Schmetterlingsforschung

Auf der "Jagd" nach dem Purpurweidenjungfernkind

Stand
Autor/in
Dirk Neumann
Onlinefassung
Julia Otto

Es kommt nicht alle Tage vor, dass in Deutschland Tierarten neu entdeckt werden. Dem Schmetterlingsforscher Robert Trusch vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe ist dieses Kunststück gelungen. Das Purpurweidenjungfernkind ist ein kleiner Nachtfalter, der zuletzt 1935 im Elsass gesichtet wurde – nach 10 Jahren Suche wurden die Forschenden auch in Deutschland fündig.

Am Ufer des südlichen Oberrheins verbirgt sich ein Schatz. Jäger dieses verlorenen Schatzes ist Robert Trusch vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe. 2015 hat der Biologe das Purpurweidenjungfernkind, eine seltene Schmetterlingsart, erstmals in Deutschland entdeckt. Jetzt gelangen einem Filmteam des SWR die ersten Filmaufnahmen dieser Spezies in freier Wildbahn.

Entdeckung des Purpurweidenjungfernkind

Robert Trusch erklärt:

"Das ist so eine Besonderheit eine Großschmetterlingsart neu für Deutschland zu entdecken, die dazu noch tagaktiv ist und noch bunt gezeichnet mit orangenen, knallorangenen Hinterflügeln – das ist sowas Besonderes, also das passiert vielleicht einmal im Forscherleben."

Sie haben diese Art gezielt dort gesucht, da es uralte Funde aus dem Elsass von ungefähr 1935 bereits gab. Sie haben aber 10 Jahre gesucht, bis sie die Art 2015 überhaupt gefunden haben, da der Falter perfekt getarnt ist, solange er sich nicht bewegt.

Neue Schmetterlingsart entdeckt
Trusch und seine Kollegen haben in den Auwäldern auf der deutschen Seite des Oberrheins gesucht und wurden nach 10 Jahren fündig.

Beleg des Purpurweidenjungfernkind Falters

Um wirklich sicher zu gehen, dass es sich um die gesuchten Purpurweidenjungfernkinder handelt, müssen die Schmetterlingsjäger sie einfangen und aus der Nähe betrachten. Die Falter werden bestimmt und gezählt. Ein paar wenige von ihnen wandern in die Tasche. Sie werden für die Nachwelt präpariert – als "Belegexemplare".

Trusch erklärt, dass der Beleg dazu da sei, immer wieder den Nachweis bringen zu können, dass es sich wirklich um die Art Boudinotiana touranginii handle. Der Beleg komme dann in das Karlsruher Natukundemuseum und in hundert Jahren könne man dann noch sehen, dass die Art hier vorkam und es auch hoffentlich in 100 Jahren immer noch tue.

Schmetterlingsjäger fangen die Schmetterlinge ein und betrachten sie aus der Nähe. Die Falter werden bestimmt und gezählt. Ein paar wenige werden für die Nachwelt präpariert.
Schmetterlingsjäger fangen die Schmetterlinge ein und betrachten sie aus der Nähe. Die Falter werden bestimmt und gezählt. Ein paar wenige werden für die Nachwelt präpariert.

Der Falter ist bedroht

Die Sorge ist groß, dass sie nicht so lange überdauern, sondern kurz nach ihrer Entdeckung schon wieder verschwunden sein könnten. Die Raupen leben im Holz der Purpurweiden und die hatten dieses Jahr extrem zu leiden. Trusch bedauert, dass es im Februar noch extreme Schneefälle von über einem halben Meter gegeben habe, die dazu führen würden, dass die ganzen Weidenbüsche zusammengebrochen sind unter der Schneelast. Dazu sei noch fast zur gleichen Zeit ein extremes Hochwasser nach gekommen, was die ganzen Büsche zusammengeschoben habe. Die Aue sehe fast vernichtet aus.

Also man würde das als Mensch als Katastrophe oder als verheerend ansehen.

Purpurweide
Das Purpurweidenjungfernkind liebt, wie der Name schon sagt, Purpurweiden.

Die Art ist gut angepasst

Doch zum Glück sind die Falter und ihre Raupen widerstandsfähiger als gedacht: Die gute Nachricht sei, dass diese Art an die Aue so gut angepasst sei, dass sie dieses Jahr so häufig zu beobachten sei, wie noch nie. An einem Beobachtungstag seien es 53 Exemplare gewesen – eine Abundanz die es so in den Vorjahren noch nie gegeben habe. 20 Beobachtungen seien da schon gut gewesen, erklärt Trusch.

Neue Schmetterlingsart entdeckt
Doch zum Glück sind die Falter und ihre Raupen widerstandsfähiger als gedacht: sind sind gut an die Aue angepasst.

Eine gute Nachricht für die Artenvielfalt

Dass sie eine neue Schmetterlingsart für Deutschland gefunden haben, sei eine tolle Nachricht. Es zeige, dass selbst in einem so gut durchforschten Gebiet wie Deutschland, wo es 200 Jahre Geschichte der Insekten- und Schmetterlingsforschung gebe, immer noch nicht alles entdeckt sei. Man kriege gar nicht mit, was es noch so gebe und öffne die Augen, dass noch immer Arten im Verborgenen schlummern – auch bei uns – die auch in 200 Jahren Forschung nicht gefunden wurden.

Es lohnt sich also, mit offenen Augen durch die Landschaft zu streifen, wer weiß, welchen Schatz man da entdeckt.

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