Netzhautschäden können zu Erblindung führen
Netzhautschäden wegen Diabetes sind eine der häufigsten Gründe, weshalb Erwachsene blind werden. In Ländern mit guter medizinischer Versorgung lässt sich leicht gegensteuern: Augenärzte können drohende Schäden bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen gut feststellen. In Entwicklungsländern ist das aber oft nicht möglich.
Forscher aus Bonn und Bangalore haben jetzt in einer Studie die Netzhautdiagnose per Smartphone erfolgreich getestet und ihre Ergebnisse im Fachblatt „Ophtalmology“ veröffentlicht.
Mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen können Betroffene vorbeugen
Wenn eine Zuckerkrankheit schlecht eingestellt ist, leiden die Gefäße: Im Auge sind davon vor allem feinste Äderchen der Netzhaut betroffen. Sie versorgen die Sinneszellen mit Sauerstoff und Nährstoffen. Wenn sie absterben, bilden sich krankhafte neue Gefäße – die schädigen die angegriffene Netzhaut weiter.
Ein Teufelskreis, der am Ende zur Erblindung führen kann. Mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen lässt sich vorbeugen. Wenn Warnzeichen rechtzeitig auffallen, können Ärzte die Netzhaut mit Laserlicht behandeln. Und natürlich dafür sorgen, dass die Zuckerwerte der Patienten sich wieder verbessern.
In Schwellenländern sind Kontrolluntersuchungen Luxus
In Schwellenländern wie Indien sind solche Kontrolluntersuchungen ein Luxus für wenige. Das könnte sich bald ändern: Wissenschaftler der Universitäts-Augenklinik Bonn haben zusammen mit Kollegen der Sankara Eye Foundation in Bangalore die Netzhautdiagnose per Smartphone erprobt: vier unterschiedliche Ansätze haben die Forscher für ihre Studie in „Ophtalmology“ verglichen. Sie wollten sehen, wie gut sich Netzhautschäden mit einem normalen Mittelklasse-Smartphone erkennen lassen.
Mit Speziallinsenaufsatz wurden 80 Prozent der Netzhautveränderungen erkannt
Am besten funktioniert die Netzhautdiagnose, wenn eine zusätzliche Speziallinse auf das Handy gesetzt wird. Damit entdeckten die Wissenschaftler fast 80 Prozent aller Veränderungen der Netzhaut – auch in frühen Stadien. Bei fortgeschrittenen Schäden lag die Trefferquote sogar bei 100 Prozent.
Die Diagnose per Handy ist einfach und erfolgreich
Die Forscher haben für ihre Testreihen augenärztliches Hilfspersonal einer großen Klinik in Bangalore geschult: Die Hilfskräfte filmten mit der Smartphone-Kamera den Augenhintergrund der Patienten - die Untersuchung dauerte nur ein bis zwei Minuten. Zur Diagnose gingen die Bilder dann per Internet an geschulte Fachärzte. Das ist der große Vorteil der Methode, gerade für Entwicklungs- und Schwellenländer: Auch geschulte Laien können die Untersuchung vornehmen; schnell und ohne teure Geräte.
Weniger Patientenkontakte in der Corona-Pandemie nötig
Weitere Funktionen sollen in einer App verfügbar werden
Zu Zeit entwickelt das deutsch-indische Forscherteam eine passende App: Mit ihr soll sich für jeden Patienten eine elektronische Krankenakte anlegen lassen. Außerdem arbeiten die Forscher an einer automatischen Vorauswertung der Aufnahmen mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Bei solchen Verfahren „lernt“ eine Software anhand tausender von Netzhautbildern, krankhafte Veränderungen selbstständig zu erkennen.