Am Ufer des südlichen Oberrheins verbirgt sich ein Schatz. Jäger dieses verlorenen Schatzes ist Robert Trusch vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe. 2015 hat der Biologe das Purpurweidenjungfernkind, eine seltene Schmetterlingsart, erstmals in Deutschland entdeckt. Jetzt gelangen einem Filmteam des SWR die ersten Filmaufnahmen dieser Spezies in freier Wildbahn.
Entdeckung des Purpurweidenjungfernkind
Robert Trusch erklärt:
Sie haben diese Art gezielt dort gesucht, da es uralte Funde aus dem Elsass von ungefähr 1935 bereits gab. Sie haben aber 10 Jahre gesucht, bis sie die Art 2015 überhaupt gefunden haben, da der Falter perfekt getarnt ist, solange er sich nicht bewegt.
Beleg des Purpurweidenjungfernkind Falters
Um wirklich sicher zu gehen, dass es sich um die gesuchten Purpurweidenjungfernkinder handelt, müssen die Schmetterlingsjäger sie einfangen und aus der Nähe betrachten. Die Falter werden bestimmt und gezählt. Ein paar wenige von ihnen wandern in die Tasche. Sie werden für die Nachwelt präpariert – als "Belegexemplare".
Trusch erklärt, dass der Beleg dazu da sei, immer wieder den Nachweis bringen zu können, dass es sich wirklich um die Art Boudinotiana touranginii handle. Der Beleg komme dann in das Karlsruher Natukundemuseum und in hundert Jahren könne man dann noch sehen, dass die Art hier vorkam und es auch hoffentlich in 100 Jahren immer noch tue.
Der Falter ist bedroht
Die Sorge ist groß, dass sie nicht so lange überdauern, sondern kurz nach ihrer Entdeckung schon wieder verschwunden sein könnten. Die Raupen leben im Holz der Purpurweiden und die hatten dieses Jahr extrem zu leiden. Trusch bedauert, dass es im Februar noch extreme Schneefälle von über einem halben Meter gegeben habe, die dazu führen würden, dass die ganzen Weidenbüsche zusammengebrochen sind unter der Schneelast. Dazu sei noch fast zur gleichen Zeit ein extremes Hochwasser nach gekommen, was die ganzen Büsche zusammengeschoben habe. Die Aue sehe fast vernichtet aus.
Die Art ist gut angepasst
Doch zum Glück sind die Falter und ihre Raupen widerstandsfähiger als gedacht: Die gute Nachricht sei, dass diese Art an die Aue so gut angepasst sei, dass sie dieses Jahr so häufig zu beobachten sei, wie noch nie. An einem Beobachtungstag seien es 53 Exemplare gewesen – eine Abundanz die es so in den Vorjahren noch nie gegeben habe. 20 Beobachtungen seien da schon gut gewesen, erklärt Trusch.
Eine gute Nachricht für die Artenvielfalt
Dass sie eine neue Schmetterlingsart für Deutschland gefunden haben, sei eine tolle Nachricht. Es zeige, dass selbst in einem so gut durchforschten Gebiet wie Deutschland, wo es 200 Jahre Geschichte der Insekten- und Schmetterlingsforschung gebe, immer noch nicht alles entdeckt sei. Man kriege gar nicht mit, was es noch so gebe und öffne die Augen, dass noch immer Arten im Verborgenen schlummern – auch bei uns – die auch in 200 Jahren Forschung nicht gefunden wurden.
Es lohnt sich also, mit offenen Augen durch die Landschaft zu streifen, wer weiß, welchen Schatz man da entdeckt.