Bei Blutspenden ist es wichtig, die jeweilige Blutgruppe zu kennen.

Weltblutspendetag

So wurden die Blutgruppen entdeckt

Stand
Autor/in
Nina Kunze
Nina Kunze ist Reporterin und Redakteurin bei SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Lena Schmidt

Dass Bluttransfusionen heute sicher sind, hat mit einer wichtigen Entdeckung zu tun: Vor etwa 120 Jahren entdeckte Karl Landsteiner das A-B-Null Blutgruppensystem. So kam es zum medizinischem Durchbruch.

Am 14. Juni ist Weltblutspendetag. Das Datum kommt nicht von ungefähr: Der Tag fällt auf den Geburtstag des Entdeckers des klassischen A-B-Null Blutgruppensystems. Die Rede ist von Karl Landsteiner, einem Arzt aus Österreich. Kleine Blutklümpchen brachten ihn auf die Idee, Blut näher zu untersuchen und in Gruppen einzuteilen.

 Blutspenden retten Leben

Wer heute eine Bluttransfusion bekommt, hat mit ziemlicher Sicherheit nichts zu befürchten. Vor etwa 120 Jahren war das noch anders: Damals war es noch Glückssache, ob eine Bluttransfusion einem Patienten das Leben rettete oder den Tod brachte - so schien es zumindest. Doch einige Wissenschaftler vermuteten bereits damals ein System dahinter. 

Dazu zählte auch der in Österreich geborene Arzt Karl Landsteiner. Der war zu dieser Zeit in Wien tätig. Im Jahr 1900 fiel ihm auf, dass sich häufig Klumpen bildeten, wenn man das Blut zweier Menschen vermischte. Im Labor führte er daraufhin systematische Untersuchungen durch. Dazu nahm er sich selbst und einigen Mitarbeitern Blut ab. Dieses trennte er in seine zwei Hauptbestandteile auf: die roten Blutkörperchen und das sogenannte Serum - eine durchsichtige Flüssigkeit. 

Nun kombinierte Landsteiner jeweils Blutkörperchen und Serum von unterschiedlichen Spendern und notierte, ob sie sich verklumpten. Dabei fiel ihm auf, dass die Proben sich in drei Gruppen einteilen ließen. Er nannte sie kurzerhand A, B und C.  

Eine Mitarbeiterin des DRK Blutspendedienstes legt die Kanuele an den Arm der Spenderin.
Eine Blutspende wird immer medizinisch überwacht. Bei möglichen Nebenwirkungen - wie etwa Kreislaufproblemen - sind Ansprechpartnerinnen und -parrtner sofort verfügbar.

A, B - und C? Diese Blutgruppen gibt es

Heutzutage wissen wir, dass diese Blutgruppen durch bestimmte Strukturen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen zustande kommen, sogenannte Antigene. Menschen mit Blutgruppe A haben Antigen A, Menschen mit Blutgruppe B haben Antigen B - und wieder andere haben keins von beiden.  

Das ist Landsteiners Blutgruppe C. Aus ihr wurde später Blutgruppe 0 - wie Null Antigene. Außerdem fanden Landsteiners Kollegen ein Jahr nach seiner Entdeckung heraus, dass es auch Menschen mit beiden Antigenen gibt. Sie haben die Blutgruppe AB. 

Audio herunterladen (1,7 MB | MP3)

Landsteiner entdeckte auch Rhesus-Faktor

Auch der Zusatz, ob man beispielsweise Blutgruppe A-Positiv oder A-Negativ hat, geht auf Landsteiner zurück. Den sogenannten Rhesus-Faktor entdeckte der mittlerweile in den USA Tätige etwa 40 Jahre später gemeinsam mit zwei Kollegen. Damit war er auch am zweitwichtigsten Blutgruppensystem beteiligt. Der Name geht auf Rhesus-Affen zurück, da sie für die Forschung als Versuchstiere genutzt wurden.

Das Bild zeigt die Nobelpreisträger von 1930.
Auf dem Bild sieht man neben Karl Landsteiner, der in dem Jahr den Nobelpreis für Medizin gewannt, noch die anderen Preisträger von 1930 (v. l.): Venkata Raman (Physik), Hans Fischer (Chemie), Karl Landsteiner and Sinclair Lewis (Literatur).

Diese Blutgruppenkombinationen gibt es:

  • A-, A+
  • B-, B+
  • 0-, 0+
  • AB- und AB+

Eine Blutgruppenbestimmung ist beim Blutspenden übrigens gratis. Die zu kennen, schadet auf keinen Fall und kann möglicherweise bei einem Unfall einen klaren Zeitvorteil bringen. Wer seine Blutgruppe einfach nur so wissen will, muss in der Regel dafür zahlen.

Menschen mit Blutgruppe 0 sind Universalspender

Doch weshalb kommt es manchmal zu besagten Verklumpungen? Wieso sind nicht alle Blutgruppen kompatibel? Im Prinzip lässt sich sagen: Gegen alles, was unser Körper nicht kennt, bildet er Antikörper – und die befinden sich ebenfalls im Blut. Menschen mit Blutgruppe A bilden keine Antikörper gegen Antigen A, jedoch gegen Antigen B. Kommt ihr Blut in Kontakt mit Antigen B, binden die Antikörper an die Antigene und das Blut verklumpt. Mit Blutgruppe B ist es genau andersrum.

Analog zum AB0-System funktioniert auch das Rhesus-System: rhesusnegative Menschen bilden Antikörper gegen rhesuspositives Blut. Also ist auch dieser Faktor bei Bluttransfusionen unbedingt zu beachten.

Aus diesem Grund gelten Menschen mit Blutgruppe 0 als Universalspender - ihre Blutkörperchen tragen keines der Antigene, gegen die eine andere Person Antikörper bilden könnte. Sie können allen Menschen Blut spenden. Die Gewinner sind Menschen mit Blutgruppe AB - sie haben keine Antikörper gegen A und B im Blut und können deshalb alle Blutgruppen empfangen.

Mehr zum Thema Blutspende und Blutgruppen

Zeitwort 14.11.1901: Karl Landsteiner entdeckt die Blutgruppen

„In einer Anzahl von Fällen (Gruppe A) reagiert das Serum auf die Körperchen einer anderen Gruppe (B), nicht aber auf die der Gruppe A …“

SWR2 Zeitwort SWR2

Rheinland-Pfalz

Weltblutspendetag Warum Blutspenden auch für Spender Vorteile hat

Menschen, die ihr Blut spenden, tun dies vor allem, um anderen zu helfen. Dabei hat Blutspenden auch viele Vorteile für die Spender.

Guten Morgen RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg

Blutgruppenforscher Dr. Johannes Fischer | 25.7.2022 Zu wenig Blutspenden in Deutschland: Wattwürmer als Lösung?

Zu wenige Menschen in Deutschland spenden Blut. Das hat Folgen. Johannes Fischer vom Universitätsklinikum Düsseldorf weiß: Wattwürmer könnten eine Lösung sein.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

Stand
Autor/in
Nina Kunze
Nina Kunze ist Reporterin und Redakteurin bei SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Lena Schmidt