Über den Inhalt des "Ufo-Berichts" wurde schon seit Wochen spekuliert. Nun wurde er endlich publiziert: Der Bericht einer Task Force, die sich in den vergangenen sechs Monaten auf Beschluss des US-Kongresses hin mit all dem beschäftigt hat, was landläufig "UFO-Sichtung" genannt wird.
Unbekannte Flugobjekte und unbekannte Phänomene im Luftraum sind nicht dasselbe
Der Bericht ist neun Seiten lang, ein dünnes Papier und in sehr nüchterner Sprache gehalten. Kein einziges Mal ist darin von Aliens die Rede und auch nicht von unbekannten Flugobjekten – kurz: UFOs. Der zentrale Begriff, um den sich alles dreht, ist „Unidentified Aerial Phenomena“. Kurz UAPs, zu Deutsch die nicht identifizierten Phänomene im Luftraum.
Keine UFOs, dafür UAPs. Ein kleiner Unterschied, aber es ist korrekt, diese Unterscheidung zu treffen. Denn in ungefähr der Hälfte aller Fälle ist gar nicht klar, ob das, was da gesichtet wurde, überhaupt ein Objekt ist oder nur eine Lichtspiegelung an Wolkentröpfchen oder unterschiedlich warmen Luftschichten.
Dunkle Schatten und Lichtellipsen
144 Beobachtungen hat die Taskforce analysiert. Unter anderem dunkle Schatten auf Videoaufnahmen und Berichte von Lichtellipsen, die über den Himmel sausen und auch mal ins Meer abtauchen. In 143 Fällen hat sie keine Verantwortlichen für die beobachteten Phänomene gefunden, und sie geht auch nicht weiter auf die Frage ein, ob da etwa chinesische, russische oder außerirdische Technik dahinterstecken könnte.
Nur in einem Punkt legt sich die Arbeitsgruppe fest: dass all die Beobachtungen, nicht eine einzige, gemeinsame Ursache haben können, sondern ganz verschiedene Ursachen haben müssen. Die Task Force selbst konnte während ihrer Arbeit am Bericht in den vergangenen sechs Monaten lediglich einen Fall aufklären. Eine in sich zusammenfallende Hülle eines großen Ballons hatte zunächst unerklärliche Lichterscheinungen am Himmel hervorgerufen.
Offizielles Videomaterial der US-Marine verfügbar
Das dokumentierte Material umfasst Augenzeugenberichte, oft ergänzt durch Videos oder Wärmebilder, die von Piloten mit den Kameras ihrer Kampfjets aufgenommen wurden, aber auch Radarbilder. Rein anekdotische Erzählungen ohne untermauerndes Datenmaterial, wurden bei der Auswertung weggelassen. Die belastbarsten Teile der bis ins Jahr 2004 zurückreichenden Datensammlung stammen von Pilotinnen und Piloten der US-Marine.
Routinemäßige Erfassung von undefinierbaren Luft-Phänomenen seit 2019
Dass die Navy so gute UAP-Datensätze liefert, hat damit zu tun, dass sie seit 2019 solche Beobachtungen routinemäßig, nach einem festgelegten Verfahren erfasst. Doch weil diese Erfassung von UAPs nur bei der Navy und seit kurzer Zeit auch bei der US-Luftwaffe üblich ist, ist das Gesamtbild, das sich daraus ergibt, möglicherweise verzerrt. Es könnte sich beispielsweise bei vielen Phänomenen um Artefakte in komplexen, bildgebenden Systemen des Militärs handeln, die aber noch nicht als solche erkannt wurden.
Weitere Auswertung der Beobachtungen steht noch aus
Von den 144 der seit 2004 dokumentierten Beobachtungen, welche die Task Force als untersuchungswürdig eingestuft hat, wurden 80 als echte Objekte identifiziert, weil sie von unterschiedlichen Sensorsystemen gleichzeitig detektiert wurden. In 18 Fällen werden den Objekten irritierende Flugeigenschaften zugeschrieben, beispielsweise abrupte Richtungsänderungen oder ein außergewöhnlich hohes Tempo. Doch eine Analyse dieser Beobachtungen nach wissenschaftlichen Maßstäben, durch erfahrene Forscher, am besten durch mehrere, voneinander unabhängige Forschungsgruppen, die steht erst noch aus.
Künstliche Intelligenz soll bei der Aufklärung unbekannter Luft-Phänomene helfen
Für die Zukunft der UAP-Analyse regt die Task Force an, Beobachtungen von verwunderlichen Phänomenen im Luftraum über den USA besser und vergleichbarer zu dokumentieren. Das könnte dabei helfen, Ähnlichkeiten und Muster in den Daten zu erkennen, die zur Aufklärung beitragen könnten. Zur Mustererkennung sollte auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden.
Erforschung unbekannter Luft-Phänomene braucht mehr Personal und Geld
Außerdem sollte in den Trainingsgebieten der Navy-Flieger auch dann nach UAPs Ausschau gehalten werden, wenn die Kampfjets gerade nicht in der Luft sind. Und die Beobachtungen der Militärs sollten routinemäßig mit Daten anderer Behörden zusammengeführt werden – etwa mit den Berichten über unerklärliche optische Erscheinungen, welche die zivile Flugüberwachung von den Piloten der Linienmaschinen erhält.
Die Daten verschiedener Behörden zusammenzuführen und auszuwerten – dafür braucht es nach Einschätzung der Task Force zusätzliches Personal und damit auch Geld. Und mit dem Hinweis darauf, dass ohne mehr Personal und Geld die Aufklärung von UAPs nur schwer möglich sein wird, hat die Task Force den Ball wieder elegant zurück ins Feld der Politik gespielt.