Ökologie

Gibt es genug Sauerstoff in heimischen Gewässern?

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Autor/in
Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler
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Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Forschende warnen, dass der Sauerstoffgehalt in Gewässern weltweit dramatisch abnimmt - auch wegen des Klimawandels. Wie steht es um Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz?

Der Klimawandel heizt nicht nur die Meere, sondern auch Seen und Fließgewässer auf. Warmes Wasser kann weniger Sauerstoff aufnehmen. Unter dem Sauerstoffmangel leiden unter anderem die Fische.

Dieser klimabedingte Sauerstoffmangel in Gewässern ist ein globales Problem - auch Deutschland ist betroffen: Flüsse und Bäche haben in den vergangenen Jahren wegen gestiegener Temperaturen auch hierzulande Sauerstoff verloren, sagt Fulgor Westermann vom Landesamt für Umwelt in Rheinland-Pfalz. „Man kann ungefähr sagen, dass kleine Bäche in den letzten 30 Jahren, etwa im Durchschnitt ein Grad wärmer geworden sind.“

Mehr Sauerstoff durch künstliche Strömung

In Rheinland-Pfalz ist das Sauerstoffproblem zwar im Vergleich zu den früheren Jahrzehnten enorm zurückgegangen. Doch noch immer habe jeder achte Fluss in Rheinland-Pfalz ein mäßiges oder leichtes Sauerstoffproblem, sagt Fulgor Westermann. Sorgenkinder seien der Saarunterlauf und die Mosel. Der Grund: Die Schifffahrtsstraßen bestehen größtenteils aus Stauketten. Das Wasser fließt hier nur langsam. Und darum sei die Lösung bei kurzfristig niedrigen Sauerstoffwerten, so Fulgor, das Wasser schneller fließen zu lassen.

In solchen Fällen würden Wehre abgesenkt, so der Gewässerexperte, dann könne durch die künstlich erzeugten Strömung Sauerstoff in Wasser gelangen. Das sei aber eine reine Behelfsmaßnahme.

Flüsse wie die Mosel, die Saar und der Neckar leiden noch immer unter Sauerstoffmangel. Das liegt auch am Klimawandel | Mosel von oben
Flüsse wie die Mosel (Bild), die Saar und der Neckar leiden noch immer unter Sauerstoffmangel. Das liegt auch am Klimawandel.

Solche kurzfristigen Lösungen kennt man auch in Baden-Württemberg. Vor allem der Neckar sei empfindlich gegenüber niedrigen Sauerstoffgehalten, sagt Uwe Bergdolt vom Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. "Beim Neckar ist es so, (...) der fließt sehr langsam. Die Oberfläche ist breiter, heizt sich stärker auf. Stärker aufgeheiztes Wasser bedeutet, es kann grundsätzlich schon mal weniger Sauerstoff aufnehmen, deswegen muss man den Neckar besonders schützen."

Kläranlagen sorgen für mehr Sauerstoff in Gewässern

Aktuelle sieht Uwe Bergdolt in Rhein und Neckar keine dramatisch sinkenden Sauerstoffwerte. Denn an vielen Stellen im Südwesten werden Kläranlagen weiter ausgebaut, um so vor allem Phosphorverbindungen aus den Abwässern zu filtern. Diese wirken sonst wie ein Dünger für Algen und Wasserpflanzen. Sterben diese ab, werden sie von Mikroorganismen zersetzt. Dabei wird viel Sauerstoff verbraucht.

Kläranlagen befreien Flüsse von Phosphorverbindungen, die den Algenwachstum und damit den Verbrauch von Sauerstoff im Gewässer begünstigen | Kläranlagebecken mit algenreichem Wasser von oben
Kläranlagen befreien Flüsse von Phosphorverbindungen, die den Algenwachstum und damit den Verbrauch von Sauerstoff im Gewässer begünstigen.

Klimawandel bedroht Fische

Bestimmte Fische wie die Forelle brauchen sauerstoffreiches, aber auch kühles Wasser. Wenn die Wassertemperaturen für längere Zeit steigen, wandern die Fische ab, sagt Uwe Bergold von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Auch Äschen haben teilweise heute schon Probleme mit den Wassertemperaturen. Bei längeren Hitzephasen würde außerdem die Gefahr für mehr Fischkrankheiten zunehmen, sagt Fulgor Westermann vom Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz.

Eine grundsätzliche Besserung sei wegen des Klimawandels wohl nicht in Sicht, sagt Fulgor Westermann. Er verweist auf Prognosen der Wassertemperaturen in Rheinland-Pfalz, die teilweise bis ins Jahr 2100 reichen. „Die Tage mit Überschreitungen von kritischen Temperaturen nehmen zu.“

Maßnahmen können Ökosystemen helfen

Es gebe jedoch ein großes Potential, die stoffliche Belastung der Gewässer zu verringern, so Westermann. Gegensteuern könne man mit noch besseren Kläranlagen, weniger Belastungen durch die Landwirtschaft oder zum Beispiel auch mit schattenspendenden Bäumen am Rand der Flüsse und Bäche.

Fische wird es auch bei steigenden Wassertemperaturen in den Flüssen und Bächen geben. Statt Forellen werden es dann aber zum Beispiel mehr Karpfen sein.

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