Weltraumforschung

Müllkippe Mond: Mondautos, Landerampen und Astronauten-Windeln

Stand
Autor/in
Thomas Hillebrandt
Onlinefassung
Anja Braun

Vor 51 Jahren waren Menschen erstmals auf dem Mond. Und auf die erfolgreiche Apollo 11 Mission folgten weitere Mondausflüge. Zurück blieb Müll. Denn auf den Landefähren zählte jedes Gramm.

“Eagle!” – “Houston!” – “ Es sieht gut aus!“ – mit diesen Worten verlassen die Apollo-11-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 um 18 Uhr 54 deutscher Zeit die Mondoberfläche.

Die Astronauten lassen ihren Müll auf dem Mond zurück

Bis Ende 1972 hinterlassen die Mond-Missionen enorm viel Müll auf dem Mond. Dazu zählen die Landegestelle der Mondfähren, 3 Mondautos, wissenschaftliche Geräte und US-Flaggen. Darüberhinaus listet die NASA fein säuberlich auf: Werkzeuge, Kabel und Kameras, Seife, Handtücher, Nagelscheren und Golfbälle.

Neben US-Flaggen und Großgeräten bleibt viel Kleinkram-Müll wie Seife, Handtücher, Nagelscheren und Golfbälle zurück.
Neben US-Flaggen und Großgeräten bleibt viel Kleinkram-Müll wie Seife, Handtücher, Nagelscheren und Golfbälle zurück.

Rund um die Landestellen liegen außerdem Plastikbehälter mit Urin, Stuhlgang-Tüten und besonders konzipierte Windeln. Die Landefähren waren viel zu eng für ein Klo und irgendwo muss auch dieser zutiefst menschliche Abfall ja hin, also: raus damit. Alles ist extrem gewichtsorientiert, alles, was man nicht unbedingt braucht, lässt man zurück.

Die Vermüllung des Mondes setzt schon früh ein

Als Neil Armstrong 1969 vom kleinen Schritt für einen Menschen und dem großen Sprung für die Menschheit spricht, hatte die Vermüllung des Mondes schon lange begonnen. Im September 1959 krachte die sowjetische Raumsonde Lunar 2 - als erstes von Menschen gebaute Objekt - auf die Mondoberfläche. Weitere unbemannte Sonden kamen dazu. Einige stürzen ab, andere landen weich, doch alle haben eines gemeinsam: Sie werden zu Elektroschrott.

Bemannte und unbemannte Mond-Sonden bleiben als Elektroschrott auf dem Mond zurück.
Bemannte und unbemannte Mond-Sonden bleiben als Elektroschrott auf dem Mond zurück.

Auch die 14 Tonnen schweren dritten Stufen der Saturn-Raketen, die die Apollo-Kapseln zum Mond brachten, liegen noch oben. Das vorerst letzte Stück Schrott kam im September 2019 dazu, als die indische Sonde „Chandrayaan 2“ auf dem Mond aufschlug.

Eine Mond - Müllabfuhr ist schwierig zu gestalten

So etwas wie eine Müllabfuhr gab es bis jetzt nur ein einziges Mal. Der Landeplatz von Apollo 12 im November 1969 wurde so gewählt, dass die Astronauten Teile einer 2 Jahre vorher gelandeten Raumsonde ausbauen und zurück auf die Erde bringen konnten. Immerhin.

Ein einziges Mal wurde der Landeplatz einer Mondmission so gewählt, dass die Astronauten Teile einer 2 Jahre vorher gelandeten Raumsonde ausbauen und zurück auf die Erde bringen konnten. 1969.
Ein einziges Mal wurde der Landeplatz einer Mondmission so gewählt, dass die Astronauten Teile einer 2 Jahre vorher gelandeten Raumsonde ausbauen und zurück auf die Erde bringen konnten. 1969.

Auf der Erde wäre der Schrott durch Wind und Wetter längst wegerostet, zersetzt und in Einzelteile zerlegt – auf dem Mond passiert das nicht, hier wirken ohne Atmosphäre nur die extremen Temperaturgegensätze von Mondtag und Mondnacht und die ungefilterte kosmische Strahlung.

Von besonderem Forschungsinteresse: die Stuhlgangtüten der Astronauten

Wissenschaftler würden daher heute gerne mal nachschauen, was aus dem Mondmüll so geworden ist, vor allem aus den Stuhlgangtüten der Astronauten. Sind die darin enthaltenen Mikroorganismen abgestorben? Oder sind sie in einer Art Ruhezustand? Wenn ja, könnte man sie wieder aufwecken? Das sind unbeantwortete Forschungsfragen. Dazu müsste aber die nächste Mondmission so geplant werden, dass die Tüten wieder aufgesammelt werden können. Das ist bisher nicht in Sicht.

Vor allem für die Stuhlgangtüten der Astronauten interessieren sich Forscher. Dazu müsste aber die nächste Mondmission so geplant werden, dass die Tüten wieder aufgesammelt werden.
Vor allem für die Stuhlgangtüten der Astronauten interessieren sich Forscher. Dazu müsste aber die nächste Mondmission so geplant werden, dass die Tüten wieder aufgesammelt werden.

Sicher ist : Wir haben vom Mond wenig mitgenommen, aber sehr viel dort gelassen. Die Apollo-Astronauten brachten insgesamt knapp 400 Kilo Gestein vom Mond auf die Erde, doch in den letzten knapp über 60 Jahren haben wir mehr als 190 Tonnen Müll auf dem Mond abgeladen.  Und da wir nun einmal Menschen sind, wird in Zukunft mit Sicherheit noch einiges an Abfall dazukommen.

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Thomas Hillebrandt
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Anja Braun