezwängt zwischen Klimaschutz, Autoindustrie, E-Mobilität und Politik.
Wie die Geschichte des Dieselmotors weitergehen wird, ist noch völlig offen. Fest steht jedoch, wann seine Geschichte angefangen hat: Am Donnerstag, den 28. Januar 1897, als ein neues Geräusch in diese Welt kam.

Die Zukunft des Dieselmotors steht in den Sternen. Der Trend geht eher in Richtung Elektromobilität.
Die Zukunft des Dieselmotors steht in den Sternen. Der Trend geht eher in Richtung Elektromobilität.
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Thomas Hillebrandt
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Ralf Kölbel