Die Entstehung der Schwäbischen Alb führt zurück ins Hauptzeitalter der Dinosaurier – den Jura. Zwischen 199 und 146 Millionen Jahren vor unserer Zeit liegt Süddeutschland innerhalb des damaligen Tethysmeeres. Im flachen, warmen Wasser wachsen Korallenriffe, und Ichthyosaurier – sogenannte Fischsaurier – jagen nach Fischen und Kopffüßern wie dem bekannten Nautilus. Unzählige Fossilien im Urweltmuseum Holzmaden sind stille Zeugen jener Zeit. Im Laufe von 53 Millionen Jahren wachsen aus den Kalkgerüsten der Korallenriffe drei mächtige Gesteinsschichten heran: Der Schwarze Jura (Lias), der Braune Jura (Dogger) und der Weiße Jura (Malm) – sie bilden heute eine geologische Einheit, die vom Französischen Jura im Westen bis zur Fränkischen Alb im Osten reicht. Durch die Auffaltung der Alpen, die vor etwa 50 Millionen Jahren beginnt, sinkt das Alpenvorland ab. In einer Art ausgleichenden tektonischen "Wellenbewegung" wird die Schwäbische Alb angehoben. Dabei entstehen Risse, Störungen und Klüfte im spröden Kalkgestein.
Ein wahrer Chemiebaukasten
Nun beginnt eine Kettenreaktion: Regenwasser (H₂O) fällt auf die bewaldete Schwäbische Alb und löst Kohlendioxid (CO₂) aus dem sauren Waldboden. Die so entstehende Kohlensäure (H₂CO₃) versickert in den Spalten und Rissen. Dabei löst sie Calcium (Ca2+) aus dem Kalkstein (CaCO₃) heraus, bis ein Gleichgewicht zwischen Calcium und Kohlensäure erreicht ist. So wachsen die Spalten zu großen Hohlräumen und an wasserundurchlässigen Schichten schließlich zu unterirdischen Flusssystemen heran. Doch wenn das Regenwasser nicht mehr an der Oberfläche abfließt, sondern in der Tiefe verschwindet, sinkt der Grundwasserspiegel, bis schließlich auch die unterirdischen Flüsse trockenfallen und zu Höhlen werden. In diesem Moment kehrt sich der chemische Prozess wieder um. Die wässrige Lösung aus Kalk und Kohlensäure – auch Calciumhydrogencarbonat (Ca(HCO₃)₂) genannt – sickert durch das Gestein, bis sie an der Höhlendecke wieder austritt. In diesem Moment geht ein Teil des Kohlendioxids in die Höhlenluft über. Das Gleichgewicht in der Lösung ist gestört, weshalb Calciumkarbonat (CaCO₃) aus der Lösung ausfällt und sich als Kalkstein an der Höhlendecke verfestigt. An dieser Stelle bildet sich ein kleines Röhrchen, das mit jedem Tropfen zu einem Stalaktit – also einem hängenden Tropfstein – wächst. Fällt der Tropfen auf den Höhlenboden wächst ein sogenannter Stalagmit nach oben. Ein Kubikzentimeter Tropfstein entsteht in der Bärenhöhle in 60 bis 80 Jahren. Treffen der Stalaktit und der Stalagmit nach tausenden von Jahren aufeinander, bilden sie eine Tropfsteinsäule, die Stalagnat genannt wird.
Ausflug in den schwäbischen Underground
Einige der 2.500 Höhlen der Schwäbischen Alb wie die Höhlen am Sonnenbühl oder der Archäopark Vogelherd sind im Sommer öffentlich zugänglich und ein faszinierendes Ausflugsziel. Hier lässt sich die ganze Pracht der Tropfsteinhöhlen erleben. Funkelnde Sintervorhänge, die aus tropfenden Rissen entstehen und wie versteinerte Wasserfälle aussehen, zählen genauso dazu wie die Überreste früherer Höhlenbewohner. Höhlenlöwen und vor allem Höhlenbären nutzten sie bis vor etwa 11.000 Jahren als Unterschlupf, was unzählige Skelette verraten. Und auch der Mensch hinterließ seine Spuren bereits vor 40.000 Jahren während der letzten Eiszeit. Davon zeugen einzigartige Kunstwerke aus Elfenbein. Die berühmtesten sind die Venus vom Hohlefels bei Schelklingen sowie der sogenannte Löwenmensch aus dem Hohlenstein im Lonetal, die heute in den Urgeschichtlichen Museen von Blaubeuren und Ulm ausgestellt sind.